Ad Terroranschläge in London

Ärgerlich, was dumme Politiker in Kombination mit dummen Fanaten anrichten können.

Ärgerlich auch, dass die Politiker (und Medien) anscheinend beschlossen haben, dass "wir" ("Europa") plötzlich wieder alle betroffen und angefriffen worden sind: genausowenig wie das heute ein Anschlag auf "die Engländer" war, war das in Madrid dazumals ein Anschlag auf "die Spanier" (Schlagzeile von damals: "Rund 90 Prozent der Spanier lehnen die spanische Beteiligung am Irak-Krieg ab")! Gemeint war stattdessen spezifisch die jeweilige Regierung (wegen spezifisch dem Irak-Krieg), aber die will natürlich (jeweils) die Schuld von sich weisen: und die Medien machen mit!?

Blair: "Barbarische Terroranschläge"
Bush: "Krieg gegen Terrorismus geht weiter"
EU-Kommissions­präsident Barrosso verurteilt "Attacke auf Demokratie"
EU-Parlamentspräsident: Europa vereint mit Großbritannien
(Erscheint nur mir das ärgerlich/scheinheilig?)

Genau das ist es, was viele von Europa nicht wollen: dass alle bedingungslos in einem Boot sitzen müssen, egal wohin es steuert (bzw. feuert). Und gerade ein mehr als zweifelhafter Krieg wie jener gegen den Irak wäre der beste Anlass, die Pluralität zu betonen. Stattdessen wird aber versucht, ihn für gegenteiliges zu instumentalisieren. Schließlich handelt es sich bei den Anschlägen ja um Anschläge auf die Demokratie, die Freiheit, die Menschenrechte, die Menschenwürde, etc. (und nicht etwa um "Racheakte" für dubiose, ebenfalls "barbarische" Angriffe im Namen solcher Werte, welche ebendiese paradox erscheinen, an ihnen zweifeln lässt und von denen uns speziell die USA, welche "uns" das eingebrockt haben, [momentan] ein Lied singen können...).

Das einizig "gute" an diesem Anschlag: er hat wohl kommen müssen und jetzt ist es zumindest (hoffentlich) vorbei, d.h. die "Rachegelüste" (zumindest gegenüber England) sind wohl vorerst gestillt. Was natürlich nicht heißen soll, dass diese verständlich sind bzw. als gerechtfertigt gesehen werden können (zumindest für einen an Gewaltfreiheit interessierten Menschen).

Aktuelle Berichte zu den heutigen Anschlägen in London finden Sie (u.a.) unter:

http://derstandard.at/?url=/?id=2103979

Das anlässlich der Terroranschläge in Madrid (bei denen Oberdenker selbst anwesend war) veröffentlichte Material, welches auch hier noch großteils relevant ist, finden Sie unter dem nachfolgenden Link "Mehr dazu".

Feedback (Kommentare) wäre(n) wie immer erfreulich!

ob Link Kommentare


Kommentar von Anonymous Anonym dazu:

stimme zu.

7/7/05 20:48  
Kommentar von Blogger ob dazu:

...und ich hätte zu meinem Text noch gerne angefügt:

Das war kein Angriff auf die Demokratie, Freiheit, etc., sondern einer auf die Intoleranz und den Imperialismus des Westens. (Bezüglich Imperialismus haben einige wohl zu wenig aus der Geschichte gelernt; Bezüglich Intoleranz siehe z.B. die heute beim Thema Soziales veröffentlichte Textstelle von Sami Nair)

8/7/05 16:19  
Kommentar von Anonymous Anonym dazu:

Eines müssen die Menschen endlich begreifen: Gegen solche Anschläge ist man in einer Demokratie so gut wie machtlos.
In einer Diktatur könnte man natürlich einfach alle Moslems in Lager sperren und würde so neben den vielen Unschuldigen auch
die handvoll Terroristen aus dem Weg schaffen. Aber wenn wir in einer freien demokratischen Gesellschaft leben wollen, sind
wir gegen solche Täter schlichtweg machtlos. Wenn ein Mensch andere Menschen töten will und ihm sein eigenes Schicksaal dabei egal ist, kann
man das so gut wie kaum verhindern. Das einzige was der Westen tun kann, ist Bildung und Frieden in anderen Ländern zu fördern(aber bitte nicht
mit Arroganz, Invasion oder Waffenlieferungen), damit es den Terrororganisationen nicht mehr so leicht fällt Menschen für ihre Zwecke zu finden.
Aber genau das Gegenteil hat der Westen die letzten Jahrzehnte getan und insofern bekommen wir jetzt die Rechnung präsentiert.
Noch etwas anderes sollten wir manchmal bedenken, im Irak müssen die Menschen täglich mit solchen Anschlägen leben und es ist den
Nachrichtensendern schon lang keine Sondermeldung mehr Wert, da fragt man sich doch wieso?
Ganz einfach: weil "uns" das nicht betrifft, aber wenn es dann in "unseren" Städten knallt sind wir tief schockiert und zwar nur aus einem Grund,
weil wir jetzt plötzlich Angst haben. Wir sollten "uns" vielleicht auch mal mit dem irakischen Volk solidarisch erklären und nicht nur immer mit
den USA, Spanien, England...usw. Und wen zum Teufel meint man mit "uns"?

14/7/05 13:28  
Kommentar von Blogger ob dazu:

Also erstmals danke für die Ergänzungen, denen ich großteils nur beipflichten kann (v.a. der angesprochenen "Zwangssolidarität": manchmal kommt mir vor, die Politiker bevorzugen anstatt Objektivität klare Abgrenzungen zwischen "wir" und "die da", d.h. klare Freunde und klare Feinbilder - was natürlich eine ziemliche Abstraktion darstellt, menschlich ist, aber in solchen Fällen halt leider zu oftmals brutalen Ergebnissen führt (weshalb man sich auch von - intelligenten und gebildeten? - Politikern etwas mehr Objektivität wünschen und erwarten würde).

Mit dem Argument der Demokratie u.v.a. der "Bürgerfreiheiten" als Hindernis habe ich so meine Probleme. Erstens einmal könnte man solcherlei Vorkommnisse auch in einer Diktatur nicht verhindern und zweitens (und viel wichtiger) wird diese Argumentation - wie mir scheint - meist dazu verwendet, von den wahren Ursachen (und Problemlösungsmöglichkeiten) abzulenken und somit (anstatt die Ursachen zu bekämpfen und die Probleme zu lösen - was für die Politiker eher unbequem wäre) die Menschen (zu unrecht) zu beruhigen.

14/7/05 18:03