Textstellen aus: John Seymour's (Verfechter der Selbstversorgung und Verfasser zahlreicher praxisorientierter Wegweiser dorthin, Anm.)
 

Und dachten, sie wären die Herren

Der Mensch und die Einheit der Natur

 

Schwerpunkt (laut Oberdenker):

biologisch philosophisch Sinngebendes (Glücklich, wer im Sinne der Lebenskraft handelt)

Klappentext:

Ein leidenschaftliches Plädoyer für ein neues Naturbewusstsein, das mit dem fatalen Irrtum, der Mensch könne sich losgelöst von der Natur betrachten, aufräumen will.

Inhaltsbeschreibung:

Das Buch

Bislang kannte man den Engländer John Seymour als beredten Verfechter der Selbstversorgung, als Verfasser praxisorientierter Wegweiser für Leute, die auf eigenem Grund und Boden im Einklang mit den Gesetzen der Natur und unabhängig von der bürokratisierten und industrialisierten Umwelt leben wollen. Nun liefert der weltbekannte "Öko-Bauer" die - mit vielen anschaulichen Beispielen angereicherte - philosophische Begründung seiner "Kreuzzüge" für das natürliche und bescheidene Leben auf dem Land. Ausgehend von dem berühmten Bibelzitat "Machet euch die Erde untertan", zeichnet der die Haltungen des Menschen zu seiner natürlichen Umwelt und die Wechselwirkungen zwischen Natur und Zivilisation von den Anfängen bis heute nach. Dabei geht es ihm  vor allem darum, den fatalen Irrtum aufzudecken, dass der Mensch sich losgelöst von der Natur betrachten könne. Und fast beschwörend versucht er, seinen Lesern die Augen dafür zu öffnen, dass die Zerstörung der Natur für den Menschen, weil er Teil dieser Natur ist, letztlich tödliche Folgen haben muss.

Der Autor

John Seymour, 1914 als Sohn amerikanischer Eltern in Suffolk in Südostengland geboren, studierte Agrarwissenschaften. Zehn Jahre verbrachte er in Afrika, wo er Schaf- und Rinderfarmen leitete, in einer Kupfermine und in der Hochseefischerei arbeitete. Während des Krieges diente er als Soldat in Äthiopien und Burma. Nach einigen Jahren als Journalist, Reiseschriftsteller und Globetrotter ließ er sich mit seiner Frau Sally auf einer Farm in Wales nieder. Heute lebt er in der Republik Irland.

Deutsche Erstausgabe: 1984 (© John Seymour 1982)

ISBN: 3423102829

Das Buch ist im normalen Handel nicht mehr erhältlich, ausfindig machen können Sie es vielleicht gebraucht hier (wie es auch Oberdenker schaffte - Link eingestellt auf die Ausgabe [ISBN], aus der auch die Auszüge stammen) oder bei Booklooker (zu erreichen über unseren freien Denkermarkt).

Inhaltsverzeichnis:

Teil 1: Der Mensch und das Wesen der Natur

Kapitel 1: Ein Klumpen Erde ... 9
Kapitel 2: Vernunft und gesunder Menschenverstand ... 19
Kapitel 3: Die Bestimmung des Menschen ... 27

Teil 2: Die Entwicklung der menschlichen Einstellung zur Natur

Kapitel 4: Der altsteinzeitliche Mensch ... 39
Kapitel 5: Der jungsteinzeitliche Mensch ... 52
Kapitel 6: Der Mensch des Bronze- und Eisenzeitalters ... 68
Kapitel 7: Der Mensch des frühen Mittelalters und des Mittelalters ... 79
Kapitel 8: Der Mensch der Renaissance und der Reformation ... 89
Kapitel 9: Der Mensch im Zeitalter der Vernunft ... 101
Kapitel 10: Der Mensch im industriellen Zeitalter ... 110
Kapitel 11: Der Mensch im Zeitalter der technischen Revolution ... 133
Kapitel 12: Und dachten, sie wären die Herren ... 144
Kapitel 13: Nehmen wir doch Vernunft an! ... 152
Kapitel 14: Was also sollen wir tun? ... 160
Kapitel 15: Ich kam in eine Stadt ... 173

Aufgrund von Zeitmangel habe ich nur ein paar Textstellen aus dem ersten Kapitel abgeschrieben und einige Seiten eingescannt (schmaler Text = gescannter Text)! Sollten wir oder jemand anderer das wirklich lesenswerte, inspirierende und ("Fortschritts"-)kritische Buch in Druck- oder elektronischer Form noch ausfindig machen, werde ich hier darauf hinweisen und vielleicht die restlichen Textstellen noch abschreiben. (Oberdenker)

