Marxfeindliches und Angstphänomenanalytisches
"In einer Marx-Biographie der DDR heißt es, dass sein Hauptwerk 'Das Kapital' noch vor der Bibel der größte Bestseller aller Zeiten sei. Das stimmt nicht, denn 'Das Kapital' gehört gemeinsam mit der Bibel, den Mao-Sprüchen und 'Mein Kampf' zu den Büchern, die in ihrer Mehrzahl nicht verkauft werden. Entweder werden sie als Volksausgaben kostenlos verteilt oder als Prachtausgaben wie Orden verliehen. In den meisten marxistischen Haushalten der dritten Welt ist 'Das Kapital' das einzige Buch. Es ist dekorativer Kruzifix-Ersatz. Und das hat nichts mit dem Verstand zu tun. Folgerichtig braucht man dieses 'Buch' auch nicht zu lesen, um seiner Heilsmission teilhaftig zu werden. Das ist bei uns nicht anders. Obwohl jeder zehnte Bundesbürger in Marx so etwas wie ein Vorbild sieht, haben von diesen zehn Prozent nur jeder vierhunderachtundachtzigste 'Das Kapital' gelesen und davon auch nicht alles. Das ist selbstverständlich, denn Marx mochte 'Das Kapital' selber nicht. Er verfluchte es wegen seiner komplizierten Thematik. Er nannte es 'Saubuch'. Von den drei geplanten Bänden erschien zu seiner Lebzeit nur einer. Jesus ist für viele die Hoffnung auf eine bessere Existenz im Jenseits. Marx verkörpert die Hoffnung auf ein besseres Diesseits. In beiden Fällen muss man nur daran glauben. Das hat nichts mit Denken zu tun. Mit den Denkern um Marx ist es wie mit den Musikern um Wagner. Es sind hauptsächlich die Unmusikalischen, die ihn verehren." (Aus ..., S. 64f., Titel "Marxfeindliches" von uns hinzugefügt; siehe daraus auch die Auszüge aus der Geschichte der Herkunft des Sprichworts "Schwein gehabt!")
Angstphänomenanalytisches
Kürzlich wurde auf Ö1 (siehe den dortigen Einführungstext zur Sendung) das Buch Lebensgefühl Angst von Wolfgang Schmidbauer vorgestellt, welches das aktuelle (und etwas ungewöhnliche) Phänomen Angst in modernen Gesellschaften beleuchtet. Ein (frei wiedergegebenes) Zitate daraus vom Autor des Buches: "Menschen in ärmeren Ländern lachen mehr, sind spontaner, ... weil sie weniger zu verlieren haben?!" Mir ist dazu dieses Bibelzitat eingefallen: "Seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung? Seht hin auf die Vögel des Himmels, daß sie weder säen noch ernten, noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie . Seid {ihr} nicht viel wertvoller als sie ? Wer aber unter euch kann mit Sorgen seiner Lebenslänge {eine} Elle zusetzen? Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, daß selbst nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen. (Matth.6, 25-29)" (Zitiert auf einer Internetseite)
Angstphänomenanalytisches
Kürzlich wurde auf Ö1 (siehe den dortigen Einführungstext zur Sendung) das Buch Lebensgefühl Angst von Wolfgang Schmidbauer vorgestellt, welches das aktuelle (und etwas ungewöhnliche) Phänomen Angst in modernen Gesellschaften beleuchtet. Ein (frei wiedergegebenes) Zitate daraus vom Autor des Buches: "Menschen in ärmeren Ländern lachen mehr, sind spontaner, ... weil sie weniger zu verlieren haben?!" Mir ist dazu dieses Bibelzitat eingefallen: "Seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung? Seht hin auf die Vögel des Himmels, daß sie weder säen noch ernten, noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie . Seid {ihr} nicht viel wertvoller als sie ? Wer aber unter euch kann mit Sorgen seiner Lebenslänge {eine} Elle zusetzen? Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, daß selbst nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen. (Matth.6, 25-29)" (Zitiert auf einer Internetseite)


Betrifft: Arme Menschen lachen öfter
Traurige Wahrheit, nichts weiter. Denn dass arme Menschen mehr Lachen ist in meinen Augen in keinster Weise ein Anzeichen dafür, dass diese Menschen näher zu Ihrem Mensch-Sein stehen, sondern vielmehr ist es durchaus die Akzeptanz einer Hoffnungslosigkeit. Es gibt nichts zu erwarten und dementsprechend auch nichts zu verlieren. Es ist das Fehlen der Möglichkeit sich eine Zukunft zu schaffen, die durchaus Möglichkeit auf Realisation hat. Die Zukunft ist abhanden gekommen und was bleibt einem anderes übrig als zu lachen? Und was ist das Aufgeben jeglicher Besorgnis, das Leben für den Moment, anderes, als die Verneinung des politschen, des gesellschaftlichen Projekts? Dieses Lachen ist eben Zeichen für gesellschaftliches Versagen.
