Weitere Textstellen (ohne Inhaltsverzeichnis)

...nach Entdeckungszeitpunkt geordnet (ältere Texte zuerst). Aus Faulheit bzw. Zeitmangel werden wir nicht mehr jeden weiteren (neu hinzukommenden) Text direkt im Inhaltsverzeichnis verlinken! Vielleicht finden wir später irgendwann einmal Zeit dazu - oder ein Verleger :)
 

...keine Freiheitsgarantie ist stärker als die durch die Freiheit aller, auch derjenigen, die sich für eine andere Lebensweise entschieden haben. Nur unter dieser Voraussetzung können wir auch unsere eigene Freiheit leben.    Die Stärkung der individuellen durch die Verankerung in der festen Basis einer kollektiven Freiheit kann als Destabilisierung der herrschenden (und von ihren Wächtern als die soziale Ordnung an sich ausgegebenen) Machtverhältnisse angesehen werden. Deshalb wird der  Soziologie häufig von Regierungen und anderen Machthabern, die Kontrolle über die soziale Ordnung ausüben, „politische Unzuverlässigkeit“ attestiert (vor allem von solchen, die die Freiheit ihrer Bürger einschränken und ihren Widerstand gegen die als „natürlich“, „unvermeidlich“ und „vernünftig“ gerechtfertigten Reglementierungen brechen wollen). Wenn einen Kampagne gegen die „subversive Wirkung“ der Soziologie gestartet wird, kann man zweifelsohne davon ausgehen, dass ein weiterer Anschlag auf die Widerstandskraft der einzelnen gegen die Einschränkung ihrer Freiheit in Vorbereitung ist. Zygmunt Bauman in: Vom Nutzen der Soziologie (Angebot: Buch; weitere Textstellen)

 

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Achtung mit Email-Scherzchen: Der Überwachungsstaat scheint ja immer "notwendiger" zu werden (oder wie es der österreichische Politiker Böhmdorfer sagen würde (2001): "Um die Sicherheit der Allgemeinheit zu gewährleisten, müssen die Rechte des Einzelnen etwas gekürzt werden"), wie es die Überwachung von GMX (einem Anbieter für gratis emailen; Artikel von 2001) und auch die aktuelle Diskussion um Fingerabdrücke für ALLE Bürger zeigen. (ob 2001)

Zur Strommarktliberalisierung (2001):

Unsere lieben Politiker helfen uns wiedereinmal, unser Gewissen zu beruhigen: Atomstrom wird auf den neuen Stromrechnungen nicht extra als solcher ausgewiesen, sondern "so allgemein" als "Importstrom" gekennzeichnet. Informationen zu und von Anbietern von Ökostrom finden Sie in unserem freien Denkermarkt. (ob 2001)

 

Gewissensberuhigung für jene, die noch vom Geld der Eltern leben:

Zum Vergrößern Bild anklicken... ...also - bedient euch! :)      

PS: Die Angst, von zu Hause abhängig zu sein, kann bei Kindern ein Trauma hervorrufen (schrieb ein Soziologe).

PPS: Ebenso ist die Individualisierung in der Gesellschaft zu hinterfragen, d.h. man sollte nicht nur die positiven Seiten (in Form von mehr Freiheit z.B..) sehen (die uns über Werbung, Trends, diverse Medien usw. vermittelt werden), sondern auch die negativen Seiten, wie z.B. dass viele mit den vielen Ausbildungsmöglichkeiten in der "Multioptionsgesellschaft" nicht mehr fertig werden (als Folge davon ist Verwirrung durchaus nicht selten oder ungewöhnlich oder die Ratlosigkeit führt zu Selbstvorwürfen..) oder dass wir durch die "Selbstständigkeit" (vermeintliche Unabhängigkeit?) immer abhängiger von den Gegebenheiten (System) werden und auch mehr dem Risiko des Scheiterns ausgesetzt sind (schreiben diverse Soziologen). Siehe dazu auch den Textauszug aus dem Buch Riskante Freiheiten zum Thema Individualisierung. (ob 2001)

 

