(Aus)Bildung für den Wettbewerb

Riccardo P. ist Berater Europäischen Kommission und hat derzeit eine Professur an der Katholischen Universität de Louvain in Belgien. Er gilt als profunder Kritiker des Neoliberalismus.  

Interviewer: "Handel mit Bildung" wird als ein künftig expandierender Markt charakterisiert. Was sind die Hauptmerkmale dieser Entwicklung?

P.: Die Profitabilität von Bildungsinvestitionen wird als oberstes Kri- terium herangezogen. Man wird ver- mehrt von "Bildungsprodukten" und "Dienstleistungen" sprechen, die mehr und mehr zerteilt und selektive Wirkung haben werden. Diejenigen, die eine hohe Profitabilität versprechen, werden bevor- zugt, die anderen zunehmend vernachlässigt werden. Der Rückzug öffentlicher ;; Bildungsfinanzierung bedeutet, dass Menschen wie Humanressourcen behan- delt werden. Ihre Existenzberechtigung wird mit der Funktion ihres Beitrags zur Kapitalproduktivität verbunden. Mit Fortlauf der Privatisierungsprozesse wird an der Spitze eine Art "Forschungsuniversität" stehen, u.a. finanziert von multinationalen Unternehmen. Sie werden als die besten angesehen wer- den.

Am unteren Ende der Verteilung werden Massenuniversitäten sein, die nur Regelkurse, größtenteils finanziert aus der öffentlichen Hand, liefern werden. Zwischen diesen zwei Typen werden Universitäten mit durchschnittlicher Qualität und mäßigen Forschungsakti- vitäten sein. Natürlich werden die besten Universitäten die Standards setzen und den Großteil der öffentlichen und ptiva- ten Gelder erhalten. Ihre Standorte~er- den in den fortgeschrittensten Regionen sein. Internationale Zertifizierungsstan- dards werden zunehmend von Privatuni- versitäten vo!:gegeben werden. Unter die- sen Bedingungen wird höhere Bildung einer der kompliziertesten Gege~tände für die WTO-Regelungen. In Hinblick auf die Massenuniversitäten werden sich die populärsten Bildungsprodukte und - leistungen auf "Brauchbares" wie Eng- lisch, e-based learning und Informatik konzentrieren.

I: Welche Auswirkungen auf die weltweiten Bildungssysteme sind zu erwar- ten, wenn es keine erfolgreiche Opposition gegen deren Marktöffnung gibt?

P.: Der Wissenskluft bzw. die strukturellen Ungleichheiten zwischen Menschen, Regionen und Ländern im Zugang zu Wissen haben immer bestanden. Aber sie wurden durch Bildung für die Masse und die Demokratisierung des Zugangs zu höherer Bildung reduziert. Dies wurde besonders nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen des wohlfahrtstaats vorangetrieben. Mit dem Abbau des Sozialstaats und den laufenden Priva- tisierungsprozessen wird der Abstand zwischem eingeschränkten und einem breiten Zugang zu höherer Bildung immer größer werden. Dank der Auswei-

tung von "online-teaching" wird es sich intensivieren, dass Wissen als Ware ange- sehen wird. Eine weitere Auswirkung wird das Wachsen kultureller Gewalt sein.

Nüchtern gesehen werden die Bil- dungssysteme Quellen der Gewalt gegen- über den weniger Ausgebildeten sein angesichts derer, die glauben, dass fortge- schrittenste und deswegen mächtigste Wissen zu besitzen. Umgekehrt werden diejenigen, die ausgeschlossen oder zurückgewiesen werden, auf diese Diskri- minierung und diese neue Form von auf Wissen basierendern Klassendenken und Rassismus reagieren-

I: Welche Rolle wird von der EU bei den weiteren Liberalisierungsbestrebun- gen -wie z.B. dem GATS- im Bildungs- bereich eingenommen? Gibt es hier ein geschlossenes Vorgehen?

P.: Bildung ist Teil der Strategie der Europäischen Kommission, um die wettbewerbstechnische Wiedergeburt Europas voranzutreiben. In den Augen von Handelskommissar Lamy sieht das folgendermaßen aus: Je mehr Staaten sich an der Liberalisierung von Bildungs- dienstleistungen beteiligen, desto mehr werden sie in der Position sein, Zugang zu den Vorteilen zu haben, die von einer unter WTO-Regeln liberalisierten Globalisierung geschaffen werden. Bildung wird als Instrument zur Zielerreichung europäischer Wettbewerbsfähigkeit im Sinne privater Unternehmen in der welt- wirtschaft betrachtet. Die Mehrheit der Kommissionsmitglieder denkt, dass die europäische Bildungspolitik dazu beitra- gen soll -wie der Ministerrat im März 2000 erklärt hat -Europa zur wettbe- werbsstärksten e-economy in der Welt zu machen.Bildung muss dem europäischen Ziel dienen, eine Gewinnermacht im Weltspiel zu werden.

Natürlich gibt auch manche Mitglieder der Europäischen Kommission wie z.B. Forschungskommissar Busquin, die denken, dass Bildung nicht nur für die Wettbewerbsideologie und ihre Ziele instrumentalisiert werden darf. Aber diese Stimmen herrschen heute nicht vor.

Feber 2002

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Schweizer Vorbild? 

Was neoliberale Universitätskonzepte betrifft ist uns das Nachbarland Schweiz um einige Jahre voraus. „Die Denker“ haben sich daher aufgemacht und mit Daniela C., Co-Präsidentin des Verbands Schweizerischer StudentInnenschaften, über die Zustände Schweizer Hochschulen gesprochen. 

Interviewer: Bei uns wird die drohende Unireform immer wieder quasi als eine Art kollektive Heilserfahrung fiir die jetzt noch maßlos überdemokratischen, bürokratisier- ten und unflexiblen Unis beschrieben. Wie sieht der Status Quo an bereits "modernisierten" Schweizer Hochschulen aus?

