Zum Thema Soziales passende Textstellen:

 

(Soziale) Ziele der EU (-des EU-/EG-Vertrages)

 

Auszug aus dem Vorwort des Vertrages von Nizza (zur EU-Erweiterung):

Eingedenk der historischen Bedeutung der Überwindung der Teilung des europäischen Kontinents, ...

 

Auszug aus dem Vorwort des EU-Vertrages (Vertrag online...):

 

ENTSCHLOSSEN, den mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaften eingeleiteten Prozess der europäischen Integration auf eine neue Stufe zu heben,

EINGEDENK der historischen Bedeutung der Überwindung der Teilung des europäischen Kontinents und der Notwendigkeit, feste Grundlagen für die Gestalt des zukünftigen Europas zu schaffen,

IN BESTÄTIGUNG ihres Bekenntnisses zu den Grundsätzen der Freiheit, der Demokratie und der Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten und der Rechtsstaatlichkeit,

IN BESTÄTIGUNG der Bedeutung, die sie den sozialen Grundrechten beimessen, wie sie in der am 18. Oktober 1961 in Turin unterzeichneten Europäischen Sozialcharta und in der Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte der Arbeitnehmer von 1989 festgelegt sind,

IN DEM WUNSCH, die Solidarität zwischen ihren Völkern unter Achtung ihrer Geschichte, ihrer Kultur und ihrer Traditionen zu stärken,

IN DEM WUNSCH, Demokratie und Effizienz in der Arbeit der Organe weiter zu stärken, damit diese in die Lage versetzt werden, die ihnen übertragenen Aufgaben in einem einheitlichen institutionellen Rahmen besser wahrzunehmen,

ENTSCHLOSSEN, die Stärkung und die Konvergenz ihrer Volkswirtschaften herbeizuführen und eine Wirtschafts- und Währungsunion zu errichten, die im Einklang mit diesem Vertrag eine einheitliche, stabile Währung einschließt,

IN DEM FESTEN WILLEN, im Rahmen der Verwirklichung des Binnenmarkts sowie der Stärkung des Zusammenhalts und des Umweltschutzes den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt ihrer Völker unter Berücksichtigung des Grundsatzes der nachhaltigen Entwicklung zu fördern und Politiken zu verfolgen, die gewährleisten, dass Fortschritte bei der wirtschaftlichen Integration mit parallelen Fortschritten auf anderen Gebieten einhergehen,

ENTSCHLOSSEN, eine gemeinsame Unionsbürgerschaft für die Staatsangehörigen ihrer Länder einzuführen,

ENTSCHLOSSEN, eine Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik zu verfolgen, wozu nach Maßgabe des Artikels 17 auch die schrittweise Festlegung einer gemeinsamen Verteidigungspolitik gehört, die zu einer gemeinsamen Verteidigung führen könnte, und so die Identität und Unabhängigkeit Europas zu stärken, um Frieden, Sicherheit und Fortschritt in Europa und in der Welt zu fördern,

ENTSCHLOSSEN, die Freizügigkeit unter gleichzeitiger Gewährleistung der Sicherheit ihrer Bürger durch den Aufbau eines Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts nach Maßgabe der Bestimmungen dieses Vertrags zu fördern,

ENTSCHLOSSEN, den Prozess der Schaffung einer immer engeren Union der Völker Europas, in der die Entscheidungen entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip möglichst bürgernah getroffen werden, weiterzuführen,

IM HINBLICK auf weitere Schritte, die getan werden müssen, um die europäische Integration voranzutreiben,

HABEN BESCHLOSSEN, eine Europäische Union zu gründen; sie haben zu diesem Zweck zu ihren Bevollmächtigten ernannt:

(Aufzählung der Bevollmächtigten nicht wiedergegeben)

 

Siehe auch Vorwort des EG-Vertrages: Vertrag online

 


Weitere Textstellen (ohne Inhaltsverzeichnis)

