Pro und contra Umverteilung
Wider (zuviel) Umverteilung:
"Steuern, die zur Finanzierung von Umverteilungsmaßnahmen erhoben werden, bewirken stets Verzerrungen, die die Verteilungsmasse verringern: die Armen mögen infolgedessen zwar einen größeren Teil des Sozialprodukts erhalten, sich aber durch die Umverteilungsbemühungen trotzdem nicht sehr viel besser stellen. Eine wachstumsorientierte Politik dürfte hingegen den Armen einen kleineren Teil des Sozialprodukts zur Verfügung stellen; wächst das Sozialprodukt aber dann erheblich stärker, stellen sich die Armen tatsächlich besser [In der Fußnote dazu: Dies setzt natürlich voraus, dass ihr Wohlstand von der absoluten Höhe ihres Einkommens abhängt und nicht davon, wir groß ihr Konsum im Vergleich zu anderen ist]." (J. Stiglitz* und B. Schönfelder in "Finanzwissenschaft", 1996, Oldenbourg Verlag, S. 749)
Pro Umverteilung:
"Empirische Untersuchungen lassen .. allerdings den Schluss zu, dass der Schaden, den die Steuern an der Arbeitsmoral der Bürger anrichten, doch eher gering ist. Vielleicht ist in einigen wenigen Gruppen die Arbeits-Angebotskurve möglicherweise sogar rückläufig und zeigt an, dass eine Lohnsteuer die Arbeitsleistung eher anspornt als verringert. ... Das wahrscheinlich potentiell größte Loch im Umverteilungskübel ist die Sparkomponente. Bisweilen hört man auch die Auffassung, hohe Steuersätze würden sich negativ auf das Spar- und Investitionsverhalten auswirken. Nur bieten die gesamtwirtschaftlichen Daten für die USA kaum einen Anhaltspunkt für diese Meinung. ... im Jahr 1973, bei einer angeblich überhöhten Steuersenkung, wurden nach wie vor [1929, als die Bundessteuern sehr niedrig waren] 16 Prozent des BIP gespart und investiert. Und nach den drastischen Steuersenkungen der frühen achtziger Jahre fiel die nationale Sparrate sogar auf das niedrigste Niveau seit der großen Depression. ... Wird hier vielleicht die wirtschaftliche Ethik untergraben? Werden junge Leute von der Aussicht auf hohe Steuern so sehr abgeschreckt, dass sie sich Drogen und Müßiggang zuwenden? ... Staatliche Maßnahmen zur Durchbrechung des Teufelskreises der Armut sind Investitionen, die zwar heute Ressourcen verschlingen, morgen aber die Produktivität heben werden." (Samuelson, Paul A.** und Nordhaus, William D. 1998, Volkswirtschaftslehre, Übersetzung der 15. Auflage, Wien: Ueberreuter, S. 438)
* Nobelpreis im Bereich Wirtschaftswissenschaften 2001.
** U.a. (ebenfalls) Nobelpreisträger (1970) und wirtschaftlicher Ratgeber von John F. Kennedy. (Vgl. S. 5 in genannter Quelle)