C.: Es stimmt, dass beispielsweise an der Universität Zürich Berufungen heute schneller ablaufen. Aber diesem "Zuckerbrot" wurden zwei massive "Peitschen" aufgesetzt: Einerseits ein Universi- tätsrat als höchstes Gremium, gestellt aus Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, in dem die Stände und die Universitätsleitung nur noch beratende Stimme haben, anderer- seits die stetig schlimmer werdenden Sparmaßnahmen.

amen. Es weht ein scharfer ökonomisie- rungswind, was bedeutet, dass die Univer- sitätsleitung "autonom" zu entscheiden hat, wo sie dem Universitätsrat zu sparen vorschlägt, oder sie muss die nötigen Mittel bei Dritten selbst erjagen, was wei- tere Kürzungen nach sich ziehen wird - ein Teufelskreis also. Es werden zwar kan- tonale mehrjährige Finanzpläne erlassen, die dann aber Jahr für Jahr zurückgekürzt werden, da man im Liberalisierungswahn lieber Steuern senkt. Im Zürcher Universi- tätsrat sitzt übrigens nur eine einzige Per- son, die auch an dieser Universität studiert hat. I

I: Die ganze Ideologie von New' Public Management-Konzepten -wie sie' auch bei Unireformen en vogue sind- übertüncht ja oftmals nur rigorose sparprogram- me, die mit umfangreichen Entdemokrati.l:ie, rungsprozessen einhergehen. Wie wurde bei euch die Kluft zwischen politischer Verände- rungslegitimation und der Realität über~ brückt?

C.: Reformen sollten nicht unter dem Diktat der finanziellen Einsparungen durchgeführt werden. Nun zur Kluft: sie kann nicht wirklich überbrückt werden, vor allem nicht, wenn der Präsident des Universitätsrates -wie es in Zürich der Fall ist -gleichzeitig Direktor des kanto- nalen Erziehungsdepartements ist. Seine linke Hand greift nach Geldfür die Hoch- schule, während seine rechte es wieder wegnimmt für die Volksschule etc. Außerdem fehlt den Ständen und der Universitätsleitung im Unirat nicht nur das Stimmrecht, was eine Art der Entdemo- kratisierung ist, sondern die Einsetzung der Universitätsrätinnen und -räte an sich ist höchst fragwürdig. Sie werden von der Regierung des Kantons ernannt.D.ie Uni- versität hat weder Vorschlags- noch Veto- recht!

I: Die Österreichische Hochschüler- Innenschaft hat immer wieder davor gewarnt, dass wenn die Studierenden auf einmal von der demokratischen Mitbestim- mung ausgeschlossen werden, ruckzuck die im Herbst 2000 beschlossenen Studienge- bühren in die Höhe schnellen würden. Auch sonstige Zugangsbeschränkungen und fast alle studienrechtlichen Sicherheiten, wie bei- spielsweise das Angebot mehrerer Prüftngs- termine, wären nicht mehr garantiert. Wie

gestaltet sich eure politi- sche Arbeit an den Unis? Welche Durchset- zungsmöglichkeiten habt ihr als Studieren- denschaft?

C.: Eure Bedenken sind gerechtfertigt, wenn man die Entwicklung inder Schweiz anschaut. Die Gebühren haben sich verdoppelt bis ver- dreifacht in den letzten Jahren.. Die neu geschaffene, halbprivate, halbkantonale Universität in der italienisch sprachigen Schweiz hat Gebühren von CHF 2500 (EUR 1684,1 n pro SemesteL (Ahm. d. Red.: Zürich ca. CHF 650 [EUR 437.88])!. Prüfungstermine werden aus Effizienzgründen eingespart. Grundlagen für Zulassungsbeschränkungn ;werden geschaffen.

Neuestes Beispiel ist hierfür die Umset- zung der Bologna- Deklaration, welche ja offiziell der Mobilitätsförderung dienen soll. Sie wird von. der Rektorenkonferenz dazu genutzt, die Idee eines selektiven Masters und verschärfte Selektionsmaß- nahmen wie Assessment-Jahre odeL Zwischenprüfungen einzuführen. Ein inakzeptabler Weg, die Qualität zu retten. Die Studierendenzahlen werden den man- gelnden Finanzen einfach angepasst.

Wie wir uns dagegen wehren? Da in den Kommissionen und Arbeitsgruppen, wo wir Einsitz haben, die .Diskussionen eine Farce sind und die Umsetzung viel zu intransparent und ohne Einbezug der Basis geschieht, haben wir unseren Protest in direkten Briefen, den Medien und bei den Rektoren angemeldet. Nun soll eine Aussprache stattfinden. Unsere "Waffe" ist die Aufklärung: Unser Wissen mus.s gestreut werden undwir müssen dieVer- antwortlichendazu bringen, dass sie zuge- ben, dass die Umsetzung der Bologna- Deklaration zu ungunsten der Studieren- den ist. Wenn unsere Argumente nicht angehört werden, dann werden vielleicht Sit-ins wahrgenommen? Jetzt freuen wir uns auf alle Fälle auf die angekündigte Aussprache, die wir in öffentlichem Rah- men abhalten wollen.

I: Könnt ihr Studierende eigentlich noch dazu bewegen, an Unis, in denen du möglichst schnell und effizient produziert und danach kostengünstig auf den Markt zurückgeworfen werden sollst, Politik zu betreiben oder zumindest in größerer Zahl fiir ihre Rechte einzutreten?

C.: Ja und Nein. Es gibt politisch aktive Studierende, die sich fül ihre Folgegenerationen einsetzen. Sonst gäbe es ja den VSS und seine Mitglieder nicht. Andererseits ist der Druck auf die heuti- gen Studierenden massiv: Mangelhaftes Stipendienwesen, verschärfte Selektion sowie die Akzeptanz der Okonomisie- rungsprozesse in allen Lebensbereichen oder den Boden  für Lethargie. "Augen zu und durch, denn es wird ja nur noch schlimmer" ist eine weit verbreitete, gefährliche Tendenz.

Zynischgesagt haben die Verschlechterungen vielleicht eines Tages wenigstens einen Wachrütteleffekt. Mobilitätspotential steckt natürlich in allen Bereichen, die sich direkt im Portemonnaie auswirken. Die Leute, die aktiv sind, müssen im Schneeballprinzip ihr Wissen streuen, denn wer nur eine schlechte Betreuung kennt, nimmt solche Missstände vielleicht als gegeben hin. Ich denke aber, dass die Universitätsleitungen realisieren werden, dass sie vermehrt an der Seite der Studie- renden gegen den Bildungsabbau vorge- hen müssen und dass dadurch die Grund- lagen für den nötigen Freiraum erhalten werden können, der ein konstruktives uni- politisches Engagement erst möglich macht. 