...nach Entdeckungszeitpunkt geordnet (ältere Texte zuerst). Aus Faulheit bzw. Zeitmangel werden wir nicht mehr jeden weiteren (neu hinzukommenden) Text direkt im Inhaltsverzeichnis verlinken! Vielleicht finden wir später irgendwann einmal Zeit dazu - oder ein Verleger :)
 

WARUM MAN ALS MENSCH (=SOZIALES WESEN) OHNE (JEGLICHE) INTEGRATION WAHRSCHEINLICH NICHT AUSKOMMEN (ZUFRIEDEN) SEIN KANN (ob):
 

Die Maslow'sche Bedürfnispyramide:

Einige alternative Bezeichnungen (Interpretationen):

 

Das Bedürfnis, geschätzt (> geliebt) zu werden (> Ansehen, Prestige, Stolz, Ehre...).

Zugehörigkeitsbedürfnis (> Bedürfnis, integriert zu sein!)

...hängt auch mit sozialer Integration (> Schutz, Absicherung!) zusammen.

Überlebenssicherung, Grundbedürfnisse (Hunger, Durst stillen, sexuelle Lust befriedigen,

Ein paar nähere Infos zur Maslow'schen Bedürfnispyramide (aus unterschiedlichen Quellen):

Motivationsmodell von Abraham Maslow

Maslow (1954) unterstellt das Vorhandensein einer Bedürfnishierarchie. Menschliche Bedürfnisse lassen sich in dieses hierarchische Modell einreihen. Eine jeweils übergeordnete Ebene kann nur dann erreicht werden (also ins Bewusstsein treten), wenn die Bedürfnisse der aktuellen Ebene befriedigt werden.
Die Maslow’sche Bedürfnispyramide unterscheidet fünf Grundbedürfnisse:
• physiologische Bedürfnisse (biologische Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wasser, Schlaf, Wärme oder Atemluft),
• Sicherheitsbedürfnisse (wie materielle Sicherheit, Schutz vor Krankheit, angstfreies Leben),
• soziale Bedürfnisse (Zugehörigkeit, Bindungen, Liebe und Freundschaften),
• Wertschätzungsbedürfnisse (Selbst- und Fremdwertschätzung, Anerkennung, Erfolg, Achtung),
• Selbstverwirklichungsbedürfnisse (individuelle Neigungen verwirklichen, Selbstentfaltung, Wünsche erfüllen).

Maslow konkretisiert am Beispiel eines Durchschnittsbürgers, dass ca. 85% der physiologischen Bedürfnisse, 70% der Sicherheitsbedürfnisse, 50% der sozialen Bedürfnisse, 40% der Wertschätzungs- und nur 10% der Selbstverwirklichungsbedürfnisse befriedigt werden.
Er unterstellt einen aktiven Willen des Menschen zur Gesundheit sowie einen Drang zum Wachstum und zur Verwirklichung innerer Kräfte.

In späteren Jahren setzte Maslow über die Selbstverwirklichungsbedürfnisse noch einen weiteren Baustein der Pyramide: Transzendenz (sich spirituell mit der Welt und dem Kosmos im Einklang fühlen).

Kritik wurde an der Starre der Maslow’schen Bedürfnispyramide geübt: Was ist beispielsweise mit einem Individuum, welches aus politischen Gründen einen Hungerstreik unternimmt?

Maslow'sche Bedürfnispyramide:

Klasseneinteilung von Bedürfnissen nach ihrer Dringlichkeit auf der Grundlage der von H. Maslow (* 1908, † 1970) entwickelten Motivationstheorie. Sie ist eingeteilt in fünf Klassen, die hierarchisch geordnet sind. Von unten beginnend sind das: 1. physiologische Bedürfnisse nach Kleidung und Wohnung; 2. Sicherheitsbedürfnis, Schutz vor unvorhersehbaren Ereignissen; 3. soziale Bedürfnisse; 4. Wertschätzungsbedürfnisse; 5. Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Der Mensch beginnt bei den niedrigsten Bedürfnissen und aktiviert nach deren Befriedigung das nächsthöhere. Die Theorie hat Einfluss auf die verschiedensten Unternehmensbereiche genommen, insbesondere im Marketingbereich und der unternehmerischen Organisation.