Zum abschreiben vorgesehen wären noch folgende Textstellen gewesen:

(Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe mit dem ISBN 3423102829; die Bezeichnungen o, m, u neben den Seitenangaben bedeuten, dass sich die besonders beachtenswerte Textstelle im oberen, mittleren bzw. unteren Drittel der Seite befindet; etwaige angegebene Stichworte bezeichnen die Textstelle noch genauer bzw. weisen auf deren Inhalt hin; bei Seitenangaben, auf denen sich ein Link befindet, wurde die dazugehörige Seite eingescannt)

15 m (Leben - Fähigkeit) u, 16 m, 17 o (Selbstzerstörung) mu, 19 o (Gedicht), 21 o (Glück), 22 u, 23 o (Gehirn) mu, 23 u, 25 m (Wille), 26 u, 27 o, 28 teils, 29 om, 30 mu, 31 o (nichts tun) m (ab wollen) u, 33 o (pink u.f.), 35 u, 41 u, 42 ou, 43 o, 44 omu, 47 om, 49 m (Ettikett!) u, 50 ou, 51, 54 m (Besitztümer), 55 o, 56 m (Krieg), 57 om (Politik), 58 m, 60 o (rechter Winkel) u, 64 o, 74 m, 85 om (Müßiggang), 87 m, 92 m, 101, 106 mu, 107 ou, 108 oum (Glaube), 109 o, 110 o (Zepter-Spruch!), 116 om (Natur verjagen), 118 m (Zufriedenheit, Marx !) bis u, 119 u (Ahnung), 120, 123 m (Büffel-Spruch), 129 u, 130 m, ganz u, 131 u, 132 o, 133 om, 134 u, 135, 136, 138 mu, 139 om!u, 140, 141!, 142 mu, 143, 145 u, 146 m, 148 mu, 149 m (ab alter Mann), 152 om, 153 o, 154 o, 156 u, 157 ou, 158 o, 159 mu, 160 o, 161 o, 165 m, 166 u, 168, 169 m, 171 m, 172 u, 173 o, 177 ou, 178 o, 179 m (Notizen), 180 u, 181 omu, 182 mu!, 183,

 

 

Textstellen aus Kapitel 1: Ein Klumpen Erde

 

Nicht war Nichtseiendes noch war Seiendes damals.
Nicht war der Luftraum, noch der Himmel darüber.
Was regte sich heran, wo war es, in Hut wovon?
Was war Wasser, tief verborgener Abgrund?

Nicht Tod war, nicht Leben damals,
nicht der Nacht, des Tags Erscheinung.
Windlos aus eignem Antrieb atmete das Eine,
außer ihm war nicht irgend etwas Andres.

Dunkel war; von Dunkel verborgen am Anfang,
unerkennbar, war dies Alles Wasser.
Das Werdende, das von Leerheit zugedeckt war,
dies eine ward durch die Macht der Kasteiungsglut geboren.

Als Begehren regte am Anfang sich das hervor,
was des Denkens erster Zeugungssame war.
Des Seienden Verwandtschaft fanden im Nichtseienden
die Weisen aus, als sie im Herzen mit Nachdenken forschten.

Querhin war ausgespannt deren Zügel;
gab es ein Unten, gab es ein Darüber?
Samengeber waren, Mächte waren,
Trieb war unten, Gewährung oben.

Wer weiß gewiß, wer mag es hier verkünden,
woraus geboren, woher diese Schöpfung?
Die Götter sind diesseits durch die Erschaffung von Diesem;
wer weiß also, woher es entstanden ist?

Diese Schöpfung, woher sie entstanden ist,
wenn er sie geschaffen hat oder wenn nicht,
der sie überschaut im höchsten Himmel,
der allein weiß es - oder wenn er's nicht weiß?
Rig-Veda 10. 129
(in: ‚Gedichte des Rig-Veda', Lommel, 1955, S 120)