Verstehst du Sesshafter mich Jenischen? 
Meine Augen sehen in dein Gesicht.
Ohne Falsch, gütig.
Unserer Musik lauscht du
und wanderst im Geist
zu vergangenen Mythen.
Wie schön deine Kinder sind!
Du stiehlst ihnen aber die Träume,
gibst ihnen wenig Raum
und noch weniger Zeit, zu spielen.
Geld, Geld und Besitz sind dein Gott,
Sesshafter,
und arbeiten ... arbeiten bis zum Tod.
... und gehst am Leben vorbei -
du bist in Sesshaft genommen, Sesshafter.
Ich versteh dich, Sesshafter,
dass du traurig bist. 
Gedicht der Fahrenden, übersetzt von Romedius Mungenast aus Tirol

 

Freiheit vs. Sicherheit

Die Menschwerdung des Menschen beginnt mit der Entbindung von den Instinkten (Erich Fromm)...Denn nur wenn der Mensch ‚das Programm' nicht mehr in sich trägt, sondern nach eigener Entscheidung handeln kann, kann man ja von Freiheit reden...Freiheit ist nichts abstraktes, sondern ein konkretes Handwerk, das tagtäglich im eigenen Willen erfahren werden kann. Doch es gibt nicht wenige Menschen, die Angst haben vor der Freiheit, die sich überfordert fühlen, selbst zu entscheiden und den Preis für die Freiheit zu zahlen. Angst vor der Freiheit gibt es deshalb, weil Freiheit fehlschlagen kann. Wir sehen das in der Freiheit, sich zu irren, in der Freiheit, verloren zu gehen, in der Freiheit, seine Möglichkeiten zu unterbieten, seine Bestimmung zu verfehlen. Freiheit schützt nicht vor dem Scheitern. Deshalb geben manche Menschen lieber der Sicherheit den Vorzug vor der Freiheit. Sie versuchen, ihr Leben zu sichern, indem sie einfach nur ihre Bedürfnisse befriedigen. Mit anderen Worten: sie wollen das, was ihnen von der Gesellschaft gestattet ist, zu wollen. In einem Radiokolleg, Dezember 2002

 

ÜBER SELBSTVERANTWORTUNG bzw. ZU VORSCHRIFTEN bzw. im Extremfall PROHIBITION (ob):