schöne Grüsse
Gregor
Ad Gregor´s Kommentar:
Warum sollte Lachen nicht auf Glück schließen lassen? Und warum sollte materieller Wohlstand mit Glück einhergehen? Aber diese, deine (wenn ich das mal annehmen darf) These wird teils auch wissenschaftlich bestätigt: siehe z.B. die Tabelle 15.2. in B. S. Frey´s "Demokratische Wirtschaftspolitik". Dort wurde weltweit das "Subjektive Wohlbefinden (Glück)" gemessen (bzw. das Ergebnis davon wiedergegeben) und reiche Länder sind zwar tendenziell voranliegend, jedoch nicht immer. So sind bspw. Brasilianer glücklicher als Österreicher (Österreicher schneiden ohnehin schlecht ab) - was sich auch mit meiner Einschätzung deckt. Ich habe nämlich einige Brasilianer kennengelernt und mich immer gewundert, wieso die so glücklich sind in ihrer Heimat (während ich das weniger behaupten konnte bzw. mich auch im - weniger reichen - Ausland glücklicher fühlte). Wie auch immer: ich finde, in unseren "Wohlstandsgesellschaften" wird das materielle vielleicht über- und das geistige unterbewertet. Ausserdem kann ich mir (aufgrund meiner eigenen Erfahrungen, Erzählungen, Beobachtungen, etc.) durchaus vorstellen, dass Menschen in "ärmeren" Ländern (d.h. mit geringerem BIP?) glücklicher sind als in "reicheren". Das Problem ist vielfach vielleicht der Neid (Bsp.: Einführung von Fernsehern in Afrika - Vorgaukelung einer perfekten Welt...), was auch J. Weimann (in "Wirtschaftspolitik..." und dort in einem Sidestep) feststellte: DDR-Menschen fühlten sich nämlich nach der Öffnung weniger zufrieden - obwohl es ihnen (nachweislich) materiell besser ging. Er schließt daraus, dass sie sich mit den "Wessies" verglichen und ihnen neidisch waren...
Ein Grund dafür, dass die Menschen trotz Wohlstandes, trotz einer scheinbaren Zukunft, trotz Sicherheit in den westlichen Gesellschaften nicht bedeutend glücklicher bzw. unzufriedener sind, könnte auch damit zusammenhängen, dass die scheinbaren Möglichkeiten nicht mit dem wirklich Erreichten zusammengehen (den Gedanken habe ich bei Bourdieu geklaut). Dies meint, dass uns eben unsere Gesellschaft weismacht, dass wir alles erreichen können, wenn wir nur hart genug und viel arbeiten und dann, dann merken wir, dass wir das nicht erreichen können, was wir uns erwartet haben und führen dies auf unser eigenes Versagen zurück. Es kann ja nur unser eigenes Versagen sein, denn in Zeiten der Ich-AG und Selbstverwirklichung ist das einzig entscheidende, die eigene Arbeit, alle gesellschaftlichen Hürden werden verneint. Diejenigen, die diese Lüge nachträglich bemerken, sind zutiefst entäuscht, dass ihnen von Seiten der Gesellschaft (besser: von Seiten der herrschenden Ideologie) solche Versprechungen gemacht wurden, und erkennen die Barrieren als unüberwindliche an, währendessen der andere Teil vielleicht zum wiederholten Male dagegen anrennt. (Würde auch in gewissen Maß mit deinem Einschub, betreffend der Einführung des Fernsehers und der DDR zusammenpassen) Wenn du den Fall Brasilien beschreibst, könnte es eben so sein, dass das vorgezeigte Mögliche mit dem wirklich Erreichbaren zusammenpasst. Und könnte nicht eben genau dies Glück sein?