 

Die Rawl´sche Idee der eigennützigen (und deshalb freiwilligen) Selbstlosigkeit (Solidarität)

Die wichtigste Frage, die sich Rawls .. stellte war: Für welche Grundsätze würden sich freie und vernünftige Menschen in einer fairen und gleichen Ausgangssituation in ihrem eigenen Interesse entscheiden? ... Rawls schlägt analog zu Rousseau vor, dass sich die Mitglieder in den Urzustand zurückversetzen, um einen Vorhang des Nichtwissens zu erhalten. "Dieser Urzustand wird natürlich nicht als wirklicher geschichtlicher Zustand vorgestellt, noch weniger als primitives Stadium der Kultur. Er wird als rein theoretische Situation aufgefasst, die so beschaffen ist, dass sie zu einer bestimmten Gerechtigkeitsvorstellung führt."3 Die Personen besitzen nur allgemeines Wissen (um gesellschaftliche Grundgüter, deren jedermann zur Verwirklichung seiner verschiedenen Interessen bedarf, Wissen um gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und psychologische Zusammenhänge, Fähigkeit, Folgen abzuschätzen usw.) aber kein individuelles Wissen, d. h. sie wissen nichts über sich selbst, ihre eigene soziale Stellung, ihre Interessen, Kenntnisse und Talente usw. 3 Rawls, John, 1990, S 28f 5 Da niemand weiß, wo er in der Gesellschaft stehen wird, hat er ein Interesse, vernünftig und fair zu sein – aber erst durch Rawls Annahme des Vorhangs des Nichtwissens wird dieses Interesse an Fairness verursacht. Wenn man versuchen würde die herrschende Gesellschaft zu ändern, wird man immer vor folgendem Problem stehen: „Die Reichen wollen nichts hergeben, und die Armen wollen Geld.“ In der realen Gesellschaft versucht ein jeder seinen individuellen Nutzen zu maximieren. Im Modell von Rawls hat jeder ein Interesse, die negativen Kosten für das Allgemeinwohl zu vermeiden.

(Aus dem Referat John Rawls - Eine Theorie der Gerechtigkeit angewandt auf den österreichischen Verfassungsentwurf, das im Rahmen eines Kurses über die Theorie der Wirtschaftspolitik im WS04/05 gehalten wurde; Titel hinzugefügt von ob; wer Interesse am vollständigen Referat hat, der kontaktiere uns)

 

In experimenteller Ökonomie geht es derzeit (auch) um externe Effekte im Konsum (Altruismus, Neid... spielen eine Rolle in der Nutzenfunktion und werden darin integriert). Ein Resultat dieser Untersuchungen: in der Gruppe verhalten sich Individuen weniger altruistisch (gegenüber anderen [Gruppen bzw. außenstehenden Individuen]). (Frei nach einem Professor [WiPol-Kurs] WS04/05) Meine (eine) Erklärung dazu: weil man sich in der Gruppe (ohnehin) sicherer fühlt und nicht von der Gegenleistung (der Solidarität) anderer abhängig ist!? Vgl. auch meine positiven Erfahrungen mit anderen Außenseitern bzw. mit anderen von ihrer Gruppe (freiwillig oder unfreiwillig) (ent)fern(t)en Ausländern bzw. meine frühe Erkenntnis bzw. Untersuchung negativer Effekte von Gruppen (sowohl innerhalb als auch nach außen): "Abgeschlossene soziale Gruppen/ "elitäre" Gebilde" (im Inhaltsverzeichnis meiner "Aphorismen" unter dem Titel "soziale gruppen" verlinkt).

