Die Rawls'sche Idee der eigennützigen Solidarität

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Die Rawls'sche Idee der eigennützigen Solidarität

Beitragvon Redaktion » 07.03.2009, 16:26

Zur Idee des bekannten us-amerikanischen politischen Philosophen John Rawls von einer eigennützigen (und deshalb freiwilligen) Selbstlosigkeit (Solidarität):

Wenn man nicht wüsste, welchen Status man in der Gesellschaft hat bzw. haben wird, würde man ein Interesse an Fairness haben. (Kurzfassung der Idee John Rawls; Näheres siehe unten)

Die Frage, die sich, meines daraus ergibt: ja, und?

Vielleicht hat Rawls das im entsprechenden Werk ohnehin ausgeführt, aber falls nicht, so würde ich sagen, man kann folgendes daraus lernen: wenn man an einer für möglichst alle Gesellschaftsmitglieder positiven Politik interessiert ist, so sollte man privilegierte Menschen dazu bringen, sich in schlechter gestellte Menschen zu versetzen oder die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass man seinen eigenen Status verlieren könnte.

"Die wichtigste Frage, die sich Rawls stellte war: Für welche Grundsätze würden sich freie und vernünftige Menschen in einer fairen und gleichen Ausgangssituation in ihrem eigenen Interesse entscheiden? Rawls schlägt analog zu Rousseau vor, dass sich die Mitglieder in den Urzustand zurückversetzen, um einen Vorhang des Nichtwissens zu erhalten. 'Dieser Urzustand wird natürlich nicht als wirklicher geschichtlicher Zustand vorgestellt, noch weniger als primitives Stadium der Kultur. Er wird als rein theoretische Situation aufgefasst, die so beschaffen ist, dass sie zu einer bestimmten Gerechtigkeitsvorstellung führt.' Die Personen besitzen nur allgemeines Wissen (um gesellschaftliche Grundgüter, deren jedermann zur Verwirklichung seiner verschiedenen Interessen bedarf, Wissen um gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und psychologische Zusammenhänge, Fähigkeit, Folgen abzuschätzen usw.) aber kein individuelles Wissen, d. h. sie wissen nichts über sich selbst, ihre eigene soziale Stellung, ihre Interessen, Kenntnisse und Talente usw. (Rawls, John, 1990, S 28f) Wenn niemand weiß, wo er in der Gesellschaft stehen wird, hat er ein Interesse, vernünftig und fair zu sein – aber erst durch Rawls Annahme des Vorhangs des Nichtwissens wird dieses Interesse an Fairness verursacht. Wenn man versuchen würde die herrschende Gesellschaft zu ändern, wird man immer vor folgendem Problem stehen: 'Die Reichen wollen nichts hergeben, und die Armen wollen Geld.' In der realen Gesellschaft versucht ein jeder seinen individuellen Nutzen zu maximieren. Im Modell von Rawls hat jeder ein Interesse, die negativen Kosten für das Allgemeinwohl zu vermeiden." (Aus dem an der Universität Innsbruck gehaltenen Referat John Rawls - Eine Theorie der Gerechtigkeit angewandt auf den österreichischen Verfassungsentwurf, das im Rahmen eines Kurses über die Theorie der Wirtschaftspolitik im Wintersemester 2004/2005 gehalten wurde; Titel hinzugefügt von der Denker-Redaktion)

Eine Kurzfassung finden Sie hier



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