Die EU-Gesundheitsminister sagen mir, dass ich sterben werde, wenn ich rauche. Die Wodkaflasche sagt mir, dass ich sie nicht trinken darf, wenn ich unter 18 bin. Und der Lautsprecher in der U-Bahn-Station sagt mir, dass ich jetzt zurücktreten soll, weil mich sonst der einfahrende Zug mitreißt. Wie sehr muss ich vor mir selber geschützt werden? Und wie viel Verantwortung verträgt ein Mensch? [...] In Spanien zum Beispiel werden in Trafiken Papphüllen verkauft („Tarnanzüge“ oder „Präservative“ genannt), die man sich übers Zigarettenpackerl stülpt. Darauf zu sehen sind schöne Bilder oder Sprüche wie „Arbeit schadet der Gesundheit“. [...] In Amerika, wo’s kein soziales Gesundheitssystem wie bei uns gibt, ist die Sache klar: Die jeweilige Firma ist für alles und jeden verantwortlich. Die Geschichten und Gerüchte, die sich daraus ergeben, kennen wir zur Genüge: Die Raucher, die Marlboro klagen, weil sie nach 50 Jahren Kettenrauchen plötzlich Krebs bekommen. Die Oma, die ihren Pudel zum Trocknen in die Mikrowelle gibt (wo nicht draufsteht, dass man so was nicht tun sollte) und danach erschrocken feststellt, dass von Bello nur mehr Fetzerl übrig sind (nass, nicht trocken). Oder die gewonnenen Prozesse gegen McDonalds, wo sich jemand beim Kaffeetrinken das Goscherl verbrannt hat.
[...] Da stellt sich die Frage: In wie weit bin ich eigentlich selber dafür verantwortlich, was ich tu? Wenn man jünger ist, dann ist die Sache einfach – die Eltern sind für alles verantwortlich. Wenn der Kakao zu heiß ist. Oder wenn ich in der Klasse der Volltrottel bin, weil ich Omas selbst gestrickten Pulli anziehen muss („Ja, genau, der mit den Hirschen!“). Bei kaputten Zähnen („Sie haben mich nie zum Putzen gezwungen, und als Kind schwindelt man sich natürlich durch. Sie waren einfach viel zu nachgiebig!“) oder bei kaputtem Zahnfleisch („3x täglich, sag ich ihnen! Eine Tortur war das, ich hab mir sämtliches Zahnfleisch weggerubbelt“) – ganz egal, was auch kommt, an allem sind die Eltern Schuld.
Hat man diese Phase einmal überwunden, wird’s schwer. [...] Bei Dingen wie Alkohol und Zigaretten ist die Sache noch einigermaßen überschaubar: Solange der Staat Österreich die Kosten für die Behandlung zahlen muss, solange wird er sich auch darum kümmern, dass die Menschen darauf aufmerksam gemacht werden, welche Folgen ihr Handeln haben könnte. Die Ausrede „Aber das hab ich doch nicht wissen können!“ zählt hier nicht. [...] Beim Anblick solcher Fernsehformate frag ich mich: Wo, bitteschön, bleibt die Warnung des Gesundheitsministers? Warum hat diesen Menschen niemand gesagt, was sie erwarten wird? [...] Viel zu viele Fragen und viel zu wenig Antworten¹. [...] Man darf Menschen ihren Traum nicht verbieten. Wenn sie glauben, für eine größere Karaoke-Show ihr Leben geben zu müssen, dann müssen sie eben. Daran werde ich nichts ändern können, genauso wenig wie es überlebensgroße Warnhinweise könnten. [...] Jeder Mensch sollte selber entscheiden dürfen, was zu tun oder zu unterlassen ist. Und über den Punkt, ab wann diese Verantwortung für einen einzelnen Menschen zu groß ist, wird wahrscheinlich noch einige Jährchen gestritten werden. (Im Euro<26-Magazin online unter dem Titel Save me from myself im Jänner 2004 erschienen; Autorin Lilly Gollackner; gekürzt)

¹ Versuch einer "Antwort" durch den Oberdenker (1/04): Entscheidend für eine Bewertung von "Protektionismus" sind die Absichten bzw. Ziele "des Beschützers" (geschieht der Schutz durch die Regierung aus Liebe zu den Regierten und aus Wohltat? Gibt es denn nicht gegenüber fernen oder einem zumindest nicht nahestehenden Menschen nicht immer eine Tendenz hin zur Gleichgültigkeit - zumindest wenn die eigenen Interessen/Freiheiten nicht bedroht sind?). Nichtsdestotrotz sollte ein Hinweis dem "Beschützer" genügen, um "sein Gewissen zu beruhigen"! Er kann zwar mit Nachdruck hinweisen/informieren (allerdings haben Leute mit einem "Helferkomplex" meistens selber ein ungelöstes Problem, vor dem sie sich durch dessen Projektion auf eine andere Person flüchten wollen), die Beständigkeit sollte jedoch, in Anbetracht der individuellen Unterschiede zwischen Menschen und deren Einstellung, die es zu respektieren gilt (von demütigen Menschen; jenen, die sich nicht selbst "über Gott erheben" wollen, was meistens negative Auswirkungen, für sich selbst und leider auch oft für andere, zur Folge hat), nicht in Verboten oder Geboten münden. Zu beachten ist auch, dass Verbote (auch wenn diese mit "den besten Absichten" verschrieben werden) meist, v.a. bei jungen Menschen, denen der rebellische Charakter innewohnt (was auch gut ist weil förderlich für das Leben wegen der Entfernung von zu vielen, erdrückenden Normen und förderlich für den Fortschritt, weil, damit Platz für Neues ist, manchmal Altes entfernt werden muss), eine gegenteilige Wirkung haben, nämlich, dass das Verbotene viel attraktiver wird durch dessen Verbotenheit ("irgendeinen Reiz muss es ja haben, sonst müsste man es ja nicht erst verbieten") und dass man bei dessen jetzt-erst-recht Gebrauch je mehr Fremdbestimmung desto weniger über dessen Folgen nachdenkt (Trotzreaktion; verdrängen oder vergessen der Eigenverantwortung wegen Vorhandenseins von zuviel Fremdverantwortung). 11.1.04