Feber 2002  

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"So fanden im Mai 1996 Studenten und Hochschullehrer
der Universität of Wisconsin in Madison heraus, was in
einem Sponsoringvertrag stand, den ihre Verwaltung mit
Reebok unterzeichnen wollte - und was sie fanden, war
wenig erfreulich. Der Vertrag enthielt eine Klausel gegen
>Rufschädigung<, die es den Mitgliedern der Universität
verbot, den Sportartikelhersteller zu kritisieren." (Klein,
Naomi: "No Logo", o.O. 2001, Riemann-Verlag, S. 112)

"Kürzlich hat Nike drei Universitäten (Michigan, Oregon,
Brown) die finanzielle Unterstützung entzogen, weil
angeblich die dortigen Studenten das Unternehmen
wegen bestimmter Praktiken in einigen armen Ländern,
insbesondere in Zusammenhang mit Kinderarbeit,
kritisiert hätten." (Warde, Ibrahim: "Der Ausverkauf der
Universität", in: Le Monde Diplomatique, März 2001, S.22)

Nachdem sich die
öffentliche Hand im Zuge der neoliberalen
Umstrukturierung zunehmend ihrer finanziellen
Verantwortung für den Bildungssektor entledigt hat, ist
der universitäre Raum für die Vereinnahmung durch
Unternehmensinteressen geöffnet. Wo vorher
Steuergelder auf Basis demokratischer Entscheidungen
verteilt wurden, entscheiden heute privatwirtschaftliche
Interessen über die "Freiheit von Lehre und Forschung".

... dezidiert gegen diesen Ausverkauf der
Universitäten, gegen die Beschränkung der akademischen
Freiheit und verlangt nicht nur eine Rückkehr zu
sozialstaatlichen Regelungsmechanismen, sondern
vielmehr eine weiter reichende Demokratisierung der
bildungspolitischen Entscheidungsstrukturen! (3/02)

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Die Vererbung ständischer Herrschaftsansprüche und die Vermeidung eines "akademischen Proletariats", das plötzlich auf die Idee kommen könnte, die bestehende Ordnung in Frage zu stellen, spielen in der Universitätsgeschichte bis heute eine wichtige Rolle...
Universitäten laufen also Gefahr, Kinder der unteren Klassen, Frauen und Fremde in die Lage zu versetzen, als KonkurrentInnen um Einkommen und politische Herrschaft aufzutreten. Bildungsinstitutionen bleiben damit umkämpft gesellschaftliche Einrichtungen, weil sie beides können: Herrschaft legitimieren und in Frage stellen...
Gegen die "Vermassung" der Bildungsinstitutionen werden seit dem späten 18. Jahrhundert dieselben Mittel eingesetzt: allgemeine Zugangsbeschränkungen (aufgrund des Geschlechts, der Religion, der "Ethnie", der StaatsbürgerInnenschaft); Einschränkungen hinsichtlich der Vorbildung (berechtigende Schulformen, Numerus clausus); Einhebung von Studiengebühren; Erzwingung eines ressourcenintensiven Lebensstils während des Studiums; Intransparenz und Willlkür der Prüfungsmodalitäten; zuletzt die Forderung des direkten Nachweises ökonomischer Mittel zur standesgemäßen Lebensführung während einkommensfreier Perioden in akademischen Laufbahnen.
Der an Universitäten besonders langsam vor sich gehende Generationenwechsel - idealtypisch strukturiert als langsames Aufsteigen in der Hierarchie, vom Schüler zum Assistenten und schließlich zum Nachfolger ein und desselben Professors - führt dazu, dass einzelne Personen über einen Zeitraum von 30, 40, ja 50 Jahren bestimmenden Einfluss auf Lehre, Forschung und Repräsentanz eines Wissensbereichs erlangen können. Durch die Auswahl der "richtigen Nachfolger" lassen sich ganze Fachgebiete nachhaltig gegen "häretische", nicht orthodoxe, kritische Ansätze - und Frauen - abschotten.

 

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(Kant) zur gesellschaftlichen und individuellen Wichtigkeit kritischer (Aus)Bildung

Eines der größten Probleme steckt meiner Meinung nach in der Tatsache, dass verabsäumt wird, das demokratische Bewusstsein der Bevölkerung explizit zu fördern, "aus Untertanen Bürger zu machen" (Konstantin Wecker). Kritisch denkende StaatsbürgerInnen, die nicht zu allem Ja und Amen sagen, sind aber für eine nachhaltige Demokratie die wichtigste Voraussetzung. "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" schrieb Immanuel Kant, der im 18. Jh. die Ideen der Aufklärung entschieden verteidigte. Seine Definition vom Kategorischen Imperativ ("Handle immer so, dass dein Verhalten Gesetz für die Allgemeinheit sein könnte") und von Mündigkeit stellen die Grundlagen des demokratischen Denkens dar, die bis heute nichts an Aktualität verloren haben. Er beschrieb die Gefahren der Unmündigkeit damit, dass "Vormünder die Oberaufsicht gütigst übernehmen werden, nachdem sie das Hausvieh zuerst dumm gemacht haben". Mit drängt sich da das Bild von drastischen Kürzungen im Bildungsbereich samt Studiengebühren auf, die einerseits Menschen gänzlich die Chance nehmen, sich fundiert bilden und hinterfragen zu können. Andererseits nehmen sie den meisten, die es sich noch leisten können, die Freiräume, sich neben sturem "Büffeln" auch noch kritisch mit der Realität zu befassen. Ein im Kant'schen Sinn "kritisches und vernünftiges Volk könnte man weniger leicht manipulieren, als es derzeit oft der Fall ist. Wäre das allerdings Ziel der Politik, müsste mensch Bemühen erkennen, StaatsbürgerInnen von klein auf zu solchen zu erziehen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie die fütternde Hand einmal beißen. Auf seine Vernunft zu verzichten "heißt die heiligen Rechte der Menschheit zu verletzen und mit Füßen treten", meinte Kant. Tun wir eigentlich nicht genau das? (In der Zeitung der Grünen & Alternativen StudentInnen, Nr. 02/03 Mai 2003)

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Zum "breiten" und hinterfragenden Studieren

[...] Über das unmittelbare Bildungsziel dieses Wahlfachbereichs hinaus werden bei den Studenten folgende Fähigkeiten ausgebildet: alles, was als "allgemein" definiert wird, wird kritisch daraufhin befragt, wer und was in dieser "Allgemeinheit" berücksichtigt wurde; die als gesellschaftskonstituierend verstandenen Kräfte werden der Kritik unterzogen; Grenzziehungen bzw. Dichotomien werden im Hinblick auf Ausschließungsfunktionen und immanente Machtgefälle untersucht; Normen werden als relative - im Interesse einer Person oder Gruppe formulierte - analysiert; es wird versucht festzustellen, wer jeweils im Besitz von Definitionsmacht ist; die verschiedensten Forschungskategorien (neben Stand, Klasse und Geschlecht auch Konfessionen, Alter, ethnische Zugehörigkeit usw.) werden bei der Untersuchung von Ungleichheiten eingesetzt; Festlegungen und Perpetuierungen von Ungleichheiten in der und durch die Sprache werden analysiert und reflektiert. [...] (Mag. Elisabeth Grabner-Niel in einer Zeitung der geisteswissenschaftlichen Fakultät Innsbruck, allerdings mit anderer Überschrift, ob 2003)

