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Textstellen zum
Denken allgemein
Kurzer
Text über Querdenker ("unkonventionelle Geister") in Österreich, in GEO Magazin,
Nr. 4. April 1996. Bestellbar über www.geo.de.
EIN WEITERER GRUND FÜR
DAS DENKEN (ZULASSEN/ERMÖGLICHEN IN DIESEM FALL)
Durch das Schätzen (1) erst gibt es Wert (2): und ohne das Schätzen wäre die
Nuss des Daseins hohl. Hört es, ihr Schaffenden! (Nietzsche in Also sprach
Zarathustra: Die Rede Zarathustra´s von tausend und Einem Ziele; siehe auch:
Gesammeltes/Anstößiges/Nietzsche)
(1) Entsteht auf natürliche Weise durch ausreichend Reflexion (2) und man
verleiht einen Wert, wenn es zum eigenen Glück beiträgt (Anm. bzw. Meinungen vom
Oberdenker)
Mitte 2/04
Sie sind - um es mit
einer zugegeben etwas schiefen Metapher auszudrücken - das Salz in der Suppe
einer jeden Gesellschaft: Freidenker, Träumer, Visionäre. Menschen, die ihr
Gehirn nicht nur zum kritiklosen Wiederkäuen der von den Medien verzehrfertig
angelieferten Convenience-Meinungen benutzen. Unbequeme Menschen, die stets
hinterfragen, alles ganz genau wissen wollen und auch gerne dort hinfassen, wo
es wehtut. Das Jahr 2005 steht, wie es der Zufall will, ganz im Zeichen zweier
Männer, auf die diese Beschreibung absolut zutrifft: Albert Einstein, der vor
genau 100 Jahren mit mehreren bahnbrechenden Arbeiten in kurzer Folge die Physik
auf ganz unterschiedlichen Gebieten revolutionierte, und Friedrich Schiller,
dessen Todestag sich zum 200. Mal jährt. Über die aus Schillers "Don Carlos"
stammende vielzitierte Forderung: "Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!" ließe sich
nun auch noch ein schöner thematischer Bogen zur GMX TV-Kampagne unter dem Motto
"Die Gedanken sind frei" schlagen. Aber da wollen wir Ihnen gar nicht vorgreifen
- selber denken ist in! Die Gedanken sind frei. Ihr GMX Team (Aus dem
GMX-Newsletter vom 21.1.05)
Zur Bedeutung von Reflexion und Sprache
(...aus biopsychologischer/humanethologischer Sicht)
Man darf annehmen, daß die sozialen Funktionen des Intellekts mit
Selbstexploration und Handeln im Anschauungsraum Vorbedingungen der
menschlichen Reflexion und der Sprache waren. Der Mensch kann sein Wissen
mittels der Sprache objektfrei weitergeben (objektunabhängige Tradition).
...Gemäß ihrer stammesgeschichtlich gewachsenen Funktion werden unsere
Denkinhalte von angeborenen Stimmungsqualitäten, Bewertungen, Antrieben und
Hemmungen beeinflußt. Lorenz (1973) spricht hier von einem »scanning mechanism«:
Stimmungen geben Denkinhalten eine Richtung. Wenn bestimmte Denkinhalte
affektiv sehr hoch besetzt sind, dann werden diese manchmal affektiv
»gesperrt« bzw. entsprechende theoretische Alternativen ausgeklammert. Unser
Denkvermögen zeigt unter Umständen eine von der Psychoanalyse erkannte
Anfälligkeit darin, daß sich gewisse einseitige und fehlleitende
Entscheidungspräferenzen im Laufe des Lebens entwickeln können. ... Das kann
bei Personen mit gewissen Vulnerabilitäten und affektiven Einengungen zu
kontrastierenden Weltbildern und Theorienbildungen führen (Bischof, 1996). ...
Aus: Stufen des Erkennens im Verlauf der Stammesgeschichte von
Gerhard Medicus in ISBN 3851145496,
S. 184
Antike (philosophische) Überlegungen zum Glück - Pflege der Weisheit
als höchstes Glück
[Sokrates?:] "... Mag dies der Geist oder etwas anderes sein, was seiner
Natur nach als das Herrschende und Leitende auftritt und das Schöne und
Göttliche zu erkennen vermag, oder sei es selbst göttlich oder das Göttliche
in uns: immer wird die seiner eigentümlichen Tugend gemäße Tätigkeit die
vollendete Glückseligkeit sein ... Der Geist nämlich ist das beste in uns, und
die Objekte des Geistes sind wieder die besten im ganzen Bereich der
Erkenntnis. Sodann ist sie die anhaltendste. Anhaltend denken können wir
leichter als irgend etwas anderes anhaltend tun. [Dauer = wichtig für das
Glück, Anm. des textinterpretierenden Professors] Ferner glauben wir, dass der
Glückseligkeit Lust beigemischt sein muss. Nun ist aber unter allen
tugendgemäßen Tätigkeiten die der Weisheit zugewandte eingestandenermaßen die
genussreichste. Und in der Tat bietet die Philosophie Genüsse von wunderbarer
Reinheit und Beständigkeit; natürlich ist aber die Tätigkeit und das Leben
noch genußreicher, wenn man schon weiß, als wenn man erst sucht ... Die
Glückseligkeit scheint weiterhin in der Muße zu bestehen. Wir opfern unsere
Muße, um Muße zu haben, und wir führen Krieg, um in Frieden zu leben. Die
praktischen Tugenden äußern ihre Tätigkeit in der Politik oder im Kriege. Die
Aktionen auf diesen Gebieten aber dürften sich mit der Muße kaum vertragen,
die kriegerische Tätigkeit schon gar nicht ... Aber auch die Politik verträgt
sich nicht mit der Muße und verfolgt neben den öffentlichen Angelegenheiten
als solchen den Besitz von Macht und Ehren oder die Glückseligkeit für die
eigene Person und die Mitbürger als ein Ziel, das von der Politik verschieden
ist ... wenn dagegen die betrachtende Tätigkeit des Geistes an Ernst
hervorzutragen scheint, und keinen anderen Zweck hat als sich selbst, auch
eine eigentümliche Lust in sich schließt, die die Tätigkeit steigert, so sieht
man klar, dass in dieser Tätigkeit, soweit es menschenmöglich ist, die
Autarkie, die Muße, die Freiheit von Ermüdung und alles, was man sonst noch
dem Glückseligen beilegt, sich finden wird. Somit wäre diese die vollendete
Glückseligkeit des Menschen, wenn sie auch noch die volle Länge eines Lebens
dauert. Denn nichts, was zur Glückseligkeit gehört, darf unvollkommen sein.
Aber ein solches Leben ist höher als es dem Menschen als Menschen zukommt.
Denn so kann er nicht leben, sofern er Mensch ist, sondern nur sofern er etwas
Göttliches in sich hat. So groß aber der Unterschied ist zwischen diesem
Göttlichen selbst und dem aus dem Leib und Seele zusammengesetzten Wesen, so
groß ist auch der Unterschied zwischen der Tätigkeit, die von diesem
Göttlichen ausgeht, und allem sonstigen tugendgemäßen Tun. Ist nun der Geist
im Vergleich mit dem Menschen etwas Göttliches, so muss auch das Leben nach
dem Geiste im Vergleich mit dem menschlichen Leben göttlich sein." ("Pflege
der Weisheit als höchstes Glück", 10. Buch S. 1176a ff [der Nikomadischen
Ethik Aristoteles, übersetzt von Gigou? und erhätlich als Reclam Nr. 86?]; von
einem kopierten Text in einer universitären Vorlesung 05 über ~ "Antike
Glückskonzepte") - auch angebracht beim Unterpunkt Glück
Zum positiven Denken
Fragmente eines interessanten Artikels zum Thema, wie man (unausweichlichen)
Veränderungen erfolgreich begegnet: "Dass sich der gewohnte Gang in die Zukunft
fortschreiben lässt, ist sehr unwahrscheinlich. Im überlegten Umgang mit dem
Geld, in einer gesundheitsbewussten Lebensweise, in der Pflege von Kontakten, in
der vorausschauenden Weiterbildung. Und vor allen Dingen im gezielten Bemühen,
die immer weniger gegebene äußere Stabilität durch eine immer fester gefügte
innere Stabilität abzufangen. Wie gelingt das? Wie Forschungsergebnisse zeigen,
wird die innere, die mentale Stabilität maßgeblich von der Art und Weise
bestimmt, wie und was ein Mensch denkt. Denn es sind eben nicht die äußeren
Ereignisse, die vor allem dafür verantwortlich sind, dass man aus der Fassung
gerät oder ganz und gar aus der Bahn geworfen wird. Das Denken darüber
entscheidet vor allem, ob ein Ereignis zum Problem oder zur Herausforderung
wird. Und damit über das Vermögen, mit sich verändernden Lebensumständen
offensiv umzugehen. Der Berliner Philosoph und Privatdozent Wilhelm Schmid
beschreibt diese Tatsache in seinem Buch 'Schönes Leben - Einführung in die
Lebenskunst' so: Die wichtigste Lebenshilfe wird auf der Ebene des Denkens
geleistet, denn allzu häufig sind wir nicht etwa das Opfer äußerer, anonymer
Mächte oder innerer, psychischer Strukturen, sondern Opfer eines Denkens, das
uns über eine Sache dies und nichts anderes denken lässt. ... Ob es jemand
schafft, neue neuronale Netze, sprich Nervenzellverbindungen im Kopf aufzubauen
und dadurch von Herausforderung zu Herausforderung standfester, souveräner und
auch erfolgreicher wird [entscheidet vor allem darüber, ob z.B. ganz neue
Arbeitsbedingungen zur immer unerträglicheren Last werden oder trotz allem auch
noch Freude bereiten, ob sie resignativ immer tiefer in eine Sackgasse führen
oder in den freien Raum sich immer wieder neu erschließender Möglichkeiten]. ...