Aus dem nichts entstand materie, aus lebloser materie leben, aus leben bewußtsein, aus bewußtsein selbst-bewußtsein. Ob theist, atheist oder agnostiker - wir alle erkennen das als wahrheit an [echt???, anm.]. wir müssen nur unsere augen aufmachen und hinsehen. Können wir behaupten (können wir es überhaupt leugnen?), dass eine dem universum inhärente tendenz existiert, aus dem nichts materie, aus materie leben und aus leben bewusstsein und intelligenz hervorzubringen? Dies ist geschehehn und geschieht noch, also muss eine derartige tendenz bestehen. (9)

wasserstoffatome sind aus dem nichts entstanden und haben sich nach und nach zu anderen elementen entwickelt. Eines davon, kohlenstoff, besitzt die großartige fähigkeit, fast unzählige verschiedene verbindungen mit anderen atomen einzugehen. Eine dieser verbindungen bringt nun zufällig sich selbst perpetuierende teilchen hervor. Diese werden mit der zeit immer komplexer, erfinden den sex und entwickeln sich danach noch schneller weiter, bis wir schließlich shakespeare, beethoven, einstein und dschingis khan bekommen.
Müssen wir eine göttliche macht postulieren, die all dies veranlasst? Ich weiß es nicht... (13)

doch welche vermessenheit wäre es anzunehmen, dass keine höhere bewusstseinsstufe als die, auf der wir stehen, möglich ist. Dürfen wir denn wirklich davon ausgehen, dass nach nicht mehr als tausend millionen jahren des lebens auf diesem planeten (für kosmische zeitverhältnisse nur ein augenblick) das leben seinen endgültigen höhepunkt in uns erreicht hat, dass es nichts höherentwickeltes geben kann, dass nirgends sonst im universum etwas höherentwickeltes existiert? Also ich glaube das nicht. Dürfen wir wirklich glauben, dass der homo sapiens, wie man den menschen zu bezeichnen pflegt, die letzte entwicklungsstufe darstellt, dass leben und bewußtsein nicht weiter fortschreiten werden und dass von den billionen von himmelskörpern, auf denen die entsprechenden bedingungen für die existenz von leben herrschen müssen, nur dieser eine tatsächlich leben hervorbringt und dann auch gleich die höchstmögliche entwicklungsform? Dürfen wir wirklich glauben, dass wir das höchste ziel der entwicklung sind, die letzte und höchste stufe darstellen, die größten sind? (14)

 

Einleitungsgedicht zu Kapitel 2: Vernunft und gesunder Menschenverstand

Hätte der Lauf des Schicksals nur einmal den Wolkenvorhang entzweigerissen und uns sehen lassen, wie die Nacht in erschreckende Unendlichkeit aufsteigt, auf jenen Stufen, die in Welten darüber und darunter führen. O Herrlichkeit, o Wunder über Wunder. (Frederick Tennyson: The Glory of Nature, IV)

 

Textstelle aus Kapitel 7: Der Mensch des frühen Mittelalters und des Mittelalters

Es gibt eine Menge guter, ehrlicher Arbeit im Freien, aber in den ländlichen Gegenden Frankreichs sitzt man auch oft genug in Straßencafés und unterhält sich, und in Indien hockt man auf geflochtenen Bettgestellen und raucht Wasserpfeife. Ich habe in Gemeinden gelebt, die in jeder Beziehung genau so waren wie mittelalterliche bäuerliche Gemeinschaften, und ich war immer erstaunt, wieviel Freizeit und Müßiggang es dort gab. Aber der moderne westliche Mensch möchte gern glauben, dass das Leben in alten Zeiten die Hölle war - das verschafft ihm ein gutes Gefühl und rechtfertigt in seiner Vorstellung seine eigenen Übergriffe auf die übrige Natur. Alles ist gerechtfertigt, wenn es das großartige Leben in Birmingham oder Pittsburgh ermöglicht; schließlich möchte man doch nicht wieder zurück in einem Fünfzehn-Stunden-Arbeitstag an dreihundertfünfundsechzig Tagen im Jahr, oder? (85)

 

Textstelle aus Kapitel 9: Der Mensch im Zeitalter der Vernunft
 

Paul-Henri Thiry d'Holbach (1723-1786) behauptet in seinem "System der Natur" (1770), dass überhaupt nichts hinter der Natur stecke. Der Mensch habe Gott nur erfunden, weil er die Natur nicht gut genug kannte. "Begnügen wir uns also damit zu sagen, dass die Materie von jeher existiert hat, dass sie sich ihrem Wesen gemäß bewegt und dass alle Erscheinungen der Natur durch die verschiedenen Bewegungen der unterschiedlichen Stoffe bedingt sind, die sie in sich birgt." Der Mensch sei ein rein physisches Gebilde, habe keine Seele, seine moralische Natur sei nur ein Teil seiner physischen, doch wir haben uns von der Natur entfernt und daher stamme unser ganzes Unglück.
Holbach wird immer als einer der ersten wirklichen Atheisten angesehen - aber ist das überhaupt Atheismus? Holbach hat Gott abgeschafft - aber er verehrte die Natur. Wo liegt da der Unterschied? ... Die frühen Atheisten waren in jedem Fall auch Moralisten. Holbach hielt die Menschen weder für gut noch für schlecht - sie sind Maschinen, aber sie sind altruistisch, weil es sie selbst glücklich macht, andere glücklich zu machen. (107)