Zum "breiten" Studium und zur Erstellung eines Studienplanes

[...] Pluralismus, you know. Das kommt schließlich immer gut, und wer wird denn gleich so kleinlich sein? Und da basteln wir uns mit dem Werkzeugkastl doch gleich einige Module und bauen uns ein Haus mit Garten und Zaun. Man muss sich ja schließlich abgrenzen. Distinktionsgewinn, ihr versteht. (Gefunden in einer Zeitung der geisteswissenschaftlichen Fakultät Innsbruck, allerdings mit anderer Überschrift, ob)

 

 

 

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Nette (aufbauende, anspornende) Worte einer "alternativen" Studentin

[...] Um die Uni zu verändern ist eigentlich nicht mehr nötig als eine kleine Prise Authentizität und ein wenig Fingerspitzengefühl. Dazu ein bisschen Selbstvertrauen und jede Menge Fantasie. [...]
1. Ich besuche als Ausgleich immer ein bis zwei Lehrveranstaltungen, bei denen ich keinen Schein brauch oder mach. Ich kann dann ungezwungener teilnehmen, weil ich nichts zu verlieren hab. Außerdem fällt dann das Rollenspiel zwischen Prof. und Stud. weg. Das kann ganz spannend sein.
2. Nur nicht aufgeben. Wenn ich wieder eine arbeit wegen formalen Kleinigkeiten retourniert bekomme, versuche ich soviel wie möglich vor der Form- und Inhaltszensur zu retten. Und ich sags den Profs., dass Sie mich mit Ihrer Oberflächlichkeit fertig machen und zwar deutlich und ehrlich.
3. Sich bloß nie auf Gruppenzwänge einlassen. Manchmal sind die, über die alle lachen, wenn sie sich zu Wort melden, die, die echt mal was zu sagen haben und alle anderen sind neidisch, weil sie nicht so originell sind. Nur weil es etwas Gesagtes oder eine Theorie in der Form noch nicht gibt, ist es kein Schwachsinn.
4. Frag dich selber nie, ob das was du gerade machst wissenschaftlich genug ist. Du denkst nach und bist kreativ. Das ist wissenschaftlich genug. Nachbeten kann jeder.
5. Auch mal übernachtig in der Vorlesung sitzen. Das verändert die Perspektive.
6. Sich nicht jeden Scheiß reindrücken lassen. Manche haben echt keine Ahnung.
7. Sei nicht nur User, sondern bring dich aktiv ein. Du studierst Politikwissenschaften und sitzt zwei Stunden einem Spezialisten gegenüber. Niemand schafft es über die aktuellen Themen zu reden. Frag trotzdem. Auch wenn du abgewürgt wirst. Du hast etwas verändert.

Text gekürzt und hervorgehoben von ob. Gefunden in einer Zeitung der geisteswissenschaftlichen Fakultät Innsbruck, 2003.

 

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Zur Bedeutung von Sprachkenntnissen

Das erste, das auffällt, wenn bestimmte Grenzen überschritten werden, ist im Normalfall die andere Sprache, die eine gewachsene Barriere zwischen den Menschen darstellt. Es waren auch Sprachen, die im Laufe der Nationenbildung vergangener Jahrhunderte als Argument zur Bildung eines eigenen Staates herangezogen wurden und als nationalitätenstiftendes Element wesentlich zur Abgrenzung nach außen dienten.

Weiters müssen beliebige, individuell zu wählende Partizipationsformen möglich sein, die einen fließenden Übergang zwischen Bildungssystem und Gesellschaft garantieren. (In der Zeitung der Grünen & Alternativen StudentInnen, Nr. 02/03 Mai 2003)

... damit niemand auf den Gedanken kommt - falsch, auf Gedanken kommt. Selbstständiges Denken hält nämlich ziemlich ab vom Studium, vom ehest möglichen Verkauf auf dem Arbeitsmarkt. (Gefunden in einer Zeitung der geisteswissenschaftlichen Fakultät Innsbruck, 2003)

 

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Auszüge aus Erich Fromm´s Haben oder Sein (Angebot: Buch)