Nichtsdestotrotz glaube ich, dass vor allem in Ländern der 3. Welt (aber nicht nur in diesen; Bsp.: Arbeitslose in den westlichen Gesellschaften), den Menschen die Zukunft gestohlen wurde, während wir bei uns vielmehr den Fall haben, dass eine unrealistische Zukunft vorgegaukelt wird. Es ist eben nicht mehr so, dass jeder der arbeiten will, auch eine Arbeit bekommt und noch oft wird genau dies den Arbeitslosen vorgeworfen.
Auf deine Kritik, dass in unserer Gesellschaft, das Materielle überbewertet wird, möchte ich später eingehen.
schöne grüsse
Gregor
...und ich möchte noch die Möglichkeit einwerfen, dass man eben vielleicht nicht immer dem System oder der herrschenden Ideologie die Schuld geben kann, sondern auch die Menschen selbst ihren Anteil daran haben, vielleicht, indem sie zu wenig eigenständig DENKEN und eben falsche (nicht erreichbare) Ziele, Vorstellungen von Perfektion, Werte, etc. haben.
In Sachen fehlender Arbeit finde ich als "Wirtschaftswissenschafter" es oft ärgerlich, dass "mit aller Gewalt" Arbeit vorhanden sein muss - zumindest, wenn man dies nicht mit Umweltbedenken rechtfertigt (ausser, unsere Technik funktioniert auf halbwegs "nachhaltiger" Basis...): wieso sollte man mehr arbeiten, als (aufgrund wirtschaftlicher Effizienz) nötig ist (außer, dies geschieht auf freiwilliger Basis), frage ich mich da? Natürlich geht es dabei immer um Einkommen, doch viel Konstruktiver finde ich da Gegenmaßnahmen wie die vorhandene Arbeit besser aufteilen oder, v.a., die des Grundeinkommens! (Hierzu hat sich heute in der Tiroler Tageszeitung der Innsbrucker Soziologe Preglau ausgesprochen, aber das Thema ist - erfreulicherweise - ohnehin aktuell). Dies würde Probleme wie schlechtes Gewissen (wenn´s anderen dreckig geht, weil sich niemand um sei kümmert - was aber natürlich trotz Grundeinkommen noch schlecht wäre) und (vielfach erfolgreich) Angst begegnen. Wenn man nur gewissem Luxus oder der Arbeit selbst willen arbeiten müsste - wäre das nicht schön? Und wäre der "Output" aus dieser großteils freiwilligen Arbeit vielleicht nicht auch schöner weil mit mehr Freude produziert?
zu den jüngsten Beiträgen
Ich finde beide Beiträge durchaus interessant und kann auch beiden Ansichten etwas abgewinnen, aber man sollte hier vielleicht vorsichtig sein, man verfällt bei beiden Meinungen gerne in Klischees.
Zum einen die armen schwarzen Kinderlein die nur Hunger und Bürgerkrieg in Afrika kennen und immer traurig in eine Jornalistenkamera schauen und auf der einen Seite die immer tanzenden und lächelnden Südamerikaner. Ich wäre eher vorsichtig bei solchen Studien, die messen wollen wie glücklich Menschen sind. Man überlege nur mal selbst wie schnell es unter bestimmten Umständen dazu kommen kann, daß man sich als unglücklichen Menschen sieht, ja sogar zu wissen glaubt, daß es ja eigentlich nie besser war und überhaupt....und eine Woche später strahlt der selbe Mensch gerade vor Glück. Menschen sind nunmal wankelmütig und das Glück lebt nicht immer im Süden.
Zu Cuchillo´s Einwänden:
Ich sah die Studie auch kritisch (beim ersten Anblick), jedoch hat sie der (angesehene) Autor ziemlich verteidigt. Allerdings finde ich auch - und so können wir vielleicht auch eine Brücke zwischen meiner und Gregor´s Meinung aufbauen - dass es wohl schwierig ist, die tatsächliche und nicht bloß die vorgeschützte Meinung zu messen. So gibt es bspw. zu beachten, dass südliche oder auch die us-amerikanische Kultur eher extrovertiert sind... Nichts desto trotz schienen mir die Menschen, die ich getroffen und als glücklicher eingeschätzt habe, recht authentisch: ich glaubte ihnen also. Und schließlich habe ich es auch selbst erfahren, weshalb ich nicht mehr ein so großer "Relativist" bin und durchaus glaube, dass man seinen Zustand auch durch aktives Zutun zum besseren ändern kann (und die - ebenfalls veränderbare - Kultur, das System, etc. auch eine Rolle spielt).