 

Anfang von Kapitel 10: Der Mensch im industriellen Zeitalter

Wir Menschen des 19. und 20. Jahrhunderts zeichnen uns durch die wenig beneidenswerte Besonderheit aus, in der langen Geschichte der Menschheit die erste hässliche Zivilisation hervorgebracht zu haben. Das industrielle Zeitalter hat unzählige Verbesserungen mit sich gebracht, aber es hat eine Umwelt für diese Menschen geschaffen, deren Anblick fast ein Alptraum ist. (Sir John Rothenstein, Leserbrief an die "Times", 20. Feb. 1965)

Was wurde in diesem strahlenden Zeitalter der Vernunft aus der großen Masse? Ihre Situation beschreibt James Thomson (1700 - 1748) recht prägnant in seinen schwerfälligen Versen:

Während so die arbeitenden Massen
rackern und schuften, führt Philosophie
das Zepter.

Dieses Buch handelt von menschlicher Inhumanität gegenüber dem Menschen nur insoweit, als der Mensch ein Teil der Natur ist. Sich einem Menschen gegenüber abscheulich zu verhalten, ist genauso gegen die Lebenskraft (und somit seiner Meinung nach auch gegen das persönliche Glück, Anm. ob), wie einen Baum schlecht zu behandeln....

Weitere Textstelle aus diesem Kapitel:

Die neuen, riesigen Städte ermöglichten es, die nicht-menschliche Natur völlig auszuschließen und sie ganz zu vergessen. Karl Marx (1818-1883), der den größten Teil seines Lebens im Lesesaal der Bibliothek des Britischen Museums verbrachte, kam wahrscheinlich so wenig mit der nicht-menschlichen Natur in Berührung, wie es nur möglich war, wenn man überhaupt am Leben bleiben wollte. Das Ergebnis war, dass seine Philosophie alles Nicht-menschliche völlig und radikal ignorierte. Dass Lebensmittel vom Land kamen, war ihm (gerade noch) bewusst. Er wusste, dass es irgendwo da draußen Menschen geben musste, die sie anbauten. Und sein Ziel war es, diese in seiner Vorstellungskraft existierenden Menschen vor dem zu retten, was er als "die Idiotie des ländlichen Lebens" bezeichnete. (Aber was ist das schon im Vergleich zu der Idiotie, sein ganzes Leben in der Bibliothek des Britischen Museums zu verbringen?) Er hatte die Vorstellung, aus Bauern Fabrikarbeiter zu machen; und Bauernhöfe in Fabrikgelände zu verwandeln. Seine Vorstellungen sind seither in Russland ausprobiert worden, mit dem Ergebnis, dass das Land mit der größten Weizenanbaufläche der Welt Weizen importieren muss. (118)

 