Das Denken ist die Ursache, und Ihr Leben, Ihr Körper, Ihr Erfolg sind die
Wirkung. Und weil wir mit unserem Denken und unserer Einstellung die Ursache für
unser Leben setzen, versetzt uns das in die absolute Macht, aber auch in die
Verantwortung, innerhalb des Schicksals, der Gene, des Rahmens, in den wir
hineingeboren wurden, dieses für unser Fortkommen so wichtige Denken zu
gestalten. ...diese lebensprägende Macht des Denkens [ist] keine Erkenntnisblüte
unseres wissenschaftlichen Zeitalters, ... [sondern] damit wird nur uraltes
Wissen neu entdeckt. 'Die Menschen werden nicht durch die Dinge, die passieren,
beunruhigt, sondern durch die Gedanken darüber', [schrieb vor knapp 2000 Jahren
der griechische Philosoph Epiktet]. Und auch der große Philosoph unter den
römischen Kaisern, Marc Aurel, machte im zweiten nachchristlichen Jahrhundert
seine Zeitgenossen gerne darauf aufmerksam: 'Unser Leben ist, was unser Denken
daraus macht.' Wie kann sich ein Mensch aus den gewohnten, eingefahrenen
Denkbahnen lösen? Und damit für neue Nervenzellnetze im Gehirn sorgen? ... diese
mentale Neuprogrammierung erfordert Anstrengung, Beharrlichkeit und kritische
Selbstbeobachtung. Aber, sagt [der Psychologieprofessor Hans Eberspächer], 'ich
weiß auch, um wie viel das Leben leichter wird, wenn das problem- und
katastrophenfixierte Denken überwunden und ein 'zupackenderes',
lösungsorientierteres Denken mehr und mehr die Oberhand gewinnt!'. ... er rät,
sich besonders auf die folgenden Punkte zu konzentrieren:
Selbstgesprächsregulation [zuversichtliche Gedanken aufbauen statt Selbstzweifel
thematisieren...], Vorstellungsregulation [Vorstellungen steuern unser Können,
Handeln und Auftreten ... Zielorientierte Vorstellungen statt ängstliche
Vorstellungen oder Katastrophendenken], Aufmerksamkeitsregulation [nicht nur an
gestern und morgen denken, sondern vor allem im Hier und Jetzt verankertsein,
was leistungsfähig etc. macht...], Kompetenzüberzeugung [das einsetzen, was man
hat und nicht laufend darüber nachgrübeln, woran es einem mangelt; allerdings
auch nicht Schwächen vor sich selbst verleugnen... trotz diesen durch Besinnung
auf Stärken von sich selbst überzeugt sein ...] und Regeneration [Wechsel
zwischen Spannung und Entspannung, Belastung und Erholung nutzen, regenerative
Phasen und Situationen als unverzichtbare Kraftquelle einschalten, um das eigene
Denken nicht aus purer Erschöpfung in Negativklischees absinken zu lassen ...]."
(Für den vollständigen Text und Literaturtipps dazu siehe den
Standard vom 25.3.06, S. K29; Textfragmente auch angebracht beim Anstößigen)
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Textstellen
zur Wahrheit
Grundsätzlich hängt sehr viel von der Sichtweise ab. Optimismus sei nur ein
Mangel an Information, wurde einmal trefflich (? - ist mir schon wieder fast zu
bestimmt bzw. besserwisserisch, Dorfer hat diese Überlegung im Gegensatz hierzu
sympathischerweise zweifelnd in Form einer Frage gestellt, Anm. ob)
festgehalten. Allerdings muss dem bestimmt entgegengehalten werden, dass
Pessimisten logischerweise auch nur schlecht informiert sein können. Ein
Pessimist sucht das Schlechte und ist zufrieden, wenn er es gefunden hat. Ein
Optimist hingegen sucht das Gute und ist zufrieden, wenn er wenigstens das
Schlechte gefunden hat. Was den Optimisten vom Pessimisten unterscheidet, ist im
Endeffekt doch recht wenig; oder um es in den Worten eines Mieselsüchtigen zu
formulieren: gar nichts. (J. F. Park)
Dem Filmemacher und Schriftsteller Alexander Kluge ... seien Geschichten, die
einen wahren Kern verschönern und damit zwangsläufig verzerren, allemal lieber
als News, die aus harten Fakten gespinnt, aber ebenso subjektiv verfälscht sind
(und das oft nicht erkenntlich, auch weil sie meist als "objektiv" verkauft
werden, Anm. ob): aus Lügen "kann ich immer noch ein Stück Fakt
herausentwickeln".
Einmal eingegangen, wird die begangene Lüge zum Schicksal.[...] Jesus meint
im neuen Testament einmal, dass es Menschen gibt, die sind wie Wölfe im
Schafspelz. Er meinte vor allem die Theologen seiner Zeit, die dauernd von Gott
reden - demütig und fromm -, eigentlich nur, um Macht zu erringen. Mit den
Wölfen im Schafspelz könnte aber auch psychologisch etwas anderes noch gemeint
sein: dass Menschen da sind, die alle ihre Aggressionen verdrängt haben.
Nie hat man ihnen erlaubt, in Konflikte so einzugehen, dass sie sich ehrlich
lösen würden. Drum folgen sie einer Schafsmimikrie gewissermaßen: sie sind
unterwürfig, sie tun scheinbar niemandem etwas zu leide, aber im Hintergrund
beißen sie zu. Man empfindet sie als hinterhältig. Sobald man sich auf sie
einlässt, muss man fürchten, reingelegt zu werden. (Eugen Drewermann in Vom
Leben des Menschen, Hörversion)
Ad Ehrlichkeit (wider Lügen > Heucheln)
aus biopsychologischer (humanethologischer) Sicht
Ein anderes Beispiel für ein Verhaltensmerkmal, durch das soziales
Zusammenleben erleichtert wird, ist Transparenz. Transparenz bezeichnet das
unmittelbare und ehrliche Zeigen eigener innerer Stimmungen und die
Unmittelbarkeit und Ehrlichkeit verbaler Mitteilungen. Transparenz hat eine
große, das soziale Zusammenleben regulierende Bedeutung: sie hilft, Vertrauen
zu stiften und Bindungen zu festigen (Frank, 1992). Wir alle reagieren in
unserem sozialen Umfeld auf mimische und verbale Unehrlichkeit sehr
empfindlich. Individuen, die durch emotionelle Transparenz vertrauenswürdig
wirken, Kooperations- und Hilfsbereitschaft zeigen und die eine hohe
Bereitschaft haben, sich nach einem Streit rasch zu versöhnen, erleichtern das
Gruppenleben. Versöhnungen erfolgen z.T. sogar durch die Vermittlung dritter,
offenbar damit die Gruppenstruktur nicht durch zuviel "kurzsichtigen"
Eigennutz destabilisiert wird. Die Einschätzbarkeit einer Gruppenstruktur
durch langfristige und vielfältige Erfahrungen ist ein hoher Wert. Die
"gruppenwürdigen" Verhaltensweisen ermöglichen es den Mitgliedern, in der
Gruppe bleiben zu können oder als Ranghohe nicht den Rückhalt oder die Gruppe
zu verlieren. ...
Aus: Biologie und Kultur. Zu den biologischen Bedingungen von
Determination und Freiraum in der Kultur von Gerhard Medicus, erschienen
in Irenäus Eibl-Eibesfeldt: Zu Person und Werk von Ch. Sütterlin und F.