Zu Ob´s Arbeitsansichten
Ich denke daß der Oberdenker hier etwas übersieht, nämlich, daß es dem Menschen durchaus ein Bedürfnis ist zu arbeiten und ich es sogar als Menschenrecht ansehen würde, man sieht was geschieht wenn der Mensch keine vernünftige Beschäftigung hat(siehe Ausschreitungen in Frankreich, obwohl dort niemand verhungern muss). Ich denke, daß der Oberdenker hier eine etwas typisch elitäre Meinung vertritt und zwar ganz unbewußt(zu seiner Verteidigung). Er soll sich nur einmal vorstellen wenn man ihm morgen sagt, daß er seine Ausbildung nicht zu beenden braucht(man braucht einfach keinen mehr mit dieser Ausbildung, weil genug da sind), bekäme aber trotzdem genug Geld um zu leben und zu zerstreuen. Ich glaube kaum, daß das verlockend ist und so ist es für keinen Menschen verlockend untätig zu sein(jedenfalls nicht für den "Durchschnittsmenschen").
Lieber Minister Cuchillo!
Ich bitte dich, zwei Überlegungen anzustellen.
1.: Sollte man nicht zwischen Ausbildung und Arbeit unterscheiden? Schließlich hängen doch von der Ausbildung (Zukunfts)Chancen ab, d.h. die Möglichkeit, zu arbeiten, wenn (bzw. sobald) Arbeit vorhanden ist. Diese Möglichkeit kann man ohne die künstliche Schaffung von Arbeitsplätzen anbieten (für welche ich aber - wie bereits erwähnt - insofern bin, als sie z.B. den individuellen Beitrag verringert, ohne dabei aber die "Effizienz" zu beeinträchtigen, d.h. ohne künstlich Arbeit zu schaffen. Bspw. mittels 35 Std. Woche, wobei die Effizienzfrage natürlich nicht so einfach zu beantworten ist, wie mir aus Gesprächen mit Franzosen über diese Regelung ersichtlich wurde).
2.: Würdest du wirklich gerne eine Arbeit erledigen, die dir jemand nur aus Mitleid anbietet, d.h. im Wissen, eigentlich eben gar nicht gebraucht zu werden? Ist es da nicht sinnvoller, sich (vorübergehend) selbst zu beschäftigen (und schließlich mussten wir den größten Teil unserer Geschichte ja auch ohne Arbeitgeber auskommen!), sei es privat oder bspw. mit einer Vereinstätigkeit?
Um einem wahrscheinlichen Gegenargument gleich zuvorzukommen: sicherlich wissen sich viele - vielleicht die meisten! - Menschen selbst nicht (wohltuend) selber zu beschäftigen, aber dennoch: sollten sie deshalb zur Arbeit gezwungen werden bzw. sein? Schließlich können ihnen hilfsbereite Menschen (wie du und ich das vielleicht sind) ja auch freiwillig Arbeit anbieten (und das eben auch teils - z.B. wenn man sie zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit motiviert - nur dadurch, sie nicht bezahlen zu müssen).
Grundsätzlich konnte ich nun eigentlich keinen direkten Widerspruch zu
meiner Meinung feststellen. Nur bin ich wie gesagt, eher für mehr Menschen
die arbeiten dürfen(dürfen nicht müssen) als für eine kurzfristige
Effizienz. Jeder Mensch will ein Teil der Gesellschaft sein(zumindest der
Großteil), und jeder will sich darauf berufen können einen Beitrag zum
Zusammenlben der Menschen zu leisten und nicht nur Nutznießer der anderen zu
sein.
Es wäre hier ein fataler Irrtum zu glauben, daß Arbeitslosigkeit ein Segen
ist, solange man nur genug Nahrung und Zerstreung hat. Ja vielleicht in 1000
Jahren sind wir alle so hoch entwickelt, daß wir alle nicht mehr arbeiten
müssen und dann mag es sogar etwas natürliches sein und der menschlichen
Natur zu eigen geworden sein nicht tätig zu sein, aber so weit sind wir noch
lange nicht. Die meisten Menschen wollen arbeiten, natürlich will nicht
jeder jede Arbeit tun, verständlicherweise, aber ich denke je länger man gar
keine Arbeit hat(ich wiederhole ohne ökonomischen Zwang), desto eher ist man
dann auch bereit alle möglichen Tätigkeiten auszuüben, nur um nicht alleine
zu hause sitzen zu müssen während andere zur Arbeit gehen. Es gäbe hier noch
vieles zum Thema Arbeit zu schreiben und meine Geduld und mein Wissen reicht
bei weitem nicht aus hier alles zu erwähnen, mein grundsätzlicher Einwand
ist einfach, ob es nicht sinnvoller ist Arbeit(menschenwürdige) zu erhalten
statt zu beseitigen.