Wissen

Der Unterschied zwischen den Existenzweisen des Habens und Seins auf dem Gebiet des Wissens drückt sich in den Formulierungen "ich habe Wissen" und "ich weiß" aus. Wissen zu haben heißt, verfügbares Wissen(Information) zu erwerben und in seinem Besitz zu halten; Wissen im Sinn von "ich weiß" ist funktional und Teil des produktiven Denkprozesses. Unser Verständnis der Eigenart des Wissens bei einem Menschen, der in der Weise des Seins lebt, können wir vertiefen, wenn wir uns vergegenwärtigen, was Denker wie Buddha, die Propheten, Jesus, Meister Eckhart, Sigmund Freud und Karl Marx vertreten haben. Wissen beginnt in ihren Augen mit der Erkenntnis der Täuschungen durch die Wahrnehmungen unseres sogenannten gesunden Menschenverstandes; nicht nur in dem Sinn, daß unser Bild der physischen Realität nicht der tatsächlichen Wirklichkeit entspricht, sondern insbesondere in dem Sinn, daß die meisten Menschen halb wachen und halb träumen und nicht gewahr sind, daß das meiste dessen, was sie für wahr und selbstverständlich halten, Illusionen sind, die durch suggestiven Einfluß des gesellschaftlichen Umfelds hervorgerufen werden, in dem sie leben. Wissen beginnt demnach mit der Zerstörung von Täuschungen, mit der "Ent-täuschung". Wissen bedeutet, durch die Oberfläche zu den Wurzeln und damit zu den Ursachen vordringen, die Realität in ihrer Nacktheit "sehen". Wissen bedeutet nicht, im Besitz von Wahrheit zu sein, sondern durch die Oberfläche zu dringen und kritisch und tätig nach immer größerer Annäherung an die Wahrheit zu streben. Diese Qualität des schöpferischen Eindringens ist in dem hebräischen jadoa enthalten, das Erkennen und Lieben im Sinne des männlichen sexuellen Eindringens bedeutet. Buddha, der Erwachte, fordert die Menschen auf, zu erwachen und sich von der Illusion zu befreien, der Besitz von Dingen führe zum Glück. Die Propheten appellieren an die Menschen, aufzuwachen und zu erkennen, daß ihre Idole nichts anderes als Werke ihrer eigenen Hände, Illusionen sind. Jesus sagt: "Die Wahrheit wird euch frei machen"(Jo 8,32). Meister Eckhart hat seine Vorstellung vom Erkennen oftmals ausgedrückt, so etwa wenn er bezüglich der Erkenntnis Gottes sagt: "Das Erkennen legt keinen einzigen Gedanken hinzu, vielmehr löst es ab und trennt sich ab und läuft vor, wie er nackt ist, und erfaßt ihn einzig in seinem Sein" (J. Quint, 1977,S.238). ("Nacktheit" und "nackt" sind bevorzugte Ausdrücke Meister Eckharts und seine Zeitgenossen, des Verfassers der "Wolke des Nichtwissens".) Nach Marx gilt: "Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf" (K. Marx, 1971,S.208). Freuds Begriff der "Selbsterkenntnis" basiert auf der Vorstellung, daß Illusionen ("Rationalisierungen") zerstört werden müssen, um der unbewußten Wirklichkeit gewahr zu werden. All diesen Denkern ging es um das Heil des Menschen, sie alle stellten die gesellschaftlich anerkannten Denkschemata in Frage. Für sie ist das Ziel des Wissens nicht die Gewissheit der "absoluten Wahrheit", derer man sicher ist, sondern der sich selbst bewahrheitende Vollzug der menschlichen Vernunft. Für den Wissenden ist Nichtwissen ebenso gut wie Wissen, da beides Teile des Erkenntnisprozesses sind, wenn sich auch diese Art von Nichtwissen von der Ignoranz der Denkfaulen unterscheidet. Das höchste Ziel der Existenzweise des Seins ist tieferes Wissen, in der Existenzweise des Habens jedoch mehr Wissen. Unser Bildungssystem ist im allgemeinen bemüht, Menschen mit Wissen als Besitz auszustatten, entsprechend etwa dem Eigentum oder dem sozialen Prestige, über das sie vermutlich im späteren Leben verfügen werden. Das Minimalwissen, das sie erhalten, ist die Informationsmenge, die sie brauchen, um in ihrer Arbeit zu funktionieren. Zusätzlich erhält jeder noch ein größeres oder kleineres Paket "Luxuswissen" zur Hebung seines Selbstwertgefühls und entsprechend seinem voraussichtlichen sozialen Prestige. Die Schulen sind die Fabriken, in denen diese Wissenspakete produziert werden, wenn sie auch gewöhnlich behaupten, den Schüler mit den höchsten Errungenschaften des menschlichen Geistes in Berührung zu bringen. Viele Colleges verstehen es prächtig, diese Illusion zu nähren. Von indischer Philosophie und Kunst bis zum Existenzialismus und Surrealismus wird ein riesiges "Smörgasbord" angeboten, aus dem sich jeder Student da und dort etwas herauspickt; um seine Spontaneität und Freiheit nicht einzuengen, drängt man ihn nicht, sich auf ein Thema zu konzentrieren, ja nicht einmal, je ein Buch zu Ende zu lesen. (Vgl. die radikale Kritik, die Ivan Illich, 1970, an unserem Schulsystem übt)

 

 

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Weitere Textstellen (ohne Inhaltsverzeichnis)

...nach Entdeckungszeitpunkt geordnet (ältere Texte zuerst). Aus Faulheit bzw. Zeitmangel werden wir nicht mehr jeden weiteren (neu hinzukommenden) Text direkt im Inhaltsverzeichnis verlinken! Vielleicht finden wir später irgendwann einmal Zeit dazu - oder ein Verleger :)

 

Alles, was ich dazulernte, musste durch den persönlichen Nutzen statt durch
öffentliches Interesse gerechtfertigt werden. Meine Entdeckungen mussten
mich aufmuntern, mussten sich auf irgendeine Weise als Bereicherung meines
Lebens erweisen. Der Gedanke stammt von Nietzsche...Die Vom Nutzen und
Nachteil der Historie für das Leben betitelte Schrift Nietzsches beginnt mit
der unkonventionellen Aussage, das quasi-wissenschaftliche Faktensammeln sei
eine fruchtlose Beschäftigung. Die eigentliche Aufgabe bestehe darin,
Belehrung zur Bereicherung des Lebens zu nutzen. Gleich im Eingang zitiert
Nietzsche einen Satz von Goethe: "Übrigens ist mir alles verhasst, was mich
bloß belehrt, ohne meine Tätigkeit zu vermehren oder unmittelbar zu
beleben."
Auf Reisen Kenntnisse "fürs Leben" zu erwerben, was hieße das? Nietzsche gab
Anregungen. Er stellte sich vor, wie jemand, deprimiert vom Zustand der
deutschen Kultur und den bereits unternommenen Versuchen, ihm abzuhelfen, in
eine italienische Stadt reist, nach Siena oder Florenz, und dort feststellt,
dass das allgemein als "italienische Renaissance" bekannte Phänomen das Werk
einiger weniger Italiener war, denen es mit Glück, Beharrlichkeit und den
richtigen Förderern gelungen war, die Gemütslage und die Werte einer ganzen
Gesellschaft zu verändern. Ein Tourist würde lernen, in anderen Kulturen das
zu suchen, "was einmal vermochte, den Begriff 'Mensch' weiter auszuspannen
und schöner zu erfüllen". "Immer wieder [erwachen] einige, die sich, im
Hinblick auf das vergangene Große und gestärkt durch seine Betrachtung, so
beseligt fühlen, als ob das Menschenleben eine herrliche Sache sei." (Allain
de Botton in Kunst des Reisens)

 

Herr Professor, welchen Tipp würden Sie den Studierenden heute geben? Erstens: Üben sie den aufrechten Gang! Setzen Sie sich gegen Dozenten zur Wehr, die nicht das Denken mit Ihnen üben, sondern behaupten, die Wahrheit zu verkünden. Zweitens: ...Möglichkeit zu einem Auslandsaufenthalt nutzen. Man muss dabei keine Angst haben, seine Identität zu verlieren, denn auch ein Tiroler wird erst im Ausland zu einem richtigen Tiroler. Der unschätzbare Zugewinn liegt im Erleben anderer Sichtweisen und Kulturen, die den eigenen Horizont weiten und zahlreiche neue Denkanstöße liefern. Welchen Bildungsauftrag hat Ihrer Ansicht nach die Universität? ...vor allem die Förderung von eigenständigen Denkbewegungen und von Urteilsfähigkeit. Dies ist gerade von den Studierenden gegen die Verschulung und Instrumentalisierung der Universität, ... zu erkämpfen. Wie versuchen Sie selbst diesen Anforderungen im Rahmen Ihrer Lehrveranstaltungen gerecht zu werden? ...sehe meine Aufgabe nicht darin die Studierenden (...) zu motivieren, denn das ist Dressur, die ich mit meinem eigenen Freiheitsdrang nicht vereinen kann. Ich bin froh, wenn ich ihre Motivation nicht beschädige und es mir vielleicht gelegentlich gelingt, Studierende zum Formulieren ihrer Frage und zum kritischen und selbstständigen Denken anzuregen. (Ekkehard Kappler in einem Interview der SoWi-News, einer Studentenzeitung der Uni Innsbruck, Ausgabe Nr. 55, Nov. 03, gekürzt)
 