Salter (Hrsg), 2001, ISBN
3361345410, S. 239 - Textstelle auch angebracht bei den Themen Soziales
und (Un)Glaube (Religion).
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Textstellen zum
Skepitizismus
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Textstellen
zum Nihilismus
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Textstellen
zum Leben
Philosophisches von Thomas Mann
"'...Wollen wir aber von Abstammung reden, so stammt der Mensch vom Tier,
ungefähr wie das Organische aus dem Unorganischen stammt. Es kam etwas hinzu.'
'Hinzu? Was, wenn ich fragen darf?' 'Ungefähr das, was hinzukam, als aus dem
Nichts das Sein entsprang. Haben Sie je von Urzeugung gehört?' ... 'Es hat
nicht eine, sondern drei Urzeugungen gegeben: Das Entspringen des Seins aus
dem Nichts, die Erweckung des Lebens aus dem Sein und die Geburt des
Menschen.' ... Vorgebeugt saß ich und hörte dem kuriosen Reisegefährten zu,
der mir vom Sein sprach, vom Leben, vom Menschen - und vom Nichts, aus dem
alles gezeugt sei und in das alles zurückkehren werde. Ohne Zweifel, sagte er,
sei nicht nur das Leben auf Erden eine verhältnismäßig rasch vorübergehende
Episode, das Sein sei selbst eine solche - zwischen Nichts und Nichts.
Es habe das Sein nicht immer gegeben und werde es nicht immer geben. Es habe
einen Anfang gehabt und werde ein Ende haben, mit ihm aber Raum und Zeit, denn
die seien nur durch das Sein und durch dieses aneinander gebunden. Raum, sagte
er, sei nichts weiter als die Ordnung oder Beziehung materieller Dinge
untereinander. Ohne Dinge, die ihn einnähmen, gäbe keinen Raum und keine Zeit,
denn Zeit sei nur eine durch das Vorhandensein von Körpern ermöglichte Ordnung
von Ereignissen, das Produkt der Bewegung, von Ursache und Wirkung, deren
Abfolge der Zeit Richtung verleihe, ohne welche es Zeit nicht gebe. Raum- und
Zeitlosigkeit aber, das sei die Bestimmung des Nichts. Dieses sei
ausdehnungslos in jedem Sinn, stehende Ewigkeit, und nur vorübergehend sei es
unterbrochen worden durch das raum-zeitliche Sein. Mehr Frist, um Äonen mehr,
sei dem Sein gegeben als dem Leben; aber einmal, mit Sicherheit, werde es
enden, und mit ebensoviel Sicherheit entspreche dem Ende ein Anfang. Wann habe
die Zeit, das Geschehen begonnen? Wann sei die erste Zuckung des Seins aus dem
Nichts gesprungen kraft eines 'Es werde', das mit unweigerlicher Notwendigkeit
bereits das 'Es vergehe' in sich geschlossen habe? Vielleicht sei das 'Wann'
des Werdens gar nicht so lange her, das 'Wann' des Vergehens gar nicht so
lange hin - nur einige Billionen Jahre her und hin vielleicht... Unterdessen
feiere das Sein sein tumultuöses Fest in den unermesslichen Räumen, die sein
Werk seien und in denen es Entfernungen bilde, die von eisiger Leere starrten.
Und er sprach mir vom Riesenschauplatz dieses Festes, dem Weltall, diesem
sterblichen Kinde des ewigen Nichts, ausgefüllt mit materiellen Körpern ohne
Zahl ... Das Leben, hervorgerufen aus dem Sein, wie dieses einst aus dem
Nichts, - das Leben, diese Blüte des Seins, - es habe alle Grundstoffe mit der
unbelebten Natur gemein, - nicht einen einzigen habe es aufzuweisen, der nur
ihm gehöre. Man könne nicht sagen, dass es sich unzweideutig gegen das bloße
Sein, das unbelebte, absetze. Die Grenze zwischen ihm und dem Unbelebten sei
fließend. ... Das Organische selbst kenne die klare Grenze nicht zwischen
seinen Arten. Das Tierische gehe ins Pflanzliche über dort, wo es am Stengel
sitze und Rund-Symmetrie, Blütengestalt annehme, das Pflanzliche ins
Tierische, wo es das Tier fange und fresse, statt aus dem Mineralischen Leben
zu saugen. Aus dem Tierischen sei durch Abstammung, wie man sage, in
Wirklichkeit durch ein Hinzukommendes, das so wenig bei Namen zu nennen sei
wie das Wesen des Lebens, wie der Ursprung des Seins, der Mensch
hervorgegangen. Aber der Punkt, wo er schon Mensch sei und nicht mehr Tier,
oder nicht mehr nur Tier, sei schwer zu bestimmen. Der Mensch bewahre das
Tierische, wie das Leben das Unorganische in sich bewahre; ... Alle Natur, von
ihren frühesten ... Formen bis zu den entwickeltsten und höchst lebendigen,
sei immer versammelt geblieben und bestehe nebeneinander fort ... Es gebe den
Fortschritt, ... ohne Zweifel gebe es ihn, vom Pithecanthropus erectus bis zu
Newton und Shakespeare, das sei ein weiter, entschieden aufwärts führender
Weg. Wie es sich aber verhalte in der übrigen Natur, so auch in der
Menschenwelt: auch hier sei immer alles versammelt, alle Zustände der Kultur
und Moral, alles, vom Frühesten bis zum Spätesten, vom Dümmsten bis zum
Gescheitesten, vom Urtümlichsten, Dumpfesten, Wildesten bis zum Höchst- und
Feinstentwickelten bestehe allezeit nebeneinander in dieser Welt, ja oft werde
das Feinste müd´ seiner selbst, vergaffe sich in das Urtümliche und sinke
trunken ins Wilde zurück. ...was den homo sapiens auszeichne vor aller andern
Natur ... Es sei das Wissen von Anfang und Ende. ...das Leben, dass es nur
eine Episode sei. Fern davon nämlich, dass Vergänglichkeit entwerte, sei
gerade sie es, die allem Dasein Wert, Würde und Liebenswürdigkeit verleihe.
Nur das Episodische, nur was einen Anfang habe und ein Ende, sei interessant
und errege Sympathie, beseelt wie es sei von Vergänglichkeit. So sei aber
alles - das ganze kosmische Sein sei beseelt von Vergänglichkeit, und ewig,
unbeseelt darum und unwert der Sympathie, sei nur das Nichts, aus dem es
hervorgerufen worden zu seiner Lust und Last. Sein sei nicht Wohlsein; es sei
Lust und Last... alle Materie habe teil... an der Empfindung, welche den
Menschen, den Träger der wachsten Empfindung, zur Allsympathie lade." (aus:
"Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull", Drittes Buch,
Fünftes Kapitel, bzw. S. 211ff in der Fischer Ausgabe von 1970; auf speziell diese biologisch-, physikalisch- und
astronomisch-philosopischen Ausführungen wurde auch in einer Radiosendung 2005
auf Ö1 einmal verwiesen...)
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Textstellen
zum Tod
Nebensächlichkeit
An jenem tag ging es während der öffentlichen versammlung bei allen fragen um
das leben jenseits des grabes.
Der meister lachte nur und gab keine einzige antwort.
Seinen schülern, die wissen wollten, warum er auswich, sagte er später:
„habt ihr nicht bemerkt, dass es ausgerechnet diejenigen sind, die nichts mit
dem leben anzufangen wissen, die ein weiteres, ewig währendes wollen?“ „aber
gibt es nun leben nach dem tode oder nicht?“ beharrte ein schüler. „ist
da leben vor dem tod – das ist die frage!“ sagte der meister hintergründig. anthony
de mello
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Textstellen
zur Zeit
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Textstellen
zum
Glück
Was macht satt? ... „Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern
für die Speise, die für das ewige Leben bleibt...“ lautet eine zentrale Aussage
des Textes (der sog. Brotrede im Johannesevangelium, Anm.)... Was macht uns
wirklich satt? Was stillt unseren Lebenshunger, unser Verlangen nach Glück und
Erfüllung? Ist es bloß die Tatsache, am Leben zu sein? ... Ist es all das, was
uns das Leben bieten kann? Materielle Absicherung, sinnerfüllte Tätigkeit,
geglückte Beziehungen? – „Es muss im Leben noch mehr als alles geben“, lässt
Maurice Sendak in seinem Kinderbuchklassiker die Hündin Jennie sagen, die alles
hat, was das Leben angenehm macht, und die dennoch eine tiefe Unruhe und
Unzufriedenheit in sich spürt. ...als Einladung verstehen, unsere Sehnsucht nach
dem „Mehr als alles“ wahr und ernst zu nehmen und unser Verlangen nach dem
Unbedingten nicht abspeisen zu lassen mit materiell-vordergründigen Gütern. Als
Aufforderung, unsere übermäßigen Erwartungen und Wünsche offen zu halten.