Zum Einwand zwischen Ausbildung und Arbeit: Diese klare Abgrenzung teile ich
nicht. Jemand der z.b.eine Tischlerlehre macht ist für mich sehr wohl als
Arbeitender zu bezeichnen und selbst ein Student wie ich es bin arbeitet
meiner Ansicht nach(ja ich höre jetzt die Lacher:)).
Lieber Cuchillo!
Also erstens einmal ein Lob für Ihren offensichtlich verbesserten formalen und inhaltlichen Stil. Auch scheinen Ihre Argumente diesmal etwas wohler überlegt, weshalb mir (EFFIZIENTERWEISE) gar nicht mehr viel zu sagen bleibt.
Was mir aber spontan einfällt, ist, dich zu bitten zu überlegen, ob es denn immer möglich sein würde (selbst wenn es wünschenswert ist), jedem eine Arbeit zu bieten (oder muss man da erst wieder Maschinen abschaffen, welche Möglichkeit der v.a. ökologischen Kritik ich gleich bei meiner ersten Anspielung auf das Grundeinkommen erwähnte? Und was ist mit übermäßigem Bevölkerungswachstum? Siehe geschichtliche Überlegungen zur Tragfähigkeit der Erde)! Und nach dieser Überlegung gäbe es noch zu überlegen, wie denn ein Recht auf Arbeit durchsetzbar wäre (wer bestimmt, ob jemandem das Arbeiten verwährt wird oder er sich nur zu wenig bemüht?)?
Die Schuld ist meist auf einen selbst und auf sein Umfeld verteilt.
OB es möglich wäre allen Menschen Arbeit zu verschaffen ist eine durchaus interessante Frage, die man wirklich diskutieren sollte, nur hat sie nicht wirklich etwas mit meiner Argumentation zu tun.
Daß es Utopia höchstwahrscheinlich nicht mehr zu "Lebzeiten" der Menschheit geben wird ist klar, jedoch sollte es uns nicht hindern danach zu streben. Mein Ansatz war ein anderer, nämlich, daß das Beseitigen von (menschenwürdiger) Arbeit eben nicht zwangsläufig zu einer besseren Welt führt. Es handelt sich also um zwei verschiedene Fragestellungen:
Ob der Zustand A jemals erreicht werden kann?
Ob man nach Zustand A streben oder nach Zustand B streben soll?
Und letzteres war mein Ansatz.
Zur Argumentation mit der Überbevölkerung: nun diese wird ja oft in verschiedenen Diskussionen erwähnt und sie kommt mir doch manchmal recht populistsich und mit Verlaub mitunter sogar heuchlerisch vor. "Wir können die Welt nicht ernähren!", hört man da oft und dann geht man durch eine westliche Großstadt und trifft alle paar hundert Meter auf einen Supermarkt in dem man fast jeden Tag acht Stunden lang jede erdenkliche Speise erwerben kann
(und das zu Preisen die für die Mittelschicht fast schon schamlos klein sind). Nun aber das wäre eine eigene Disskusion.
Zu den einleitenden Worten von ob. kann ich nur amüsiert zugeben, daß diese süffisante Art durchaus komisch wirkt, wenn man sie
nicht immer ernst nimmt. :) Aber der Name Oberdenker verpflichtet: :)
Zur Schuldfrage sehe ich keinen direkten Zusammenhang.
Also erstmal war Ihr kleiner Wortspielwitz mit dem großgeschriebenen OB nicht gerade unwitzig (wenn Sie so gemeint war), jedoch sind meine Aussagen stets ernst zu nehmen (v.a. in Bezug auf Sie).
Zum anderen ist es eine etwas pessimistische oder jedenfalls nicht so "klare", eher auf´s Jenseits fokussierte und deshalb für Sie durchaus typsische Aussage, Utopia wäre zu Lebzeiten nicht erreichbar. Dem könnte man entgegen halten, dass es nur darauf ankommt, Utopia entsprechend zu definieren! Aber immerhin räumen Sie ihr (oder ihm?) eine Chance ein (für den Glauben an einen "utopischen" Endzustand der Welt gäbe es auch einen eigenen Ausdruck, der mir aber LEIDER nicht einfällt).