 

KOMMENTARE ANLÄSSLICH EINER DISKUSSION UM DIE INSTALLATION VON "ELITEUNIVERSITÄTEN" (u.a. auch von Oberdenker) auf science.orf.at:

"Herausragende Leistungen fördern" "Und das empfehle ich auch der SPÖ! Immerhin hat sie immer ihre Parteivorsitzenden einer Elite zugeordnet und nicht der Masse der 'Dahinschwimmer'. Menschen, die Herausragendes leisten können und wollen sind natürlich zu fördern, aber nicht auf Kosten der anderen, die keinen IQ von 150 und keinen Arbeitsbiss eines Büffels haben. Darum geht es doch eigentlich - alles andere ist eine Scheindiskussion", so Broukal im ORF-Radio.
hanslblasta | 17.01, 18:30 ... die sogenannten "Orchideenstudien" sind oft Ideenbringer ... ... und haben das Potential, eine Gesellschaft bei der Reflexion über sich selbst oft entscheident zu unterstützen ... und nur "Bildungsflachtaucher" übersehen, dass das wissenschaftliche Tun immer in Zusammenhängen - von Menschen, Inhalten, Infrastruktur - geschieht ... sprich: eine "Eliteuniversität" kann nicht für sich allein dastehen, insbesondere, wenn andere Universitäten - mit Disziplinen, in denen Österreich durchaus Weltruf genießt - ausgedünnt werden ...
wwwxdiedenkerxorg (Oberdenker) | 17.01, 21:25 Bilde dich selbst! Am Ende bleiben einem ohnehin nur die eigene Innovationen a lá hilf dir selbst! Aus dieser Erkenntnis heraus und dem Überdruss des Ohnehin-Überhört-Werdens ist auch die Eigeninitiative der Denker entstanden: www.diedenker.org. Alles hat seine guten und schlechten Seiten, daraus folgt, dass man nur nach dem eigenen Gefühl (Interessen) gehen kann und die sind naturgemäß von Mensch zu Mensch verschieden, d.h. man kann nur darauf hoffen, dass der Konsens möglichst gut zu den eigenen Interessen passt (aber letztlich verwirklichen muss man sie doch durch eigenes, kreatives Zutun (/-gestalten) bzw. dass die Ideen der "konsensvorgebenden" an der Macht befindlichen möglichst mit den eigenen übereinstimmen, was die Wahrscheinlichkeit der (Fremd-)Befriedigung der eigenen Interessen (Bedürfnisse) abermals senkt.... Schöne Grüße von einem der Denker, der sich dank Ideenübereinstimmung (institutionelle Fremdhilfe) auf "Bildungsurlaub" in Madrid befindet
go2sotare | 17.01, 18:30 ZWEI - KLASSEN Bildung !!! ...oder besser eine 3-Klassen-Bildung denn 2 gibt es jetzt schon. Besser wäre es, den jetzigen UNIs einen Num.Clausus zu verpassen und dadurch die Qualität zu heben und nicht arbeitslose Akademiker auszubilden !
solidstate | 17.01, 18:39 Was willst Du mit einem Numerus Clausus? Glaubst Du nur weil jemand in der Schule gute Noten hatte ist er auf der Uni gut und wenn er schlachte hatte auf der Uni schlecht? Dieser Glaube geht weit an jeder Realität vorbei.
Schau Dir an was in Holland durch den Numerus Clausus passiert ist: akuter Ärztemangel (jahrelange Wartezeiten auf einfache Operationen), akuter Lehrermangel (in vielen Gegenden fehlen 30% Lehrer)...
wwwxdiedenkerxorg | 17.01, 21:39 danke solistate (oder so)! der obige kommentar hätte mich schon wieder geärgert, weil ich gegen oberflächliche aussortierung nach rein subjektiven kriterien bin. deine gegenkritik hat mich dann aber etwas beruhigt... vielleicht sollte go2sotare einmal die möglichkeit in betracht ziehen, dass evalutionskriterien entsprechen bzw. konformistisches lernen nicht = intelligenz ist! mehr meinungen meinerseits zum thema (aus-)bildung unter www.diedenker.org/gesammeltes

 

MESSBARES WISSEN (ANHAND VON WISSENSBILANZ)?

...hat man versucht, das vorhandene Wissen sowohl quantitativ als auch qualitativ zu erheben ... Das Ziel ist eine Transparenz des Wissens und der wissenschaftlichen Leistungen, eine Steuerungsmöglichkeit durch die Vergleichbarkeit der Leistungen im Zeitablauf und eine Kommunikation nach außen sowie die Information der Öffentlichkeit. Die Universitäten, die zum überwiegenden Teil mit öffentlichen Geldern finanziert werden, sind gerade in jüngster Zeit häufig mit Debatten über die Ressourcenzuteilung konfrontiert. Da ist es nicht verwunderlich, dass Transparenz über den Ressourceneinsatz und die damit erzielten Leistungen gefordert wird. Die Problematik besteht darin, die wissenschaftlichen Leistungen in Forschung, Lehre und Dienstleistungen der Öffentlichkeit gegenüber zu bewerten. Denn es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen den Kosten von bestimmten Wissensinhalten und den daraus erzeugten Ergebnissen. Es müssen daher entsprechende Bewertungskriterien gefunden werden. ... Wissen zeichnet sich durch seine hohe subjektive und kontextabhängige Komponente aus, die bei der Erstellung der Wissensbilanz Berücksichtigung finden muss. Dazu ist es notwendig, sich mit den individuellen Prozessen auseinanderzusetzen. ... Ist Wissen messbar? Die Unschärfen in der Bewertung des intellektuellen Vermögens werden sich nie gänzlich vermeiden lassen... "Sollte es ein Fehler sein, Daten aus der Analyse des intellektuellen Kapitals mit Finanzdaten zu vermischen, wäre es ein noch größerer Fehler, erstere überhaupt nicht zu berücksichtigen", so Stewart im Jahr 1998 in seinem Buch "Der vierte Produktionsfaktor - Wachstum und Wettbewerbsvorteile durch Wissensmanagement". Mit der Frage nach der Messbarkeit von Wissen wird man sich in Zukunft intensiv an den Universitäten beschäftigen müssen. (In: SoWi-Monitor, Magazin der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Innsbruck, Dez. 2003, Nr. 43; Titel und gekürzt by ob)