(Geistliche) Meinung in einer Tiroler Tageszeitung am 2.8.03
Glück ist, wenn die Chemie stimmt (falls der Text nicht mehr unter dieser
Adresse auffindbar sein sollte, können Sie Ihn
hier anfordern...
Vogerls Fluchtversuche
Betrüblich aber wahr: das gesuchte Glück gibt es nicht. Dass
es aber immer wieder beschworen werden kann und nicht konkretisierbar ist, macht
den modernen Markt glücklich. Er produziert Symbole des Glücks, auf die wir
neidisch sein dürfen. An glückliche Menschen könnte man nichts verkaufen.
Zum Glück ist das Glück nicht massetauglich. Außer am Fußballplatz und in der
Werbung. Dort ist Glück weißer Sand, blauer Himmel, salziges Wasser, rasierte
Beine. Das Glück ist das schlechthin – wie der Philosoph sagt – Kontrafaktische,
das Gegenwirkliche. Blöderweise kann man immer nur sagen, das ist es nicht, das
auch nicht und das war es vielleicht gerade, das Glück. Es soll ja ein Vogerl
sein, das Glück, schwer zu erhaschen wie die baumelnde Karotte vor der
feuchtwarmen Eselsschnauze. Unglücklich und vom Pech verfolgt ist derjenige, der
von seinem Glück erst weiß, wenn es vorbei ist.
So ein Glück
Glücklich diejenigen, die geschickt genug sind, sich eine eigene Welt zu
schaffen. Schlechter läuft´s für die, die das wissen, aber zu blöd sind, in ihr
zu leben. Die Fußballer sagen: Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch
noch Pech dazu. Und Voltaire sagt, es gibt zwei Formen des Glücks: das
philosophische (des Denkens) und das idiotische (nämlich den Rausch der
Illusion). Auch die negativste Dialektik, die kein richtiges Leben im falschen
(dem unseren) gestattet und der käsegesichtigste, miesepetrigste Pessimist kennt
doch immerhin das Glück der Erkenntnis. Wer sonst noch glücklich ist, muss ein
Dummkopf sein – fortune favours fools. Zum Glück führen also zwei Wege: die
Sublimierung und die Idiotie.
Über die Liebe
Jemand hat einmal gesagt: Wer zu wenig poppt, beginnt sich für Kultur zu
interessieren. Der Koitus gilt wohl zu Recht als Urtechnik des Glücks. Aber das
ist ja nur ein Sekundenglück, und Liebe will mehr. Sie spielt mit der
Gegenseitigkeit von Gefühlen, und sie ist ein Balanceakt wechselseitiger
Verkennung. Eine winzige Bildstörung auf dem Monitor der Liebe, und die
Katastrophe ist da. Man kann also sagen: Das Glück der Liebe riskiert das größte
Unglück – das Urunglück ist der Liebesverlust. Da haben wir den Salat.
Sublimierung steht an. Wer unglücklich ist, gar Liebeskummer hat, wem was fehlt,
liest oder schreibt Bücher, sucht Gott, geht shoppen, lächelt dabei in die
Überwachungskameras, zwingt sich ins Fitnessstudio oder in die Politik.
Kleines Glück
Vielleicht könnte man sagen, dass glückliche Menschen nicht unbewusst
konsumieren. Glück ist der Zufall eines natürlichen Harmonierens des Einzelnen
mit den äußeren Umständen. Glück ist Selbstgenuss in einem Dasein, das dem
eigenen Willen angemessen ist, soll heißen: immer auf Augenhöhe mit den eigenen
Fähigkeiten. Und man sollte sich tatsächlich anstrengen, sich alle Dinge vom
Hals zu schaffen, die nicht vorhanden sind, neidlos. Der Neider beobachtet ja
das Glück der anderen – genauer gesagt: den Glamour, der als das Symbol des
Glücks erfahren wird. Der zweite Weg zum Glück führt über die Idiotie, den kann
man aber nicht bewusst beschreiten: Der Stumpfkopf weiß nichts von seiner
Geistesschwäche, das ist sein Glück. Dennoch kann er unglücklich sein. Das ist
sein Pech. Man hat´s schwer mit dem Glück. Das Vogerl ist schon wieder fort.
Wie die Tiere?
Wie wir überhaupt oft auf das genügsame Glück der Tiere neidisch sind. Es
verdankt sich dem Vergessen: „kurz angebunden mit ihrer Lust und Unlust, nämlich
an den Pflock des Augenblicks“. So hat Nietzsche sie, die Tiere beschrieben. Was
ist daran verlockend? Offenbar die Selbstsuspension im Vergessen. Im Glück wird
der Mensch sich selber los. Deshalb auch Mohn und Schnaps, Film und Fernsehen
und Kunst. I can´t get no satisfaction. Gottfried Benn meinte. „Sich abfinden
und gelegentlich aufs Wasser schaun.“ Glück auf kleiner Flamme eben: Leere
Postkästen, Stille, Geltungssucht und Narzissmus herunter dimmen, eine
unangestrengte Unterhaltung, verliebt in die Liebe sein.
(Hannes Pfeifhofer im
Euro< 26-Magazin, 2003)
Der Fluch des Pechvogels
Alles hat zwei Seiten. Diese Seite gehört dem Pech. Es ist
unsportlich und feig, hinterhältig und gemein, klebrig und nicht abwaschbar.
Kein Wunder, dass es nicht besonders beliebt ist.
Auf der Flucht
Auf der einen Seite läuft man dem Glück hinterher, auf der anderen verfolgt
einem das Pech. So eingeklemmt zwischen dem Glück, dem man hinterherhechelt und
dem Atem des Pechs im Nacken ist das wahrlich kein Honiglecken. Vor einem ein
leichtes Vogerl und hinter einem der schwarze Pechvogel mit Mundgeruch, der
einem an den Fersen klebt. Ein doppelter Bewegungsimperativ: Einerseits immer
auf der Flucht vor dem Fluch des Pechs, dem Unglück, der Armut, der Karies und
andererseits das Hoffen auf Glück, Geld, strahlend weiße Zähne. Von diesen
beiden Polen wird der arme Mensch angeschubst und angestoßen. Denn das Pech ist
etwas, das einem zustößt, zugestoßen ist oder zustoßen wird und von dem man zur
Bewegung genötigt wird. Es scheint unumstößlich und unkontrollierbar.
Pechmotor
Man muss also immer in Bewegung bleiben. Der flexible Mensch muss immer
sprungbereit sein, nur nicht stehen bleiben! Bewegung wird als Glück verkauft.
Wer stehen bleibt, dem packt das Pech von hinten. Stillstand gilt als das
Unglück schlechthin. Das Pech und die Angst vor ihm sind der beste
Antriebsmotor. Das haben nicht nur Zahnärzte kapiert, sondern sogar Politiker:
Wer keine Angst vor Karies hat, wird sich keine Zahnpasta kaufen und wer keine
Angst vor dem schwarzen Mann hat, nicht eine oder zwei bestimmte Parteien
wählen. Wer die falschen Turnschuhe trägt, darf nicht vom Glück der
Zugehörigkeit naschen.
Dabei muss das Glück in immer neue Gewänder schlüpfen, immer noch attraktiver
erscheinen, immer noch begehrenswerter werden. Das Pech hingegen kann sich
zurücklehnen und so bleiben, wie es ist: träge unansehnlich. Den Blick nach
vorne gerichtet, sieht man es ohnehin nicht. Und es bleibt ja sowieso dicht auf
den Fersen, weil es von der Bewegung des dem Glück Hinterherlaufenden
schmarotzt: Wer dem Glück hinterherläuft, den verfolgt das Pech ganz
automatisch.
Pechmarie
Die Marie hatte Pech, weil sie nur die Marie wollte, die dazugehörige Arbeit
aber verweigerte, den Müßiggang vorzog. Weil sie ohne Arbeit schwarze Zahlen
schreiben wollte. Das war nicht im Sinne von Frau Holle, die in dieser Frage mit
der Wirtschaft ein übereinstimmendes Urteil erzielt. Arbeit ist Bewegung, ist
Glück. Deshalb musste die eine Marie mit schwarzem Pech überschüttet werden, das
zusätzlich den Nachteil hatte, nicht abwaschbar zu sein. Es blieb bis an ihr
Lebensende und darüber hinaus an ihr kleben.