Und was unter "menschenwürdiger" (oder jedenfalls zufriedenstellender) Arbeit verstanden wird, muss wohl auch jeder für sich selbst definieren (und nicht ein "wohlwollender Diktator", in welchem Sie oft die Lösung aller Probleme zu sehen scheinen)! Bedenken Sie die Rolle, die NEID v.a. bei kleinen Leuten oft spielt! Einigen können wir uns aber wohl darauf, dass es durchaus "verbesserbare Arbeitszustände" gibt und dahingehend noch ein Argument für "freiwillige" Arbeit: eigentlich betreiben wir "reichen" Länder Sklavenarbeit, indem "wir" (bewusst) Immigranten so arm halten, dass sie für "uns" die "Drecksarbeit" erledigen (ein Gedanke, welchen ich kürzlich gegenüber Hilty erwähnte). Übrigens sah ich in einer Kinovorschau, dass bald ein Film ins Kino kommt, welcher von "menschenunwürdigen" Arbeitszuständen handelt.
Zum Argument mit dem Überfluss in den reichen Ländern trotz Mangeln in den armen Ländern kann ich das bekannte (?) Zitat anbieten, dass heute jeder verhungernde Mensch einen Mord darstellt. Nur ist es ein wenig stammtischmäßig, zu behaupten, dass das Problem der Überbevölkerung (wie angedeutet, herrscht Uneinigkeit darüber, ob oder jedenfalls inwiefern sie ein Problem darstellt) leicht zu lösen sei. Ihr Vorschlag wäre wahrscheinlich Geburtenkontrolle, andere "Hardliner" wiederum behaupten, das Problem würde sich "von selbst" lösen. Ich möchte gerade auch nicht eingehender darüber nachdenken, aber jedenfalls gefällt mir (als an anderen Kulturen, "Ethnien", ... Interessierter) bislang die Idee, das mangelnde oder sogar negative Bevölkerungswachstum bei uns durch Immigration auszugleichen (und nicht durch xenophobische und "ineffiziente" Bitte-machts-mehr-Kinder-Aufrufe).
Guten Abend!
Sehr geehrter Ob. um sie nocheinmal kurz zu berichtigen: wenn ich vom
Endzustand sprach, war dies nicht im religiösen Sinne gedacht, sondern
durchaus realistisch, schließlich gibt es nichts perfektes auf der Welt! Nur
auf diesen Umstand wollte ich hinaus, nicht auf ein Leben nach dem Tode, nur
darauf, daß es wahrscheinlich(besser höchstwahrscheinlich) nie ein
perefektes System geben wird.
Es ist also nicht pessimistisch zu glauben, daß es in nächster Zeit ein
PERFEKTES Sytsem geben wird, sondern nur realistisch(nur das Streben nach
dem perfekten Zustand zählt). Hiel liegt also ein Mißverständnis vor, und
ein religiöses Argument passt wirklich nicht in diese Disskusion.
Der wohlwollende Diktator, wie sie ihn gerne nennen(eine eigenartige und
durchaus amüsante Formulierung), ist keine Person, sondern der Staat mit dem
Gesellschaftsvertrag, sozusagen, und dem muss sich das Indiviuum manchmal
zum Wohle aller unterwerfen. Man braucht also keinen Diktator, nur einen
gerechten Staat. Und wenn man so will kann man den Staat als "wohlwollenden
Diktator " bezeichnen.
Ansonsten muss ich ihnen mitteilen, daß es von meiner Seite nichts mehr zu
sagen gibt.
Und ich erachte es als unnütz nun noch Definitionsdisskusionen über einzelen
Worte zu beginnen, da sie ja in dieser Hinsicht unbelehrbar sind. Was ich
wiederum oft als sehr belustigend empfinde.
Der Begriff des "wohlwollenden Diktators" stammt nicht von mir, sondern aus der wirtschaftswissenschaftlichen Theorie (bzw. er wird dort jedenfalls verwendet). Die Wohlfahrtsökonomik widmet sich übrigens der Frage, wie der "Wille des Volkes" politisch umsetzbar (bzw. überhaupt ermittelbar) sein soll, was durchaus nicht so leicht zu klären ist. Eine "Diktatur des Proletariats" ist wohl gar nicht so leicht umsetzbar... (z.B. hat das Wahl- bzw. Entscheidungssystem maßgeblichen Einfluss auf das Ergebnis...)