 

ZUR THEORIE DES GRUNDEINKOMMENS

Der gut geschriebene und in der interessant scheinenden Zeitschrift (für Sozialwissenschaft) "Leviathan" 2004 im Heft 4 erschienene Artikel "Was kostet ein Grundeinkommen?" von Michael Opielka, dem Entwickler der "Grundeinkommensversicherung" (laut sw.fh-jena.de): hier online verfügbar...

ob 6/05
 

 

Wider einen kulturell und religiös rassistischen Abendlandzentrismus[?], pro Pluralismus (mehr Offenheit ggü. dem "Morgenland", Islam)

Die immense Mehrheit der heutigen islamisch-arabischen Welt lebt heute unter dem Einfluss eines konservativen, aber irgendwie mit dem politisch radikalen Islamismus identifizierbaren Islam. Dieser konservative Islam bedeutet außerdem eine profunde Rückbildung [Rückentwicklung, Rückschritt?] im Vergleich zum vom Ende des 19 Jhdts. bis Mitte des 20 Jhdts. vorherrschenden [überwiegenden, regierenden,...] Islam, welchem es darum ging, sich der Modernität zu öffnen anstatt sie zu bekämpfen oder umzulenken[?] versuchen wie in der Gegenwart (siehe hierzu Arab Thought in the Liberal Age, 1798-1939 von Albert Hourani, 1983). ... Eines der mächtigsten und perversesten katalysierenden Elemente der Beziehung zwischen der muslimischen und abendländischen Welt liegt im religiös und kulturell rassistischen Abendlandzentrismus[?], mit welchem man auf den Islam blickt. [Und in der Fußnote hierzu:] Wenige europäische Autoren sind fähig, diese Sichtweise zu verlassen. Ohne Zweifel ist es Spanien wo sich die Vorboten einer wirklichen Reflexion über das Bewusstsein des abendländischen Selbst gegenüber dem Islam finden. Die Ausnahmearbeit eines Juan Goytisolo - sein ganzes literarisches Werk nach Juan sin tierra -, als auch eines Francisco Martínez Villanueva in El problema morisco öffnen den Weg zu einer interkulturell im Pluralismus und der gegenseitigen Anerkennung zentrierten Annäherung. In Frankreich wurde diese Tradition von Louis Massignon eröffnet und auf den Gipfel erhöht durch Jacques Berque. Aber sowohl in Spanien als auch in Frankreich achtet man gut darauf, die Arbeiten dieser Autoren von der großen Öffentlichkeit fernzuhalten.

(Aus: El imperio frente a la diversidad del mundo von Sami Nair, S. 123 bzw. Kapitel Una mirada conflictiva; mit bestem Wissen und Gewissen übersetzt von ob; Titel auch von diesem hinzugefügt; bei mit [?] markierten Wörtern sinngemäße Übersetzung wahrscheinlich, aber unsicher; die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe mit der ISBN 8497933877)
 

 

Pro kulturelle Vielfalt (> auch wider Imperialismus bzw. pro Souveränität)

...aus der Sicht eines (bekannten) Verhaltensforschers.

...19. ... Die kulturelle Vielfalt sichert zugleich die weitere Existenz des Typus Mensch und folgt damit einem Lebensstromprinzip, das sich im übrigen Organismenbereich in der Vielzahl der Arten und Unterarten manifestiert. Die Vielfalt erhöht sich hier wie dort über Mechanismen der Anpassung und Verteidigung. 20. Ein friedliches Miteinander verschiedener Völker* ist möglich, wenn jede Ethnie* ihr eigenes Land hat und ihre eigenen Angelegenheiten ohne Furcht vor repressiver Dominanz und Landnahmen durch andere regeln kann. Dann können verschiedene Völker in einem Staat kooperativ verbunden sein (Beispiel Schweiz). (* hier würde ich das Ersetzen von Volk und Ethnie durch, z.B., Interessensgemeinschaft besser finden; außerdem könnte man Staat durch Staatenbündnis ersetzen und ev. auch möglichst große innerstaatliche Toleranz/Vielfalt hinzufügen; auch die nachfolgende, kritische Sicht "multikultureller Immigrationsgesellschaften" kann ich aufgrund meiner eigenen positiven Erfahrung im Zusammenleben mit Menschen anderer Kulturen [und "Ethnien"] in- und außerhalb der Wohnung im [multikulturellen] Madrid nicht teilen! Obwohl es wohl stimmen mag, dass "die Neuen" [Immigranten, sich anders Verhaltenden, ...], als Konkurrenz gesehen und zu "territorialer Abwehr" führen können und dass die Angst vor Identitätsverlust die Xenophobie bekräftigen und dies in Krisenzeiten zu Konflikten führen kann: diesen kann/muss man allerdings durch Erziehung [mittels positiver Anreize, bspw. mittels komödiantischer, liebevoller Filme wie z.B. "L´Auberge Espanol", die das multikulturelle Zusammenleben behandeln] begegnen, weil der Mensch naturgemäß eine Angst vor dem Neuen, Unbekannten hat, welche sich aber meist als nicht angebracht herausstellt bzw. welcher durch Bekanntmachung begegnet werden kann, Anm. ob)