Das Pech trägt schwarz und wohnt im Hinterland
Das Pech hat viele Gesichter und wohnt vorzugsweise dort, wo es dunkel ist: Im
Mund in Form von schwarzen Löchern in den Zähnen, in Afrika in Form von
gefährlichen dunklen Menschen, in dunklen Erinnerungen. Zudem hat man hinten
keine Augen, so dass man sehen könnte, wie das Pech aussieht, das einem da die
ganze Zeit verfolgt. Das Pech ist feig und unsportlich, es schlägt immer aus dem
Hinterhalt zu. Hinten in der Vergangenheit, wie uns die Psychoanalyse lehrt. Die
Neurosen haben ihren Grund in einer schwer zugänglichen Vergangenheit. Wer zu
wenig Bussis in der Kindheit abbekommen hat, der wird ein glückliches Leben nur
führen können, wenn er sich noch einmal umdreht, sich dem Pech stellt und es
wiederholt. Über der Vergangenheit liegt sich ein rauchiger Schleier.
Geschlagenes Pech
„Ihr sitzt in euren Zimmern und ihr wartet auf das Glück und ihr habt schon
20000 Zigaretten ausgedrückt“, kritisieren die Glücksexperten Tocotronic und
wissen, dass zum Glück mehr als nur Herumsitzen und Rauchen notwendig ist. Ein
anderes Lied heißt: „Das Unglück muss zurückgeschlagen werden.“ Hier täuscht
sich Herr von Lowtzow schon im Titel. Das Unglück muss überhaupt nicht
geschlagen werden. Schlägt man es immer wieder zurück, wird es einem immer im
Nacken sitzen. Wenn einem das Pech verfolgt, ist es wohl am bes-ten, nicht
davonzulaufen, sondern einen Gang zurückzuschalten, das Pech einfach überholen
zu lassen und dabei freundlich zu winken.
(Albin Pfriem im
Euro< 26-Magazin, 2003)
EIN WEITERER GRUND FÜR DAS DENKEN (ZULASSEN/ERMÖGLICHEN IN
DIESEM FALL)
Durch das Schätzen (1) erst gibt es Wert (2): und ohne das Schätzen wäre die
Nuss des Daseins hohl. Hört es, ihr Schaffenden! (Nietzsche in Also sprach
Zarathustra: Die Rede Zarathustra´s von tausend und Einem Ziele; siehe auch:
Gesammeltes/Anstößiges/Nietzsche)
(1) Entsteht auf natürliche Weise durch ausreichend Reflexion (2) und man
verleiht einen Wert, wenn es zum eigenen Glück beiträgt (Anm. bzw. Meinungen vom
Oberdenker)
Mitte 2/04
Wahrlich, ich that wohl Das und jenes an Leidenden: aber
Besseres schien ich mir stets zu thun, wenn ich lernte, mich besser freuen.
Seit es Menschen giebt, hat der Mensch sich zu wenig gefreut: Das allein, meine
Brüder, ist unsre Erbsünde!
Und lernen wir besser uns freuen, so verlernen wir am besten, Andern wehe zu
thun und Wehes auszudenken.
Darum wasche ich mir die Hand, die dem Leidenden half, darum wische ich mir auch
noch die Seele ab.
Denn dass ich den Leidenden leidend sah, dessen schämte ich mich um seiner Scham
willen; und als ich ihm half, da vergieng ich mich hart an seinem Stolze.
Grosse Verbindlichkeiten machen nicht dankbar, sondern rachsüchtig; und wenn die
kleine Wohlthat nicht vergessen wird, so wird noch ein Nage-Wurm daraus.
``Seid spröde im Annehmen! Zeichnet aus damit, dass ihr annehmt!'' - also rathe
ich Denen, die Nichts zu verschenken haben.
Ich aber bin ein Schenkender: gerne schenke ich, als Freund den Freunden. Fremde
aber und Arme mögen sich die Frucht selber von meinem Baume pflücken: so
beschämt es weniger. (Kapitel: Von den Mitleidigen)
Viele von ihnen litten zuviel -: so wollen sie Andre leiden machen. (Kapitel:
Von den Priestern; siehe auch: Gesammeltes/Anstößiges/Nietzsche)
Lachen reinigt die Seele
Wien (APA, dpa) - Lachen ist gesund, heißt es im Volksmund. Doch oft haben
wir nichts zu lachen, weil wir viel zu gestresst durchs Leben hetzen. Dabei
wirkt kaum etwas befreiender als Lachen. Lachen Sie mal wieder!
Auch Ulrich Wolf und Bernd Neumann beschreiben in "Das Antistress Buch" aus
der Fit For Fun-Reihe, was Lachen alles bewirkt. Die Lachforschung,
wissenschaftlich Gelotologie genannt (gelos heißt auf griechisch "Gelächter"),
ist noch relativ jung. Sie existiert seit circa 1953. Bis heute hat sie einige
sehr beachtliche Fakten zu Tage gefördert, die zu denken geben sollten. Denn
Lachen wirkt auf verschiedenen Ebenen, heißt es bei dem Autoren-Team
Wolf/Neumann, und zwar auf der emotionalen, der geistigen und der organischen
Ebene. Auf der emotionalen Ebene löst Lachen Hemmungen, lässt vergessen
geglaubte Gefühle wieder auftauchen und verhilft so zu einem zwangloseren
Austausch mit unseren Mitmenschen. In Bezug auf unsere geistigen Potenziale
führt Lachen häufig dazu, dass sich unsere Sicht der Dinge verschiebt; es macht
uns offener für neuartige Zusammenhänge und regt unsere Kreativität an. Doch
auch in unserem Körper geschieht eine ganze Menge, berichtet das Autorenduo: So
werden beim Lachen bestimmte Signalstoffe unseres Nervensystems -
wissenschaftlich Endorphine und Enkephaline, oft auch Glückshormone genannt -
ausgeschüttet. Diese sind es, die unsere Laune so positiv beeinflussen. Lachen
macht (und hält) gesund © dpa Darüber hinaus werden beim Lachen manche Muskeln
extrem gefordert: das Zwerchfell, die Rippenmuskulatur und bestimmte
Gesichtsmuskeln. Die übrigen Muskeln hingegen werden wunderbar entspannt. Durch
das besonders intensive Zwerchfelltraining wiederum entsteht in der Lunge ein
extrem starker Gasaustausch, so dass das Blut vom Sauerstoff geradezu überflutet
wird. Ganz wichtig ist laut den Autoren Wolf/Neumann auch, dass unser
Immunsystem durch Lachen nachweislich positiv angeregt wird. So wird es mit
Infektionskrankheiten schneller fertig beziehungsweise treten diese erst gar
nicht auf.
Nutzen der einzelnen Individuen unabhängig voneinander ..[?] Gegen
diese Annahme lassen sich zwei Einwände vorbringen. ... erste ... besteht darin,
dass Menschen altruistisch sein können, dass beispielsweise der Nutzen von
Eltern auch davon abhängt, wie hoch der Nutzen der Kinder ist. Der zweite
Einwand ist allgemeiner und er ist folgenschwerer: Er behauptet, dass für das
Wohlbefinden der Individuen nicht nur ihre eigene absolute Versorgung mit Gütern
entscheidend ist, sondern vor allem die relative Position, die sie in der
Einkommens- bzw. Nutzenhierarchie einnehmen. ... [Bsp.] Statussymbole ... für
das subjektive Wohlbefinden der Menschen ihre relative Position von
ausschlaggebender Bedeutung ist. Die materielle Versorgung fast aller Bürger der
ehemaligen DDR ist nach der Wiedervereinigung deutlich verbessert worden.
Dennoch fühlen sich viele Menschen als Verlierer und sind mit ihrer Situation
unzufrieden. Eine Reaktion, die verständlich wird, wenn man sieht, dass die
ostdeutschen Mitbürger in der gesamtdeutschen Wohlfahrtshierarchie am Ende
stehen. Obwohl sich die absolute Versorgung verbessert hat, ist die relative
Position schlechter geworden. [Man beachte, dass nur die materielle Situation
betrachtet wird, was auch bei Wohlfahrtsmaßen wie z.B. dem meist und sicher auch
hier verwendeten BIP meist der Fall ist, weshalb es alternative Konzepte gäbe,
welche z.B. die Umwelt, Lebensqualität u.ä. berücksichtigen/miteinbeziehen] (Weimann
2004, ISBN 3540012737, S 98-99 im mit Es ist alles relativ... betitelten
"Sidestep") - Noch eine Anmerkung (bzw. Ausführung): So könnte man es
ja eigentlich nur begrüßen, wenn einer besser gestellt wird, ohne dass ein
anderer schlechter gestellt wird (wird in den Sozial-, Wirtschafts-, etc.
wissenschaften als "pareto-optimal/-effizient" bezeichnet; sollte das überhaupt
möglich sein bzw. extrem skeptisch gesehen: sollte eine Besser- bzw.