 

 

ZUM THEMA PRIVILEGIERTE (INSTITUTIONELLE und dadurch wegen der dafür zur Verfügung gestellten Zeit und sich kümmernden Lehrenden [Erklärenden, mit Erfahrung Auswählenden, etc.] effizientere [ich verwende bewusst nicht qualitativ besseren, weil Qualität ja relativ bzw. sehr individuell, weil davon abhängig, was individuell aus zur Verfügung stehendem Material macht etc., - jedenfalls schwer zu definieren ist, aber in Bezug auf ein gewisses, zu erreichen gesuchtes Ziel ist institutionelle/profesionelle Bildung sicherlich effizienter und das Ergebnis davon mag von Außenstehenden auch leichter als qualitativ gut bewertet werden...]) (AUS-)BILDUNG

Gesellschaftspolitisch kontrovers diskutiert ist die Frage, inwieweit besondere Begabungen gefunden und dann genutzt werden können bzw. inwieweit erst die Ausbildung zu diesen Fähigkeiten führt. Konservative und eher "rechte" Denker neigen dazu, Elitenbildung als Suchprozess zu verstehen, bei dem besondere, z. B. durch Vererbung bereits vorhandene, Begabungen "entdeckt" und dann zur Entfaltung gebracht werden können. Sie stehen im allgemeinen der Elitenbildung positiv gegenüber. Sozialistische und eher "linke" Denker neigen dazu, von der Gleichheit auszugehen und Elite als ausschließliches oder weitgehendes Ergebnis einer Ausbildung zu sehen. Sie stehen der Elitenbildung häufig kritisch gegenüber.

...

In der Soziologie wird der Begriff sowohl wertneutral als auch in gesellschaftskritischer Absicht gebraucht.

...

Bewertung

Man könnte die beiden Bedeutungen – Elite als Herrschaft der Qualifiziertesten versus Elite als Herrschaft der Begünstigten und Mächtigen – theoretisch voneinander trennen. In der Praxis geht das jedoch nicht. Auch eine Elite im soziologischen Sinn versteht sich regelmäßig selbst als eine Auswahl der Besten. Das war im Regelfall auch ursprünglich die Absicht. Meist hat die herrschende Schicht tatsächlich eine bessere Ausbildung. Jedoch ist der Abstand nicht so groß, wie es dem Wortsinn der Auswahl der Besten entspricht. Zur Elite / Aristokratie gehören dann häufig auch Personen, die wegen ihrer Abstammung (z. B. Adel) oder ihres Reichtums oder ihrer Beziehungen den Aufstieg in die bzw. den Verbleib in der Elite schafften. Die Wahrnehmung ist sehr unterschiedlich. Die Angehörigen der Elite selbst betrachten dies häufig als Ausnahme, während es für politische Gruppierungen, die die herrschende Elite ablösen wollen, also deren Sturz vorbereiten, als Regelfall erscheint.

Insofern es sich bei der beanspruchten oder faktischen Zugehörigkeit zu einer Elite im geschichtliche Prozess nicht um eine ein für allemal festgeschriebene Gegebenheit handelt und eine Verschiebung dieser Zuweisung prinzipiell stets möglich ist.

(Obige Textauszüge basieren auf dem Artikel auf dem Artikel Begabung (http://de.wikipedia.org/wiki/Begabung) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia (http://de.wikipedia.org) und steht unter der GNU Lizenz für freie Dokumentation (http://www.gnu.org/licenses/fdl.txt). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren (http://de.wikipedia.org/w/wiki.phtml?title=Begabung&amp;action=history) verfügbar, dort kann man den Artikel bearbeiten (http://de.wikipedia.org/w/wiki.phtml?title=Begabung&amp;action=edit) und wurden von ob im Juli04 auf dieser Seite entdeckt)

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Begabung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Von Begabung oder Talent wird gesprochen, wenn eine Person über eine besondere Leistungsvoraussetzung verfügt. Meist ist das eine oder mehrere überdurchschnittliche Fähigkeit/en. Wenn man auch davon ausgehen kann, dass fast alle Menschen mehr oder minder begabt sind, so ist die Verwendung des Begriffs Begabung doch meist auf überdurchschnittliche Leistungsvoraussetzungen bezogen. Nicht selten spricht man auch von Hochbegabung oder Spitzentalent, um das Außerordentliche noch zu betonen.

Eine Begabung ist angeboren. Um auf einem Gebiet herausragende Leistungen zu erzielen, sind außer und zusätzlich zur Begabung aber auch Lernen und Training unumgänglich, ehe eine Begabung in entsprechende Fertigkeiten umgesetzt werden kann.

Es gibt Begabungen in den verschiedensten Wissens- und Könnensbereichen, die sich aber im allgemeinen der intellektuellen, künstlerischen oder sportlichen Sphäre zuordnen lassen.

* Sport
* Kunst
* Handwerk
* Gedächtnis: Photographisches Gedächtnis
* Mathematik: Berechnung sehr großer Zahlen im Kopf; Verständnis logischer Zusammenhänge, siehe auch logisches Denken, Logik
* Intelligenz: Hochbegabung
* Sprachgefühl
* Organisation: militärische Führung, Unternehmensleitung, Politik
* Reaktionsvermögen

Begabungen setzen zweifellos eine günstige Kombination der Erb-Anlagen (siehe auch Genetik) voraus, insbesondere hinsichtlich der Allgemeinen Intelligenz bei hoher geistiger Begabung. Unerlässlich sind aber auch Elternhaus, Schule und alle anderen Faktoren der Ausbildung und Umwelt, ohne die keine Hochleistung denkbar ist.