S. 234f. in: „Wider die Mißtrauensgesellschaft“ von Irenäus Eibl-Eibesfeld, einem der bekanntesten (?) Ethologen (1994, ISBN 3492036821, entdeckt in SoWi-Bibliothek/Biologischer Bereich)
 

 

Zum (eigennützigen) Altruismus

aus biopsychologischer (humanethologischer) Sicht

Beispielhaft [für die Beschränkungen der freien Anwendung, z.B. von Wissen, und letztlich des Handelns, Anm.] sind wegen ihrer Klarheit und Einfachheit die goldene Regel (1) und der kategorische Imperativ (2). Diese Regel und der Imperativ können mit Vorbehalt als kulturelles Pendant zum reziproken Altruismus der Soziobiologie gesehen werden.

(1) z.B. Moses: Liebe deinen nächsten, wie dich selbst. Hillel: Was dir selbst unlieb ist, das füg keinem andern zu. Matthäus (7.12): Alles nun, was ihr wollt, daß es euch die Menschen tun, das sollt auch ihr ihnen tun. Leviticus (19.34): Wie ein Einheimischer aus eurer Mitte gelte euch der Fremdling. Buddha: ... nirgends habe ich etwas gefunden, das dem Menschen teurer ist als sein eigenes Ich. Da nun den anderen auch ihr Ich lieb ist, darf, wer sein eigenes Wohl wünscht, keinem anderen ein Leid zufügen. Konfuzius: Sich darauf verstehen, das [einem selbst] Nahe als Beispiel [für das Verhalten gegenüber anderen] zu nehmen, das kann als Methode der Menschlichkeit gelten. Der konfuzianistische Song-Kanzler Wang Anshi [1021-1086] hat vorgeschlagen, die goldene Regel auch in der Außenpolitik anzuwenden.
(2) Kant (1778, z.B. § 7): "Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte."