Schlechterstellung überhaupt möglich sein - mich erinnere man hierbei an mein
Auslandsjahr!), jedoch aber wird sich der andere schlechter gestellt fühlen
(d.h. "objektiv" wäre er es eigentlich nicht [objektiv in Klammer, weil es
dabei auch wieder auf die Messung ankommt... man sehe hierfür z.B. meine
Überlegung ZUR FRAGE, OB ES IMMER BESSER IST, SELBST ZU ENTSCHEIDEN BZW. ZUR
INDIVIDUELLEN RATIONALITÄT vom Nov. 04], subjektiv jedoch schon). Das Beispiel
könnte man auch für eine rationale Deutung davon heranziehen, wieso Neid,
manifestiert z.B. in der Bibel, hauptsächlich als etwas Negatives
(Destruktives?) gesehen wird. (ob)
Aus einer ökonomischen Arbeit über menschliches Wohlbefinden
"Die in dieser Arbeit präsentierten Ergebnisse ökonometrischer Analysen
weisen daraufhin, dass Leute in Kantonen, in welchen die direkte Demokratie
und der Föderalismus stärker ausgebaut sind, eine höhere Zufriedenheit mit
ihrem Leben angeben. Sie erfahren sowohl einen höheren Nutzen aus dem Ergebnis
des politischen Prozesses als auch aus den demokratischen
Beteiligungsmöglichkeiten an sich.
Macht Geld glücklich?
Die vorhandene Evidenz erlaubt die Folgerung, dass quer über die Länder
Einkommen und Glück positiv korreliert sind und dass ein höheres Einkommen das
subjektive Wohlbefinden in armen Ländern erhöht. Die Vorstellung, dass Leute
in armen Ländern glücklicher sind, weil sie unter natürlicheren Bedingungen
und weniger Stress leben, muss als Mythos abgetan werden. Ökonomen, beginnend
mit Jeremy Bentham, haben korrekt erkannt, dass ein höheres Einkommen der
Bevölkerung willkommene Möglichkeiten bietet, welche den Menschen in armen
Ländern versagt bleiben. Dies gilt zumindest bis zu einem bestimmten
Einkommensniveau. Die kausalen Faktoren, die den Wohlstand der Nationen mit
Glück verknüpfen, sind jedoch erst teilweise verstanden. ... Diesbezüglich
wurde argumentiert, dass der Kampf um relative Positionen zu einer
gesellschaftlichen Verschwendung von Ressourcen führt und deswegen die
Gewinner dieses Wettrennens um Status (mittels einer Konsumsteuer) stärker
belastet werden sollten (Frank 1999 und allgemeiner Layard 1980). Dieser
Vorschlag wurde durch Ergebnisse aus der Erforschung des Glücks beeinflusst:
Leute scheinen mehr Zufriedenheit aus ihrer Position im Vergleich zu anderen
Einkommensbeziehern zu ziehen als vom Einkommensniveau an sich. Falls eine
redistributive Steuerpolitik es schafft, den Wettstreit um Status weniger
attraktiv zu machen, könnte das subjektive Wohlbefinden positiv beeinflusst
werden. Für eine umfassende Beurteilung müssten jedoch noch weitere Aspekte
berücksichtigt werden, insbesondere welche Möglichkeiten die Bezieher hoher
Einkommen haben, den höheren Steuern auszuweichen."
Alois Stutzer: Eine ökonomische Analyse menschlichen Wohlbefindens (Schweizer
Doktorarbeit 2001 - müsste mittlerweile auch in Buchform vorliegen)
"Ö1 Programm Mo, 21.03.05
Mehr dazu in den Ö1 Highlights
Radiokolleg - Zwischen Glückssehnsucht und
Glücksterror
"Du musst glücklich sein - koste es was es wolle!" - so lautet die
immer wieder inszenierte Parole unserer schönen neuen Waren-Welt.
Auf der Suche nach diesem kaufbaren Glück zwischen Luxus-Gut und
VIP-Event scheinen immer mehr Menschen seelisch zu erstarren. Unter
dem Diktat des Glücklichseins wachsen Entfremdung, Traurigkeit,
Neid, Einsamkeit und Entsolidarisierung. Warum ist das so? Muss das
so sein? Um welches Glück dreht es sich eigentlich?
Folgt man dem antiken Philosophen Aristoteles in seiner
Nikomachischen Ethik so streben alle Menschen nach Glück. Doch die
einen verstehen darunter nur das Eintreffen eines erhofften, aber
unwahrscheinlichen günstigen Ereignisses oder die Abwendung von
Unglück. Doch dieses Glück in Form eines weitgehend
unbeeinflussbaren äußeren Schicksals unterscheidet sich von dem, was
Aristoteles und viele seiner Philosophenkollegen unter Glück
verstehen. Sie sprechen nämlich genauer vom Glücklichsein, der
Glückseligkeit, einem seelischen Zustand vollkommener Befriedigung,
ein Ideal der Wunschlosigkeit, zu dessen Verwirklichung wir einiges
tun können. In der nordamerikanischen Unabhängigkeitserklärung, die
Thomas Jefferson 1776 niedergeschrieben hat, wird das "Streben nach
Glück" (Pursuit of happiness) sogar als ein "unveräußerliches
Menschenrecht" festgehalten.
Es wäre kein Ideal, wenn sich dagegen nicht auch Zweifel erhoben
hätten. Seit dem 19. Jahrhundert beherrscht unsere Kultur ein
eigentümlicher Glücksverdacht. Seine Skepsis in Bezug auf das
menschliche Glück hat etwa Arthur Schopenhauer formuliert: Das Leben
sei eine Unglückshaut ..., der größte angeborene Irrtum des Menschen
sei es, dass er auf der Welt sei, um glücklich zu sein.
Weitere Informationen:
BUCHLISTE
Pascal Bruckner, Verdammt zum Glück. Der Fluch der Moderne, Aufbau
2003
Annemarie Pieper, Glückssache, Die Kunst gut zu leben, DTV 2003
Mihalyi Csikszentmihalyi, Flow – das Geheimnis des Glücks, Stuttgart
1991
Gerhard Schulze, Kulissen des Glücks, Frankfurt 2000
Ders., Die Erlebnisgesellschaft, Frankfurt 1992
Elisabeth Katschnig-Fasch, Im Schatten des Elends. Begegnungen im
Schatten des Neoliberalismus, Löcker 2003
Manfred Prisching, Die McGesellschaft. In der Gesellschaft der
Individuen, Styria Verlag 1998
Helene Karmasin; Produkte als Botschaften, Ueberreuter Wirtschaft
2004
Norbert Bolz, Kultmarketing, Econ 2000
Matthias Horx, Future Fitness, Eichborn 2003
Wilhelm Schmid, Philosophie der Lebenskunst. Ein Grundlegung,
Suhrkamp 2003
Ders., Die Kunst der Balance, Insel-Verlag 2005
Klaus Rückert; Bindungen, Brüche,Übergänge, Faölter verlag 2004
E.G.Baur; Wilhelm Schmid-Bode, Glück ist kein Zufall, München 2000
Augustinus Wucherer-Huldenfeld, Ursprüngliche Erfahrung und
Personales Sein, Böhlau 1997
Reinhard K.Sprenger, Der dressierte Bürger. Warum wir weniger Staat
und mehr Selbstvertrauen brauchen, Campus 2005
Ders. Mythos Motivation, Campus
Heiner Boberski, Adieu Spassgesellschaft. Wollen wir uns zu Tode
amüsieren?, VaBene 2004
Christian Sint, Karriere nach Innen. Leben mit Menschen mit
Behinderungen, Tyrolia Verlag Innsbruck
A.Bellebaum (Hrsg.), Vom guten Leben. Glücksvorstellungen in den
Hochkulturen, Berlin 1994
M.Hossenfelder, Antike Glückslehren. Quellen in deutscher
Übersetzung, Stuttgart 1996
Martin Seel, Versuch über die Form des Glücks, Frankfurt 1991"
(Homepage von Radio Österreich 1)
Über das Gute am Schlechten: "Sie lassen den Kopf hängen, Sie zeigen sich schlaff, und das mit völligem
Unrecht. Denn die bunten und lustigen Möglichkeiten des Lebens beginnen so recht
erst jenseits jener gründlich aufräumenden Katastrophe, die man treffend als den
bürgerlichen Tod bezeichnet, und eine der hoffnungsreichsten Lebenslagen ist
die, wenn es uns so schlecht geht, dass es uns nicht mehr schlechter gehen
kann." (Eine vieler gut getroffener Aussagen - scheinbar nicht umsonst ist im
Vorwort die Meinung "Es gibt Stellen im Felix Krull, die Anwartschaft auf
immerwährende Berühmtheit haben" zu lesen- Thomas Manns in "Bekenntnisse des
Hochstaplers Felix Krull"; die zitierte Textstelle ist nachlesbar auf den Seiten