Netztipp: http://www.u-n-o.org utopische nonprohibitionistische organisation


 

schiller und freiheit

Freiheit, auch die Freiheit des Menschen von seiner eigenen Natur, war ihm das Höchste (Goethe sprach verächtlich vom »Evangelium der Freiheit«). Argwöhnisch verfolgte Schiller jede Instanz, die sich der Freiheit entgegenstellte, indem sie behauptete, von Natur aus da zu sein und deshalb unveränderlich, obwohl sie Menschenwerk war wie die Fürstenherrschaft seiner Zeit. Und in der Tat versucht jede Macht seit je von sich zu sagen, sie sei natürlich legitimiert. Eine solche »Naturalisierung« steckt auch noch in der Behauptung mancher Gentechniker, dass ihr Eingriff in das Erbgut keineswegs künstlich, sondern als Handeln der natürlichen Evolution zu verstehen sei, die sich der Forscher nur als Werkzeug bediene.

Zu den Vorzügen Schillers gehört, dass sich mit seiner Hilfe solche Manöver mühelos durchschauen lassen. Auch die Evolution, von der die Forscher reden, wäre für ihn nur eine Idee, und noch dazu eine Idee, die nur dazu diente, eine umstrittene Technik vor Kritik zu bewahren. Das versteckt Ideologische der Naturwissenschaften hat Schiller als junger Arzt zum ersten Mal auf einem Gebiet entlarvt, das heute wieder groß gefeiert wird: in der Neurophysiologie. Auch damals glaubten die Ärzte, sie könnten das Bewusstsein als bloßen Schaltvorgang zwischen Nervenzellen lokalisieren und die Menschheit damit von der Illusion der Willensfreiheit kurieren. Schiller hat in zwei (von drei) Dissertationen mit der materialistischen Annahme gekämpft, dass sich alles Seelische auf leibliche Vorgänge reduzieren ließe, bis ihm der rettende Gedanke kam, dass der Materialismus auf einem Selbstwiderspruch beruht. Denn der Materialismus müsste sich konsequenterweise seinerseits als Bewusstseinsinhalt deuten, dem nur eine Nervenreaktion zugrunde liegt und keine höhere Einsicht. Das aber hieß: Der Materialismus war nicht die Überwindung herkömmlicher Philosophie, sondern nur ein weiteres philosophisches System. Mit dieser bestechenden Schlaumeierei hatte sich Schiller ein großes Problem vom Hals geschafft und die Freiheit abermals gegen die Natur gerettet. Das wäre wenig mehr als Spiegelfechterei, wenn nicht bis heute der Versuch, Natur gegen Willensfreiheit und Selbstbestimmung auszuspielen, darauf zielte, den Menschen zur Unterwerfung unter die Verhältnisse zu zwingen.

Die sozialdemokratische Linke sprach einst von »Milieu«, wenn sie die Fesseln meinte, die den Menschen an seiner Entwicklung hindern. Schillers Ausdruck für das kulturell Bedingte war »Mode«. Die Fürstenherrschaft war für ihn Mode, die Kirche war Mode, alles Historische und Vergängliche war Mode. Gegen die Mode stellte er die Menschheit, das wahrhaft Unveränderliche, und zur Menschheit gehörte die Freiheit. Es ist wichtig, sich das Gegensatzpaar Mode/Menschheit zu merken, denn sein Begriff der Kultur als Mode bedeutete keine Aufwertung, sondern eine Abwertung der Kultur. Schiller hätte einer Durchsetzung universaler Menschenrechte gegen die kulturellen Sitten und Gebräuche einer Region unbedingt das Wort geredet. Die Kultur des Islams, die Herrschaft der Mullahs, überhaupt die Religion, das wäre für ihn alles Mode, ärgerlicher Krimskrams gewesen, der am Rock der Menschheit haftet und ihren Fortschritt hindert. Der Glaube war für ihn eine Borniertheit wie der Patriotismus in der Politik, und dieser Patriotismus geradezu ein Zeichen von Unterentwicklung. Er wünschte die Befreiung der Menschheit, nicht der Nation.

