Zu den Gemeinsamkeiten von Islam und Christentum

Ein Beitrag, der u.a. die tolerante Seite des Islam v.a. gegenüber dem Christentum bzw. dessen enge Verschränkung damit aufzeigen soll. „Von den späteren Propheten sind namentlich diejenigen von Bedeutung, die später in Buchform auf uns gekommen sind, wie Moses, David und Jesus, gelten doch die Thora, der Psalter und das Evangelium als durch den Engel Gabriel übermittelte heilige Schriften. … Propheten, Märtyrer und Glaubenskämpfer und andere bevorrechtigte Personen können jedoch nach einer verbreiteten Anschauung sofort nach dem Tode in die himmlischen Gärten eingehen. Märtyrer sollen in den Kröpfen von grünen Vögeln, die die Freuden und Wasser des Paradieses genießen, die Auferstehung erwarten. Diese Anschauungen sind aber nicht allgemein verbreitet. … Das herannahende Weltende kündigt sich dadurch an, dass die allgemeinen Zeitverhältnisse immer schlechter werden und das islamische Gesetz nicht beachtet wird. Durch das Auftreten eines „Mahdî“ (d.h. von Gott „Geleiteten“) wird dann zwar vorübergehend die Rechtsordnung des Goldenen Zeitalters des Kalifen wiederhergestellt und die Macht des Unglaubens zurückgedrängt, auf die Dauer lässt sich der Verfall aber nicht aufhalten. Denn es tritt ein Antichrist al Dajjâl auf, der viele in die Irre führt, ein apokalyptisches Tier erscheint, und die kriegerischen Völker Gog und Magog richten große Verheerungen an. Rettung bringt die Wiederkunft Christi: `Isâ (Jesus), der nach seiner Himmelfahrt im Himmel geweilt hatte, steigt herab und tötet den Antichrist mit seiner Lanze, vernichtet Gog und Magog und richtet für eine Reihe von Jahren sein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit auf. ‚…Christus wird den Islam annehmen, heiraten, Kinder erzeugen, das islamische Gebet verrichten, alle Schweine schlachten und dann die Kopfsteuer der Nichtmuslime aufheben…’ Vierzig Jahre wird Jesus auf Erden bleiben, dann wird er sterben und in Medina neben Mohammed beigesetzt werden. … Die Guten gelangen für immer in das Paradies, wo kühle Ströme fließen und herrliche Fruchtbäume wachsen. Sie trinken dort nichtberauschenden Wein und erfreuen sich an Jungfrauen mit schwellenden Brüsten (Q 78,33), den sogenannten Hûris, die niemand zuvor berührte (Q 55,72). … Mit den Heiden soll so lange gekämpft werden, bis sie den Islam angenommen haben, die „Schriftbesitzer“, d.h. Juden und Christen, dürfen jedoch, wenn sie sich unterworfen haben, ihre Religion weiter ausüben, wenn sie eine Kopfsteuer bezahlen… Der kämpferische Charakter des Islam zeigt sich vor allem im Gebot des heiligen Krieges, der der Ausbreitung der Religion des Propheten dienen soll. Hierin wie in vielem anderen offenbart sich die Tatsache, dass der Islam nicht nur als eine religiöse, sondern auch als eine politische Erscheinung zu werten ist. Mohammed hat nicht nur eine Glaubensbewegung und eine religiöse Gemeinde, sondern auch ein Staatswesen geschaffen, und wenn nach dem Tode des „Gesandten Gottes“ auch das von ihm aufgestellte Ideal einer unlöslichen Verbindung der Religion mit dem arabischen Staat in der Praxis vielfach nicht aufrechterhalten werden konnte, so ist das Postulat doch bis heute lebendig geblieben. … Die verschiedenen Richtungen innerhalb des Islam haben sich auch häufig in blutiger Weise bekämpft. Im allgemeinen aber ist der Mohammedaner toleranter als der Christ. … ‚…tatsächlich ist der Islam im Laufe der Zeit der Ausschließung von Personen oder Gruppen wegen Lehrunterschieden immer mehr abgeneigt geworden.’ Wie in anderen Religionen fehlt es auch im Islam nicht an Denkern, welche in den anderen Religionen gleichberechtigte Gestaltungen menschlichen Glaubens erblicken. („Die fünf Weltreligionen – Hinduismus, Buddhismus, Chinesischer Universismus, Christentum, Islam“, Helmuth von Glasenapp, 1996 [1963], Diederichs Gelbe Reihe, S. 394-409. Speziell in „neo-religiösen“ Zeiten wie diesen würde sich ein Blick in dieses immer noch aktuelle Buch lohnen – v.a. aufgrund der darin enthaltenen verbindenden Betrachtungen.)
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