Aus: „Bild der Jahrhunderte“ (Erstes Buch)

 

Geschichte ist das Bild vom versunkenen Dasein der Vorzeit, sie berichtet vom Leben und Sterben der Menschen, vom auf und ab der Völker und Staaten, der Abgrund der Zeit liegt zwischen dem Heute und Gestern, und in seiner Tiefe dämmern die Schatten der Heiligen und Dämonen, der Helden und Verderber, der Gelehrten, Dichter, Baumeister, Maler und Musiker, der Staatsmänner, Volksführer und Fürsten, der Erfinder und Vorkämpfer hoher und edler Gedanken.

Was ruht dort unten nicht alles an Größe, an Leidenschaften, an Hoffnungen und Verzweiflung, ein unlösbares Geflecht aus Ideen, Gefühlen und Taten.

 

Wie unvorstellbar groß sind doch Zeit und Raum! Mindestens dreieinhalb Milliarden Jahre alt ist unsere Erde, dies Stäubchen im Universum, das zusammen mit den übrigen Planeten um die Sonne kreist. Von dieser wiederum weiß man, dass sie nur einer ist unter rund fünfzig Milliarden Fixsternen, die das Milchstraßensystem füllen.

Die Anfänge des Lebens auf der Erde sollen vor etwa zweieinhalb Milliarden Jahren liegen. Die ersten Wirbeltiere (Fische) gab es vor rund vierhundert Millionen Jahren – und erst zwei Millionen Jahre vor unserer Zeit bildeten sich die sogenannten „Herrentiere“ mit aufrechtem Gang, Tiermenschen, aus denen sich der „Homo Sapiens“, der eigentliche Mensch, erst noch entwickeln musste, den es höchstens seit 50000 Jahren gibt. –

Der Mensch ist, als er ins Dasein tritt, seinen körperlichen Gaben nach das schwächste und hilfloseste aller Geschöpfe. Ihm fehlen die Kraft des Bären, die Schnelligkeit des Hirsches, die Krallen und Zähne des Tigers und die Vermehrungsfähigkeit der bedrohten Kreatur. Aber hinter seiner niederen und wulstigen Stirn glüht der göttliche Funke des Geistes, in seiner schlummernden Seele leuchtet die Ahnung einer höheren Berufung. Und so beginnt der künftige Herr der Erde einen Weg, der durch Kämpfe, Opfer und Mühen zum Triumph über die Naturgewalten, zum erleuchteten Tor der Kultur und auf die helle Bahn der Geschichte führt.

 

„Feiere den frohen Tag und ruhe nicht an ihm:

Denn siehe, niemand nimmt seine Güter mit sich,

und noch keiner kehrte zurück, der dorthin gegangen ist!“

Papyrus aus der Zeit um 1800 v. Chr.

 

 

„...Schweigen lastet in dem raucherfüllten Raum. Auf den feuchtglänzenden Wänden geistern die Schatten der Hockenden. In den Köpfen dieser Menschen leben schon vielfältige und höhere Gedanken; die große Auseinandersetzung zwischen Jenseits und Diesseits hat in ihren Seelen begonnen.

    Was war das für ein grauer Schleier, der sich über das glühende Leben der Tieraugen legte, wenn der unheimliche Tod heranschlich?

    Fröstelnd stehen die einfachen Gemüter der Menschen vor dem gähnenden Tor, hinter dem sich die dunkle Welt jenseits des Daseins breitet, ihre Gedanken flattern wie ängstliche Vögel durch das Gestrüpp von Rätseln, die das Leben aufgibt....

....Enger drängen sich die Menschen aneinander. Zwischen dem Abgrund ihres Fühlens und Denkens und dem weitaufgerissenen Tor des unausmessbaren Alls stehen ihre Seelen ganz allein.

    Tier und Pflanze mögen sich jetzt unter dem ersten Ansturm der aufgewühlten Natur zur mütterlichen Erde ducken, enger mit ihr verbunden als der Mensch, den sein Denken aus dem Urgrund der großen Einheit losgelöst hat. Ihm bleibt nur der Mut, der trotzig sein Haupt zum Himmel erhebt....“

 

„...Es ist, als habe die Kreatur begriffen, dass ihr Bezwinger seinem letzten unbesiegbaren Feind begegnet ist, seiner eigenen Art. Die furchtbarste Gefahr, die dem Menschen droht, ist der Krieg, den er gegen seine Brüder führt, der Kampf mit seinesgleichen, der darum so hoffnungslos ist, weil Vernunft die Vernunft, Geschick das Geschick und Mut den Mut aufheben...“

 

„...Aber der andere, den der Speerstoß ins Herz traf, ist eingetreten in das ungelöste Geheimnis, das wie ein Meer von Nebel das irdische Licht umgibt. Stumm stehen die Gefährten um die Leiche, ihre Gedanken wandern ziellos ins Ungesehene, Unausdenkbare.

    Wohin ist dieser Tote gewandert? Er, der noch vor Stunden lebte wie jeder andere, ist starr und ausgelöscht, nur noch ein Abbild von dem, was zerstört worden ist, totes Gehäuse eines Wesens, das nicht mehr zur Erde gehört.

    Leichter haben es die Weiber und Kinder, bei denen sich alles Grauen in laute Klage auflöst und in Tränen ausströmen kann. Die Männer aber stehen in düsteren Gedanken vor dem furchtbarsten Rätsel des Lebens.

    Aus der Gewissheit des Sterbenmüssens kommt ihnen immer wieder das Gefühl um geheimnisvolle, über dieses Dasein hinausgreifende Dinge. Jeder Blick in die starre Kühle des Himmels und jedes Hinhorchen auf den flatternden Ruf der Angst im eigenen Herzen führt sie näher zu den unsichtbaren Mächten, von deren Vorhandensein sie tief überzeugt sind....“

 

 


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