Die Gewalt freilich als Medium der Erlösung, wie sie in der Französischen Revolution auftrat, war ihm suspekt. Der Mensch, der sich äußerlich befreit, aber innerlich unfrei bleibt, wird nur eine neue Ordung der Unfreiheit errichten. Deshalb ruhte bei Schiller das ganze Emanzipationsprojekt auf Bildung und Erziehung – und das sollte die Kunst leisten. Darüber würde man heute lachen, wenn es nicht Schiller weniger um das einzelne Kunstwerk gegangen wäre als um die Erprobung dessen, was Musil den Möglichkeitssinn genannt hat, einen Denkraum jenseits der Nützlichkeit. Wahre Freiheit war nur in der Kunst, und von diesem Gedanken ging die spätere, die antiemanzipatorische Wirkung Schillers auf das deutsche Bürgertum aus, der Vorrang der inneren vor der äußeren Freiheit. Der politische Dichter wurde zum Dichter der unpolitischen Verweigerung.

Aus dem Artikel: Spieler mit Ideen - Von der Hirnforschung bis zum Streit der Kulturen - viele unserer Fragen hat Schiller schon gestellt von Jens J. in: Die Zeit, Ausgabe 2/2005

 

Freiheit aus biopsychologischer (humanethologischer) Sicht

Individuelles Lernen als evolutionäre Grundlage von Freiheit: Ein entscheidender Schritt zur Lockerung der Verbindung zwischen genetischen Determinanten und Verhalten ist Lernen. Der Vorteil des Lernens: Eine Anpassungsverbesserung durch Lernen erfolgt viel rascher als eine Veränderung des Verhaltens durch Mutation und Selektion. Lernen ist nur dann zweckmäßig, wenn es Leistungen gibt, die das Repertoire dessen, was gelernt wird, einengen. Sonst könnte auch vieles gelernt werden, was nicht zum Ziele führt. Man bewertet im allgemeinen nicht Fehllernen (z.B. Phobien, Zwänge), sondern nur zweckmäßiges Lernen als freiheitserweiternd. ... Die Lehrmeister Einsicht und Funktionslust beschränken den motorischen "Spielraum" zweckmäßig (Lorenz, 1973, 1978). Bemerkenswert ist ferner die Tatsache, daß gut eingeübte und energetisch günstige Bewegungen als harmonischer, schöner und nachahmenswerter empfunden werden als Willkürbewegungen des Anfängers. ... Aus der Sicht der Evolutionären Erkenntnistheorie erfährt die Denkfreiheit durch das Postulat der Wahrheitsähnlichkeit der Anschauungen (z.B. Riedl 1980) Einschränkungen. ... Um Mißbrauch von Erkenntnissen (z.B. in den Wissenschaften) zu vermeiden, sind Richtlinien für Beschränkungen der "freien" Anwendung nützlich: Im Prinzip gelten dieselben Einschränkungen wie bei der Frage, was bei "natürlichem" (angeborenem und gelerntem) menschlichen Verhalten "gut" oder "böse" ist. (Siehe hierzu bspw. Das sogenannte Böse von Konrad Lorenz, Anm.)

