Europäer

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Beitragvon Redaktion » 12.06.2009, 13:07

{L_IMAGE}Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen haben sich Gedanken zu den kulturellen Werten Europas gemacht. Dabei kristallisierten sich unter anderem folgende europäische Charakteristika (1) heraus:

Innerlichkeit
Freiheit
Rationalität
Selbstverwirklichung
Hochschätzung des gewöhnlichen Lebens
"Akzeptanz von Pluralität" | "Ertragende Differenz"

Ein Professor für Politik- und Gesellschaftstheorie meinte in seinen Ausführungen außerdem, dass man "die unterschiedsetzende Wirkung der Identität" an der Verpflichtung zur Solidarität untereinander sehe, die Europa etwa von den USA unterscheide. (2) Und er erzählte vergleichs- und interessanterweise: "Nachdem im Jahre 1870 der italienische Einigungsprozess nach einigen Jahren auch kriegerischer Auseinandersetzung - ähnlich wie in Deutschland - mit der Bildung des Nationalstaats abgeschlossen war, sagte einer der Protagonisten [...]: 'Jetzt, nachdem wir Italien geschaffen haben, müssen wir die Italiener schaffen.' [Er] glaubte trotz seines Engagements dafür, die Territorien der Halbinsel in einer politischen Ordnung zusammenzuführen, nicht, dass Italien eine kulturelle Identität bereits habe. Er meinte allerdings, dass die zukünftigen Italiener sich ihrer Gemeinsamkeiten mehr bewusst werden sollten - und auch, dass die Politik dazu beitragen sollte. Dieser Gedanke findet sich heute auch in Europa." (3) Europa sollten wir uns aber "nicht nach dem Modell des Nationalstaats vorstellen, nicht als eine territoriale, politische und kulturelle Einheit in der Welt, die sich von anderen abgrenzt und sich diesen gegenüberstellt." Dies wäre nämlich "eine Wiederholung der fatalen innereuropäischen Entwicklung des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts im Weltmaßstab - und ein Beitrag dazu, den viel beschworenen Zusammenprall der Kulturen in der Welt dramatisch Wirklichkeit werden zu lassen." (4)

Der Herausgeber der schriftlichen Aufzeichnung des wissenschaftlichen Symposiums wies abschließend noch auf die konflikthemmende und toleranzfördernde Bedeutung des materiellen Wohlstands hin: "Für die ökonomisch erfolgreichen Gesellschaften werden ... die Kulturkonflikte in überschaubaren Zeiträumen abgefedert und ausbalanciert. Für die wirtschaftlich nicht erfolgreichen Gesellschaften ... endet der Prozess in einer Sackgasse und führt zu einer chronischen Entwicklungskrise. Hier kommt es zu fundamentalistischen Ausrichtungen bis hin zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen wie beispielsweise in Algerien." Und er plädiert für eine kulturell vielfältige Welt: "Im Hinblick auf die im Rahmen der Globalisierung langwierige und kontroverse Auseinandersetzung um eine neue Weltordnung sollten wir als Erkenntnis ... festhalten: Es erscheint vor allen Dingen sinnvoll, nur wenige universale Werte wie Würde des Menschen, Freiheit, Gleichheit, Demokratie anzustreben und ein Maximum an kultureller Vielfalt auf unserem Planeten zu erhalten." (5)

Quelle: Joas, Hans und Wiegand, Klaus (Herausgeber) "Die kulturellen Werte Europas" (2005)

Siehe darin zu
(1) S. 18, 29, 519
(2) S. 496
(3) S. 494
(4) S. 511
(5) S. 520

Zur Selbstverwirklichung siehe auch die Maslow'sche Bedürfnispyramide.

Siehe auch die Überlegungen zu den Europawahlen.

Und was meinen Sie zu den europäischen Gemeinsamkeiten? Welche Weiterentwicklung der EU wäre Ihnen am liebsten?



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