53 und 54 bzw. im dritten Kapitel des "zweiten Buches" in der Ausgabe der
"Fischer Bücherei" von 1970)
Antike (philosophische) Überlegungen zum Glück - Pflege der Weisheit
als höchstes Glück
[Sokrates?:] "... Mag dies der Geist oder etwas anderes sein, was seiner
Natur nach als das Herrschende und Leitende auftritt und das Schöne und
Göttliche zu erkennen vermag, oder sei es selbst göttlich oder das Göttliche
in uns: immer wird die seiner eigentümlichen Tugend gemäße Tätigkeit die
vollendete Glückseligkeit sein ... Der Geist nämlich ist das beste in uns, und
die Objekte des Geistes sind wieder die besten im ganzen Bereich der
Erkenntnis. Sodann ist sie die anhaltendste. Anhaltend denken können wir
leichter als irgend etwas anderes anhaltend tun. [Dauer = wichtig für das
Glück, Anm. des textinterpretierenden Professors] Ferner glauben wir, dass der
Glückseligkeit Lust beigemischt sein muss. Nun ist aber unter allen
tugendgemäßen Tätigkeiten die der Weisheit zugewandte eingestandenermaßen die
genussreichste. Und in der Tat bietet die Philosophie Genüsse von wunderbarer
Reinheit und Beständigkeit; natürlich ist aber die Tätigkeit und das Leben
noch genußreicher, wenn man schon weiß, als wenn man erst sucht ... Die
Glückseligkeit scheint weiterhin in der Muße zu bestehen. Wir opfern unsere
Muße, um Muße zu haben, und wir führen Krieg, um in Frieden zu leben. Die
praktischen Tugenden äußern ihre Tätigkeit in der Politik oder im Kriege. Die
Aktionen auf diesen Gebieten aber dürften sich mit der Muße kaum vertragen,
die kriegerische Tätigkeit schon gar nicht ... Aber auch die Politik verträgt
sich nicht mit der Muße und verfolgt neben den öffentlichen Angelegenheiten
als solchen den Besitz von Macht und Ehren oder die Glückseligkeit für die
eigene Person und die Mitbürger als ein Ziel, das von der Politik verschieden
ist ... wenn dagegen die betrachtende Tätigkeit des Geistes an Ernst
hervorzutragen scheint, und keinen anderen Zweck hat als sich selbst, auch
eine eigentümliche Lust in sich schließt, die die Tätigkeit steigert, so sieht
man klar, dass in dieser Tätigkeit, soweit es menschenmöglich ist, die
Autarkie, die Muße, die Freiheit von Ermüdung und alles, was man sonst noch
dem Glückseligen beilegt, sich finden wird. Somit wäre diese die vollendete
Glückseligkeit des Menschen, wenn sie auch noch die volle Länge eines Lebens
dauert. Denn nichts, was zur Glückseligkeit gehört, darf unvollkommen sein.
Aber ein solches Leben ist höher als es dem Menschen als Menschen zukommt.
Denn so kann er nicht leben, sofern er Mensch ist, sondern nur sofern er etwas
Göttliches in sich hat. So groß aber der Unterschied ist zwischen diesem
Göttlichen selbst und dem aus dem Leib und Seele zusammengesetzten Wesen, so
groß ist auch der Unterschied zwischen der Tätigkeit, die von diesem
Göttlichen ausgeht, und allem sonstigen tugendgemäßen Tun. Ist nun der Geist
im Vergleich mit dem Menschen etwas Göttliches, so muss auch das Leben nach
dem Geiste im Vergleich mit dem menschlichen Leben göttlich sein." ("Pflege
der Weisheit als höchstes Glück", 10. Buch S. 1176a ff [der Nikomadischen
Ethik Aristoteles, übersetzt von Gigou? und erhätlich als Reclam Nr. 86?]; von
einem kopierten Text in einer universitären Vorlesung 05 über ~ "Antike
Glückskonzepte") - auch angebracht beim Unterpunkt
Denken allgemein
6 universelle Tugenden?
"... [Amos Oz (korrekte Schreibweise des Namens nicht garantiert)] in einen
Kibbuz eintrat, um ein neues Leben zu beginnen. ... (es werden einige Gründe
hierfür aufgezählt, Anm. des Mitschreibers) Amos Oz beschreibt dies in seinem
neuesten Buch Eine Geschichte von Liebe und Finsternis, ..., das
international ein Bestseller wurde. ... (angefügt, weil ich nicht weiß,
ob der Oz etwas mit dem Nachfolgenden zu tun hat und für den Fall, dass sich
jemand für Kibbuze interessiert, Anm. des Mitschreibers) Am Institut für
Psychologie an der Universität in Pennsylvania suchte ein Team in den
grundlegenden Schriften der großen Religionen und philosophischen Systeme nach
den ihnen allen gemeinsamen Tugenden abseits vom Mainstream-Amerika. 'Wir lasen
Aristoteles und Plato, Thomas von Aquin und Augustinus, das Alte Testament und
den Talmud, Konfuzius, Buddha, Lao Tse, den Samurai-Code, den Koran, Benjamin
Franklin und die Upanishaden - insgesamt 200 Tugendkataloge. Zu unserer
Überraschung unterstützten all diese Traditionen - verteilt über 3000 Jahre und
die gesamte Erdoberfläche - 6 Tugenden:
Weisheit und Wissen, Mut, Liebe und Humanität, Gerechtigkeit, Mäßigung,
Spiritualität und Transzendenz.'
'In Details gab es natürlich Unterschiede', schreibt der Leiter des Teams
Martin Seligman (korrekte Schreibweise des Namens nicht garantiert) in seinem
von Siegfried Brockert übersetzten Buch Der Glücksfaktor. Was Mut für den
Samurai bedeute, unterscheide sich natürlich von dem, was Mut für Plato war, und
die Humanität bei Konfuzius sei nicht identisch mit der Caritas bei Thomas von
Aquin. 'Aber die Gemeinsamkeiten sind gegeben und für diejenigen unter uns, die
als ethische Relativisten aufgewachsen sind, doch sehr erstaunlich. Dies
enthüllt den Sinn der Behauptung, der Mensch sei ein moral animal, ein
moralisches Lebewesen.' Seligman folgt, wenn er weiter über die Stärken des
Charakters schreibt, den Ausführungen des großen Psychoanalytikers Erich Fromm.
In den 1970er Jahren erklärte dieser in seinen empirischen Untersuchungen zum
Gesellschaftscharakter (= Titel der Schrift?) den Unterschied zwischen einem
Verhaltensmerkmal und einem Charakterzug am Beispiel des Muts: 'Mutiges
Verhalten lässt sich beschreiben als ein Verhalten, bei dem sich der Mensch in
der Verfolgung eines Zieles nicht leicht durch Gefährdung seines Lebens, seiner
Gesundheit und Freiheit oder seines Besitzes abschrecken lässt.'
Ganz anders sehe es aus, schreibt Fromm, wenn man die oft unbewusste Motivation
für mutiges Verhalten betrachte. 'Ein mutiger Mensch kann durch seine Hingabe an
ein bestimmtes Ziel oder durch sein Pflichtgefühl motiviert sein.' Meist denke
man an diese Motivation, wenn man von Mut als Tugend spreche. ... Ein Mensch
kann auch von Eitelkeit, von dem Verlangen nach Anerkennung und Bewunderung
motiviert sein. Es sind möglicherweise Selbstmordtendenzen im Spiel und der
Verlust des Lebens kann - wenn auch unbewusst - erwünscht sein. Ein Mensch kann
auch aus Mangel an Vorstellungskraft mutig sein, der ihn blind macht für
Gefahren oder Angst haben, als Feigling angesehen zu werden. ..." (In einem
Radiokolleg vom 7.2.05 auf Ö1 über Mut, in dem mich aber besonders die
Untersuchung zu den gemeinsamen Tugenden - an sich und deren Ergebnis -
interessierte, ob) - auch angebracht beim Thema Philosophie/Glück.
Ob nun der Weg zum glücklichen Dasein über eine geringe Anzahl von für alle Menschen gleichen Tugenden führt oder nicht, ist eine andere Frage. Jedenfalls aber erscheinen solche auf das Auffinden gemeinsamer Lösungen bedachte Bestrebungen (aus der Sicht friedliebender Menschen) v.a. in Zeiten wiederstärkeraufkeimender Fremdenfeindlichkeit wie diesen als sehr wünschenswert.