Aus: Biologie und Kultur. Zu den biologischen Bedingungen von Determination und Freiraum in der Kultur von Gerhard Medicus, erschienen in Irenäus Eibl-Eibesfeldt: Zu Person und Werk von Ch. Sütterlin und F. Salter (Hrsg), 2001, ISBN 3361345410
 

 

Von Thomas Mann

"...mir selbst überlassen, sah ich, ..., wiederum eine längere Warte- und Mußezeit vor mir liegen, wie sie dem höheren Jüngling zu stillem Wachstum so willkommen, so notwendig ist. Bildung wird nicht in stumpfer Fron und Plackerei gewonnen, sondern ist ein Geschenk der Freiheit und des äußeren Müßigganges; man erringt sie nicht, man atmet sie ein; verborgene Werkzeuge sind ihretwegen Tätig, ein geheimer Fleiß der Sinne und des Geistes, welcher sich mit scheinbar völliger Tagdieberei gar wohl verträgt, wirbt stündlich um ihre Güter, und man kann wohl sagen, dass sie dem Erwählten im Schlafe anfliegt. Denn man muss freilich aus bildsamem Stoffe bestehen, um gebildet werden zu können. Niemand ergreift, was er nicht von Geburt besitzt, und was dir fremd ist, kannst du nicht begehren."

(Eine vieler gut getroffener Aussagen - scheinbar nicht umsonst ist im Vorwort die Meinung "Es gibt Stellen im Felix Krull, die Anwartschaft auf immerwährende Berühmtheit haben" zu lesen- Thomas Manns in "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull"; die zitierte Textstelle ist nachlesbar auf den Seiten 59f bzw. im vierten Kapitel des "zweiten Buches" in der Ausgabe der "Fischer Bücherei" von 1970)
 

 

PRO WENIGER STAAT/ANARCHISMUS/GEGEN BEVORMUNDUNG/PRO FREIHEIT

„[Unter den Zeitschriften und Zeitungen, in welchen einige meiner Essays später erschienen sind,] sind katholische, konservative, liberale, kapitalistische und sozialistische Meinungen vertreten. All diesen Kreisen bin ich Dank schuldig. - Doch am meisten freut es mich, dass in dieser Liste auch eine anarchistische Publikation enthalten ist. Unglücklicherweise hat sie ihr Erscheinen eingestellt, und das geschah nicht, weil sie dem Druck der Verfolgung weichen musste, sondern weil die geistige Gleichgültigkeit gegenüber den Problemen der Freiheit des Individuums ständig größer wurde – ein anderes Beispiel für die zwar nicht bösartige, aber sinnlose Tyrannei, die in den integrierten modernen Massengesellschaften entsteht. Bei der Formulierung des Titels für dieses Buch, Freedom from Government, habe ich das hohe, aber zum Scheitern verurteilte Ziel der Anarchisten vor Augen gehabt. - Universität von Puerto Rico, Oktober 1962, Leopold Kohr“ (S. 9f)

„Die am vernünftigsten begründete Theorie vom Sozialkontrakt ist die von John Locke. Während Hobbes und Rousseau, der eine im Staat, der andere in der Gesellschaft, die Idee eines sterblichen Gottes vermitteln, vor dem jeder einzelne sich beugen muss, stellt sich Locke einen Staat vor, dessen gesetzgebende und verwalterische Gewalten auf den Zweck, Leben und Eigentum zu schützen, streng begrenzt bleiben. Denn es ist dieser Zweck, der anfangs zur Gründung einer Gemeinschaft geführt hat.“ (S. 17f)

PRO STAATSKONTROLLE/REVOLUTION/FREIHEIT

„Während also der Kontrakt [Sozialkontrakt bzw. Staat, Anm.] eine unauflösliche Gemeinschaft geschaffen hat, sind deren Vertretungen nicht unauflöslich. Sie können im Notfall durch eine Revolution beseitigt werden, wann immer sie dem Zweck zuwiderhandeln, für den freie Menschen übereingekommen sind, ihre Freiheit einzuschränken.“ (S. 18)

Die Seitenangabe(n) beziehen sich auf Kohr, Leopold (1965), Weniger Staat: Gegen die Übergriffe der Obrigkeit, Wien und Düsseldorf: Econ. Textstellentitel hinzugefügt von ob. Das Buch wurde Ende 2005 vom Radiosender Österreich 1 erwähnt und scheint auch anderen Indizien zufolge nachhaltig bekannt geworden zu sein, was auf eine gewisse Qualität schließen lässt.
 

 

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