... Durch die soziale Grundregel von William Hamilton wird die Evolution von Brutpflege und der von Eibl-Eibesfeldt entdeckte Zusammenhang zur Evolution sozialer Zusammenschlüsse biomathematisch fundiert: Die soziale Grundregel besagt: Der genetische Nutzen (Ausbreitungswahrscheinlichkeit der Gene) einer altruistischen Handlung errechnet sich aus Kosten mal Verwandtschaftsgrad. Brutpflege konnte nach dieser Regel entstehen. ... Soziale Zusammenschlüsse zwischen Adulten unterscheiden sich zunächst von Familien (Eltern und Junge) in einem entscheidenden Punkt: Zwischen adulten Mitgliedern einer Gruppe ist Altruismus im allgemeinen nicht einseitig wie bei der Brutpflege, sondern beruht auf Gegenseitigkeit: Robert Trivers zeigte, da§ Altruismus zwischen Adulten nur unter Bedingungen der Reziprozität evolutionsstabil ist und daß sich reziproker Altruismus auch zwischen nicht verwandten Individuen "bezahlt" machen kann (eine Übersicht dazu findet sich z.B. in Ridley, 1997; Wickler & Seibt 1991). ... Aus dem genetisch "eigennützigen" Altruismus der Eltern wurde der ähnlich eigennützige reziproke Altruismus innerhalb sozialer Gruppen. Reziprok altruistische Individuen unterscheiden sich von brutpflegenden auch dadurch, daß sie in Abhängigkeit von den Vorerfahrungen wählerisch sind. Es handelt sich also um sogenannte "wählerische Altruisten": Kooperative Artgenossen werden bevorzugt. ... Homo sapiens und andere soziale Primaten werden aber erfahrungsgemäß nicht so theorienkonform durch kurzsichtigen Eigennutz getrieben, wie immer wieder (auf den Grundlagen von Hamilton und Trivers) unterstellt wird: Humanethologen wie Eibl- Eibesfeldt (z.B. 1970, 1997) und Schiefenhövel (z.B. 1992) betonen seit Jahrzehnten, daß Menschen im allgemeinen freundlicher, hilfsbereiter und weniger eigennützig manipulierend sind, als man auf der Grundlage früher soziobiologischer Hypothesen meinen möchte. Individuen sozialer Arten haben in der Gruppe mit wählerischen Altruisten häufig bessere Bedingungen, wenn sie sich nicht zu unmittelbar eigennützig verhalten. Zuviel kurzsichtiger Eigennutz wird nämlich von den Artgenossen als unattraktiv wahrgenommen.

Aus: Biologie und Kultur. Zu den biologischen Bedingungen von Determination und Freiraum in der Kultur von Gerhard Medicus, erschienen in Irenäus Eibl-Eibesfeldt: Zu Person und Werk von Ch. Sütterlin und F. Salter (Hrsg), 2001, ISBN 3361345410, S. 236
 

 

Ad Ehrlichkeit (wider Lügen > Heucheln)

aus biopsychologischer (humanethologischer) Sicht

Ein anderes Beispiel für ein Verhaltensmerkmal, durch das soziales Zusammenleben erleichtert wird, ist Transparenz. Transparenz bezeichnet das unmittelbare und ehrliche Zeigen eigener innerer Stimmungen und die Unmittelbarkeit und Ehrlichkeit verbaler Mitteilungen. Transparenz hat eine große, das soziale Zusammenleben regulierende Bedeutung: sie hilft, Vertrauen zu stiften und Bindungen zu festigen (Frank, 1992). Wir alle reagieren in unserem sozialen Umfeld auf mimische und verbale Unehrlichkeit sehr empfindlich. Individuen, die durch emotionelle Transparenz vertrauenswürdig wirken, Kooperations- und Hilfsbereitschaft zeigen und die eine hohe Bereitschaft haben, sich nach einem Streit rasch zu versöhnen, erleichtern das Gruppenleben. Versöhnungen erfolgen z.T. sogar durch die Vermittlung dritter, offenbar damit die Gruppenstruktur nicht durch zuviel "kurzsichtigen" Eigennutz destabilisiert wird. Die Einschätzbarkeit einer Gruppenstruktur durch langfristige und vielfältige Erfahrungen ist ein hoher Wert. Die "gruppenwürdigen" Verhaltensweisen ermöglichen es den Mitgliedern, in der Gruppe bleiben zu können oder als Ranghohe nicht den Rückhalt oder die Gruppe zu verlieren. ...

Aus: Biologie und Kultur. Zu den biologischen Bedingungen von Determination und Freiraum in der Kultur von Gerhard Medicus, erschienen in Irenäus Eibl-Eibesfeldt: Zu Person und Werk von Ch. Sütterlin und F. Salter (Hrsg), 2001, ISBN 3361345410, S. 239 - Textstelle auch angebracht bei den Themen Philosophie/Wahrheit und (Un)Glaube (Religion).
 