Ein immer wieder reizvoller und zugleich wichtiger Forschungsgegenstand der Genealogie ist die Häufung von Begabungen in bestimmten Familien (siehe z.B.Gelehrtenfamilien, Künstlerfamilien, Mathematikerfamilien)

Begabung äußert sich durch eine relativ frühe spezifische Ansprechbarkeit, für ein bestimmtes Material, eine bestimmte Aufgabe, für eine bestimmte Sache. Der Begabte verspürt zudem eine Neigung, für dieses Material usw. interessiert zu werden. Im Falle einer Begabung zeigt sich auch eine lustbetonte Leichtigkeit im Umgang mit der Bemeisterung dieses Materials etc. Ein Begabter kann sich durchaus für seinen Stoff aufopfern, da dieser ein gesteigertes Bedürfnis hat, auf seinem Gebiet mehr zu erleben. Außerdem ist die begabte Person ständig unzufrieden mit den bereits erlangten Leistungsstufen, was die Anstrengungsbereitschaft in diesem Bereich erhöht. Wissenschaftler bezeichnen es als ,, produktive Unzufriedenheit". Wachsendes Selbstvertrauen ist ein weiterer Indikator einer Begabung, da ein Talentierter (= Begabter) weiß, wie sehr er seine Materie, Aufgabe, Sache... beherrscht. Schließlich führt dies dazu, dass ein Begabter auf seine überdurchschnittlichen Fähigkeiten vertraut. Ein begnadeter Sänger z. B. würde sich eher wagen, vor einem Publikum aufzutreten als eine Person, deren Begabung nicht das Singen ist. Der letzte und vollkommenste Schritt dieser Entwicklung, eine Begabung umzusetzen, ist die schöpferische Produktivität. Der Begabte wird hier selbstständig und schöpferisch tätig. Er kreiert Neues wie man es bei einem Genie vorfinden kann.

 

* Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Begabung (http://de.wikipedia.org/wiki/Begabung) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia (http://de.wikipedia.org) und steht unter der GNU Lizenz für freie Dokumentation (http://www.gnu.org/licenses/fdl.txt). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren (http://de.wikipedia.org/w/wiki.phtml?title=Begabung&amp;action=history) verfügbar, dort kann man den Artikel bearbeiten (http://de.wikipedia.org/w/wiki.phtml?title=Begabung&amp;action=edit).
 

 

Ad Lernen (nützliches -, sinnvolles -) bzw. Bildung

aus biopsychologischer (humanethologischer) Sicht

Individuelles Lernen als evolutionäre Grundlage von Freiheit: Ein entscheidender Schritt zur Lockerung der Verbindung zwischen genetischen Determinanten und Verhalten ist Lernen. Der Vorteil des Lernens: Eine Anpassungsverbesserung durch Lernen erfolgt viel rascher als eine Veränderung des Verhaltens durch Mutation und Selektion. Lernen ist nur dann zweckmäßig, wenn es Leistungen gibt, die das Repertoire dessen, was gelernt wird, einengen. Sonst könnte auch vieles gelernt werden, was nicht zum Ziele führt. Man bewertet im allgemeinen nicht Fehllernen (z.B. Phobien, Zwänge), sondern nur zweckmäßiges Lernen als freiheitserweiternd. ... Die Lehrmeister Einsicht und Funktionslust beschränken den motorischen "Spielraum" zweckmäßig (Lorenz, 1973, 1978). Bemerkenswert ist ferner die Tatsache, daß gut eingeübte und energetisch günstige Bewegungen als harmonischer, schöner und nachahmenswerter empfunden werden als Willkürbewegungen des Anfängers. ... Aus der Sicht der Evolutionären Erkenntnistheorie erfährt die Denkfreiheit durch das Postulat der Wahrheitsähnlichkeit der Anschauungen (z.B. Riedl 1980) Einschränkungen. ... Um Mißbrauch von Erkenntnissen (z.B. in den Wissenschaften) zu vermeiden, sind Richtlinien für Beschränkungen der "freien" Anwendung nützlich: Im Prinzip gelten dieselben Einschränkungen wie bei der Frage, was bei "natürlichem" (angeborenem und gelerntem) menschlichen Verhalten "gut" oder "böse" ist. (Siehe hierzu bspw. Das sogenannte Böse von Konrad Lorenz, Anm.)

Aus: Biologie und Kultur. Zu den biologischen Bedingungen von Determination und Freiraum in der Kultur von Gerhard Medicus, erschienen in Irenäus Eibl-Eibesfeldt: Zu Person und Werk von Ch. Sütterlin und F. Salter (Hrsg), 2001, ISBN 3361345410
 

 

Ad Master und Bachelor

..., den neuen "eu-konformen" bzw. international tauglicheren Titeln: "Die Bachelor- und Masterstudien sind vereinbar mit dem Beruf, und die Studierenden können disziplinäre Grenzen überspringen", außerdem werde die Titelgeilheit minimiert, "denn wer wird schon sagen: Herr Master, Frau Bachelor?" (eine auch ohne Ironie sicher nicht wertlose Bemerkung, denn schließlich bergen offizielle Titel wirklich die Gefahr, dass gewisse Menschen aufgrund ihres Titels überschätzt und gewisse ohne Titel unterschätzt werden, Anm. ob), berichtete dazu Der Standard vom 24.3.06 (S. 8). Und in einer Sendung des Ö1 vom 23.3.06 wurde ebenfalls die Flexibilität der neuen Titel gelobt und diesbezüglich u.a. auch dafür plädiert, dass bei der (Aus)Bildung mehr Wert auf Methodologie, die Fähigkeit, sich Wissen (problemspezifisch) selbstständig anzueignen, als auf Fakten (auswendig)lernen, gelegt werden soll (angesichts einer sich immer mehr und schneller ändernden Umwelt...).
 

 

Von Thomas Mann

"...mir selbst überlassen, sah ich, ..., wiederum eine längere Warte- und Mußezeit vor mir liegen, wie sie dem höheren Jüngling zu stillem Wachstum so willkommen, so notwendig ist. Bildung wird nicht in stumpfer Fron und Plackerei gewonnen, sondern ist ein Geschenk der Freiheit und des äußeren Müßigganges; man erringt sie nicht, man atmet sie ein; verborgene Werkzeuge sind ihretwegen Tätig, ein geheimer Fleiß der Sinne und des Geistes, welcher sich mit scheinbar völliger Tagdieberei gar wohl verträgt, wirbt stündlich um ihre Güter, und man kann wohl sagen, dass sie dem Erwählten im Schlafe anfliegt. Denn man muss freilich aus bildsamem Stoffe bestehen, um gebildet werden zu können. Niemand ergreift, was er nicht von Geburt besitzt, und was dir fremd ist, kannst du nicht begehren."

(Eine vieler gut getroffener Aussagen - scheinbar nicht umsonst ist im Vorwort die Meinung "Es gibt Stellen im Felix Krull, die Anwartschaft auf immerwährende Berühmtheit haben" zu lesen- Thomas Manns in "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull"; die zitierte Textstelle ist nachlesbar auf den Seiten 59f bzw. im vierten Kapitel des "zweiten Buches" in der Ausgabe der "Fischer Bücherei" von 1970)
 

 

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