Kommentare
Zum Zusammenhang von Glück und Tugend
...eine Textstelle von Thomas Mann: "Ich war sehr glücklich. Ich war mir
kostbar und liebte mich - auf jene gesellschaftlich nur ersprießliche Art,
welche die Liebe zu sich selbst als Liebenswürdigkeit gegen andere nach außen
schlagen lässt." (in:
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, Drittes Buch,
Fünftes Kapitel, 2. Absatz)
...und eine von Cervantes: "Aufgrund des mit
von Gott verliehenen natürlichen Verständnisses weiß ich, dass alles Schöne
liebenswert ist." (Aus einer Rede der wunderschönen Marcela in:
El Ingenioso Hidalgo don Quijote
de la Mancha, Kapitel XIV)
(Textstellen auch angebracht beim Thema
Soziales)
Zur "goldenen Mitte"
Der Philologe O.Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle merkte in einer
Vorlesung zum Thema Glück ("Was ist Glück? Antike Konzepte zu gelingendem
Leben") im Herbst 2005 zur Mesoslehre (Mesos...Mitte) von Aristoteles
an, dass diese weniger mit eher negativ besetzter Mittelmäßigkeit (mediocritas),
sondern eher mit der "goldenen Mitte" (aus der Populärphilosophie, Horaz; weil
aurea mediocritas - von Aristoteles verwendet? - und aurea ist
positiv besetzt) assoziiert werden sollte. Aristoteles meinte z.B., dass
Triebe nur schlecht sind, wenn sie einseitig sind, man sie in einer Mittellage
halten muss, womit sie dann angebracht und gut sind. Schlecht sind bspw.
Feigheit und Tollkühnheit, gut Tapferkeit. Oder auch Fresssucht und Magersucht
können als schlecht weil extrem gesehen werden. Hingegen müsse der
Mensch seinen Affekten Raum geben (z.B. dem sexuellen oder Esstrieb), weil
sonst seine Gattung ausstirbt. Und auch Zorn und der Aggressionstrieb dienen
bspw. zur Abwehr von Gefahren, zum Schutz... (Genauso haben Emotionen - soviel
ich weiß - die evolutionär gesehen wichtige Funktion, schnelle und
gleichzeitig - dank der Erfahrung, auf welcher sie beruhen und welche sie
widerspiegeln - gute Entscheidungen zu ermöglichen, scheinen aber in vielen
Fällen der Kontrolle bzw. Mäßigung durch die Vernunft zu bedürfen, Anm.
ob) Aristoteles sei ein Philosoph der Mitte (kein Extremist), was unter
anderem sein (philosophisches, wissenschaftliches?) Vorgehen (die Analyse)
zeigt. (Ende der recht freien Wiedergabe der Ausführungen des Professors)
Was kann man aus diesen Ausführungen lernen? Vielleicht, dass es besser
ist, sich vielseitig als einseitig zu beschäftigen, sich unterschiedlichen
Dingen zu widmen als sich auf etwas zu spezialisieren, ... Als Vertreter einer
ähnlichen Ansicht könnte man die ökonomische Kosten/Nutzen-Analyse anfügen
(des weiteren natürlich auch bspw. generell die wissenschaftliche,
pro-objektive Abwägung von Vor- und Nachteilen bzw. Beleuchtung möglichst
aller Seiten einer Sache). Diese drückt normalerweise aus, dass der
Grenznutzen eines Gutes (der aus einer zusätzlichen Einheit eines Gutes
erwachsende Nutzen) mit dessen Menge sinkt und die Grenzkosten im Gegenzug
steigen und sieht abgebildet meist so aus:
Die optimale Menge liegt im Schnittpunkt (projiziert auf die Mengenachse)
von Grenzkosten und Grenznutzen. (Die Kurven könnten natürlich auch gekrümmt,
gewellt, ungleichmäßiger, in gewissen Fällen vertauscht, etc. sein) Denn würde
die Menge darüber liegen, würden die Kosten der (Erstellung oder Nutzung der)
zusätzlichen Einheit(en) über dem daraus entstehenden Nutzen liegen. Würde sie
darunter liegen, verhält es sich genau umgekehrt, das heißt der Nutzen der
(Erstellung oder Nutzung der) zusätzlichen Einheit(en) liegt über deren
Kosten. (Dieses Modell ist natürlich schwer objektivierbar - Nutzen kann
bislang nicht wissenschaftlich anerkannterweise gemessen, "kardinalisiert"
werden und wird deshalb in der ökonomischen Theorie nur ordinal verwendet -,
wird aber von Ökonomen dennoch oft als Rechtfertigung für politische oder
wirtschaftliche Maßnahmen herangezogen, z.B. indem sie Kosten und Nutzen auf
finanzielle Werte reduzieren, was aber vor allem bei der Bewertung von nicht
im Markt handelbaren Gütern wie z.B. saubere Luft zu gröberen Verletzungen der
von ihnen selbst postulierten Konsumentensouveränität führt.) Als
praktisches Beispiel für eine solche Kosten/Nutzen-Struktur könnte man eine
sportliche Aktivität nennen: normalerweise wird sie ab einem gewissen Ausmaß
einfach langweilig oder die Opportunitätskosten (versäumte Arbeit,
Gesundheitsschäden, usw.) steigen. Andererseits könnte sie aber auch erst ab
einem gewissen Ausmaß "rentabel" werden und dann immer noch rentabler: man
denke an Spitzensportler. Erfahrungsgemäß werden diese im Laufe der Zeit aber
auch mit größeren Problemen (Kosten) konfrontiert (körperliche Schäden,
Sinnkrisen, o.ä.) und machen allgemein "extreme", "fanatische" Menschen meist
keinen sehr glücklichen Eindruck. Hingegen könnte eine gute Mischung aus z.B.
geistiger Aktivität wie Lesen und körperlicher Aktivität wie Bergsteigen
(genannten Theorien und u.U. auch der Erfahrung nach) eher ein Ergebnis in der
Nähe des theoretischen Optimums hervorbringen. Man beobachte die
Nutzenzuwächse bei seinen täglichen Aktivitäten: zumeist werden diese am
Anfang der Aktivitäten am größten sein ...
(ob, 4/06; auch angebracht beim Thema System und aufgrund seines
nicht unwesentlichen Beitrags zu diesem Beitrag auch bei seinen
themenspezifischen Meinungen)
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Textstellen zum Ich
"Hartnäckige Illusion" - Hirnforscher und Philosophen auf der Suche nach dem
Ich im Menschen (Info auf Link beachten)
Siehe bei Textstellen von Arno Gruen's Der Wahnsinn der
Normalität die
Auszüge von den Seiten 174-177!
...Am Ende liebt man uns wirklich für die Zur-Schau-Stellung,
und fortan müssten wir die Wahrheit fürchten. Der andere könnte uns auf die
Schliche und hinter die Schliche kommen. Einmal eingegangen, wird die begangene
Lüge zum Schicksal. Wir sind die Gefangenen dessen, was wir selber gesetzt
haben. Wilhelm Reich in den 30er Jahren sprach schließlich von einer
Charakterpanzerung. Er meinte dass Menschen von ihren wirklichen Gefühlen, von
ihren eigenen Bedürfnissen soviel verdrängen müssen, dass sie nur noch hart in
den Ersatzbildungen ihres eigenen, verdrängten Materials auftreten können. Sie
setzen ihre eigenen Ängste nach außen, sie verfolgen sich selber in den anderen.
Scheinbar sind sie ganz und gar untadelig: perfekt, fehlerfrei, zuverlässig,
tüchtig - die Musteraushängeform dessen, was gesellschaftlich gewünscht wird.
Inwendig aber wird alles chaotischer. Und ständig geraten sie in noch mehr Angst
vor sich selber nun dass alles das aufsteigen könnte, vor dem sie ihr Leben lang
auf der Flucht sind - und vor den anderen. (Eugen Drewermann über das
Sich-Verstellen in:
Vom Leben des Menschen)
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wenn sie nach dem lesen dieser seite das (natürliche)
bedürfnis empfinden, uns etwas gutes tun zu wollen oder wenn sie einfach gerne
menschen eine freude bereiten, können sie für einige ihrer konsumtätigkeiten
die links zu diversen konsummöglichkeiten unter www.diedenker.org/bereichern
benutzen. damit können sie uns (nicht auf Ihre Kosten versteht sich, denn wozu
gibt es denn reiche anbieter, die ihre einnahmen mit uns teilen wollen?) und
gleichzeitig sich selbst materiell bereichern.