 

Ad "zivilisiertes" Verhalten

oder man könnte auch sagen: zum (eigennützigen) Altruismus (siehe hierzu die Textstelle ein wenig weiter oben) über die Stammesgrenzen hinaus.

aus biopsychologischer (humanethologischer) Sicht

Vorprogrammierungen, die, kulturell gefördert, für das Zusammenleben vorteilhaft sind Im folgenden Teil wird gezeigt, daß sich soziale Verhaltensdispositionen kulturell dazu nützen lassen, die Kategorisierung von Artgenossen in Gruppenangehörige und Gruppenfremde zumindest teilweise zu überwinden. Die Erweiterung der Kategorie "soziale Gruppe / Stamm" kann wahrscheinlich nur dann zweckmäßig funktionieren, wenn das, was innerhalb des Stammes erwünscht ist, kulturell auch Nachbarstämmen gegenüber praktiziert wird, die zum erweiterten Machtbereich gehören. Das gilt für die Erweiterung bis hin zum Staat: Soziales und sozial attraktives Verhalten, das sich innerhalb des persönlich bekannten Umfeldes stammesgeschichtlich bewährt hat, wird als kollektiver Wert kulturell durch Religionen, Ethik und Gesetze auch Unbekannten gegenüber gefordert. Zu diesen ethischen Errungenschaften gibt es in allen Hochkulturen Beispiele für konvergente kulturelle Entwicklungen (z.B. der Inhalt der Zehn Gebote). Viele kulturelle Normen sind wahrscheinlich das Ergebnis von Reflexionen über Reziprozität und Gerechtigkeit, aber auch von Einsicht in die Bedürfnisse der erweiterten Gruppe. Ein Beispiel dafür ist die goldene Regel, die wahrscheinlich mehrmals unabhängig in der Kulturgeschichte erdacht wurde, von Propheten des alten Testamentes ebenso wie von Konfuzius und Buddha (siehe Fußnoten 1 und 2). Wahrscheinlich ist sie so alt wie die menschliche Sprache, und wahrscheinlich gibt es entsprechende Inhalte, seitdem Aspekte der Perspektivenübernahme verbalisiert werden konnten. Diese kulturellen sozialen Regulative waren und sind einer kulturgeschichtlichen Bewährungsprobe ausgesetzt. Davon sind viele Bereiche der Kultur betroffen. Es bestehen sogar mehr oder minder zweckmäßige Bezüge zwischen dem Spielraum der Freiheit in der Kunst auf der einen Seite und der Natur des Menschen auf der anderen Seite: In allen Kulturen und in allen sozialen Nischen werden Intensität und Häufigkeit von Stimmungsqualitäten durch Wohnkultur, verschiedene Arten von Kunst, Riten und Festen etc. beeinflußt. ...

(1) z.B. Moses: Liebe deinen nächsten, wie dich selbst. Hillel: Was dir selbst unlieb ist, das füg keinem andern zu. Matthäus (7.12): Alles nun, was ihr wollt, daß es euch die Menschen tun, das sollt auch ihr ihnen tun. Leviticus (19.34): Wie ein Einheimischer aus eurer Mitte gelte euch der Fremdling. Buddha: ... nirgends habe ich etwas gefunden, das dem Menschen teurer ist als sein eigenes Ich. Da nun den anderen auch ihr Ich lieb ist, darf, wer sein eigenes Wohl wünscht, keinem anderen ein Leid zufügen. Konfuzius: Sich darauf verstehen, das [einem selbst] Nahe als Beispiel [für das Verhalten gegenüber anderen] zu nehmen, das kann als Methode der Menschlichkeit gelten. Der konfuzianistische Song-Kanzler Wang Anshi [1021-1086] hat vorgeschlagen, die goldene Regel auch in der Außenpolitik anzuwenden.
(2) Kant (1778, z.B. § 7): "Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte."

Aus: Biologie und Kultur. Zu den biologischen Bedingungen von Determination und Freiraum in der Kultur von Gerhard Medicus, erschienen in Irenäus Eibl-Eibesfeldt: Zu Person und Werk von Ch. Sütterlin und F. Salter (Hrsg), 2001, ISBN 3361345410, S. 241f. - Textstelle auch angebracht bei den Themen Kultur und (Un)Glaube (Religion).
 

 

Pro-soziale Überlegungen aus der Antike

[Sokrates: ] "...Auch dürfen wir unsere Begierden nicht zügellos gewähren lassen und sie zu befriedigen suchen - ein Übel ohne Ende und ein Leben, wie ein Räuber es führt. Denn ein solcher Mensch könnte weder einem anderen Menschen lieb sein noch Gott, weil er zur Gemeinschaft unfähig ist. Wer aber des Gemeingeistes nicht fähig ist, kann auch keine Freundschaft besitzen. Die weisen Männer behaupten ja, Kallikles, dass Himmel und Erde, Götter und Menschen durch die Gemeinschaft und die Freundschaft, durch Ordnung, Besonnenheit und Gerechtigkeit zusammengehalten werden, und dieses Ganze nennen sie deswegen Weltordnung, mein Freund, und nicht Unordnung und Zuchtlosigkeit. ... Du meinst, man müsse darauf ausgehen, mehr als andere zu besitzen; denn du kümmerst dich nicht um die Geometrie." ("Glück durch Tugend: Platon, Georgias, 506c ff., Übers. R. Rufener[? erhätlich als Reclam-Buch?]; von einem kopierten Text in einer universitären Vorlesung 05 über ~ "Antike Glückskonzepte")
 

 

Zum Zusammenhang von Glück und Tugend

...eine Textstelle von Thomas Mann: "Ich war sehr glücklich. Ich war mir kostbar und liebte mich - auf jene gesellschaftlich nur ersprießliche Art, welche die Liebe zu sich selbst als Liebenswürdigkeit gegen andere nach außen schlagen lässt." (in: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, Drittes Buch, Fünftes Kapitel, 2. Absatz)

...und eine von Cervantes: "Aufgrund des mit von Gott verliehenen natürlichen Verständnisses weiß ich, dass alles Schöne liebenswert ist." (Aus einer Rede der wunderschönen Marcela in: El Ingenioso Hidalgo don Quijote de la Mancha, Kapitel XIV)

(Textstellen auch angebracht beim Thema Soziales)
 

 

Ad kollektive Vorteile individualistischer (kapitalistischer) Strukturen (gemäßigten Privateigentums)

"Mitglieder einer erfolgreichen Gemeinschaft ernten die Früchte ihres Erfolgs oder Misserfolgs selbst. Funktioniert die Gemeinschaft gut, profitieren auch die Mitglieder. Die japanischen Fischer, die Matrosen ebenso wie der Kapitän besitzen beispielsweise Anteile am Ertrag der Kooperative und partizipieren daher direkt am Erfolg (vgl. oben stehenden Artikel). Angestellten mit einem fixen Lohn ist hingegen eine solche Partizipation am Erfolg nicht möglich. Bei den Einwohnern von Chicago haben die Quartiere, in denen privates Wohneigentum üblich ist, ein viel höheres Niveau an «kollektiver Effektivität». Das liegt wahrscheinlich an den Wohnungseigentümern, die von ihrem Engagement voll profitieren können, weil sich nicht nur ihre Lebensqualität bessert, sondern auch der Wert der Wohnungen steigt. Diese Beispiele legen somit nahe, dass die Gemeinschaftsmitglieder im Allgemeinen auch Nutznießer ihrer Bemühungen sein müssen. Im Gegensatz dazu sind dort, wo das Eigentum stark konzentriert ist, die Anreize für erfolgreiche gemeinschaftliche Lösungen nur schwach oder gar nicht vorhanden."

(Aus: "Die Gemeinschaft als Regelmechanismus: Das 'Soziale Kapital' zwischen Markt und Staat" von Samuel Bowles und Herbert Gintis, Neue Zürcher Zeitung vom Samstag, 14.07.2001 Nr.161, S. 27 ad Psychologische Grundlagen der Ökonomie IX; Textstelle auch angebracht beim Thema Kapitalismusnahes System)
 

 

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