Textstelle aus Kapitel 11: Der Mensch im Zeitalter der technischen Revolution

"Gefällt Ihnen denn das Leben, das Sie so führen?« wollte ich
wIssen.
"Schauen Sie, mir geht es genauso wie den anderenTomaten-
pflanzern -ich sitze in der Falle. Ich gehöre mit Haut und
Haaren den Konservenherstellern. Ich stecke bis über beide
Ohren in Schulden. Wenn ich das ganze verdammte Zeug hier
verkaufen würde, hätte ich noch immer Schulden. Und ich wer-
de mein ganzes Leben lang nicht aus den Schulden herauskom-
men. Ich hasse diese Art Farmwirtschaft und ich weiß, daß sie
schlecht ist. Mein Vater erzählte mir von seinem kleinen Acker
damals in Kansas, den er mit Pferden und ohne Gift und che-
mikalien bewirtschaftet hat, und wo er gesund und glücklich
war und sein Leben lang keine Schulden hatte. Aber so weit ist
es gekommen. Und ich komme da nie heraus, bis ich sterbe.«
Vielleicht hat er nicht genau diese Worte verwendet, aber
sinngemäß hat er das gesagt.
Aber wer profitiert nun von dieser hochtechnisierten Bebau-
ungsmethode? Der Farmer? Weit gefehlt. Der Verbraucher? In-
dem er geschmacklosen, vergifteten Abfall ißt? Keinesfalls. Der
Boden? Ganzsicher nicht. Das Leben auf diesem Planeten?
Nun, die Aktienbesitzer der Konservenfabrik sind wahr-
scheinlich noch am Leben, obwohl ich es schwerlich glauben
könnte, wenn ich einem von ihnenbegegnete. Und dann profi-
tieren davon natürlich die Aktienbesitzer der Chemiekonzerne.
Wirklich? Freilich werden sie reich. Aber bringt sie das dem
Thron Gottes auch nur einen Schritt näher, um eine hinduisti-
sche, moslemische und christliche Redewendung zu gebrau-
chen?
Wer also -oder was -profitiert?
Diese spezielle Form des Anbaus stellt vielleicht das absolute
Ideal des technisierten Ackerbaugeschäfts dar, aber man darf
nicht glauben, daß es sich hier um einen Einzelfall handelt.
Ich sah mich gezwungen, mein eigenes, geliebtes Land, Suf-
folk in England, zu verlassen, weil ich genau diese Entwicklung
nicht länger ertragen konnte. Ich mußte zusehen, wie mein
Land -das die Maler lohn Constable (1776-1837) und Thomas
Gainsborough (1727-1788) unsterblich gemacht haben, das, als
ich ein Kind war, vielleicht der lieblichste Landstrich auf Erden
war -innerhalb von ein paar 1 ahrzehnten in ein riesiges Ger-
sten- und Weizenfeld ohne Hecken, ohne Wälder und ohne
Bäume verwandelt wurde. Die meisten der schönen alten, von
einem Graben umgebenen Bauernhäuser wurden als Wochen-
135

endhäuser an Geschäftsleute aus der Stadt verkauft; die Landar-
beiter- jene Männer, die mir in der Kindheit wie Helden vorge-
kommen waren -wurden hinausgeworfen (nein Verzeihung -
»überflüssig gemacht« -ich darf nicht vergessen, was sich
schickt), um Platz für Maschinen, Maschinen und nochmal Ma-
schinen zu machen, und brutale Gewalt- Motoren und Chemie -
trat an die Stelle guter Landwirtschaft. Ich habe nicht vor, die-
ses Buch mit Unmengen von Zahlen zu befrachten (obwohl ich
das könnte), sondern will hier nur einen Vergleich anstellen,
der, wie ich glaube, alles besagt.
1939 wurden in Großbritannien im Durchschnitt 60 Teile Ni-
trogen pro Morgen (= 4047Quadratmeter) eingesetzt. 1968
waren es 749 Teile. Das ist über zwölfmal so viel. Ist dement-
~prechend auch die Ernte z;"!,,ölfmal so gro.ß gewesen? Nein.
Ubrigens braucht man das Aquivalent zu eIner Tonne Kohle,
um eine Tonne Ammoniumsulfat herzustellen (Ammoniumsul-
fat ist eine der gebräuchlichsten Formen künstlichen Nitro-
gens). Gegenwärtig wird diese Energie durch Erdgas u.~d -öi
geliefert, nicht durch Kohle. Und wenn diese Gas- und Olvor'-
kommen erschöpft sind? Wer ernährt uns dann? c
Aber das moderne, westliche Ackerbaugeschäft ist so abhän- ~c
gig von künstlichem Nitrogen, daß es ohne ständige ungeheure ~;
Beigaben überhaupt nichts mehr produzieren könnte.
Jeder, der dieses Buch bis zu diesem Punkt gelesen hat, weiß
sicher über all die »Untergangs«-Literatur Bescheid, die in den
letzten zwei Jahrzehnten erschienen ist. Ich will das hier nicht
alles wiederkäuen. Ich beschäftige mich hier nicht mit den kon-
kreten Ergebnissen der Einstellung des Menschen im Zeitalter
der Technik gegenüber der übrigen Natur, sondern mit eben
dieser Einstellung.
Alex Faulkner sieht in der Landung der Amerikaner auf dem
Mond den »Beweis, daß der Mensch in einer Zeit des Zynismus
und der Hoffnungslosigkeit noch immer alles tun kann, was er
will, solange er den festen Willen und das entsprechende Geld
hat«.
Alles?
Dieser selbe Apologet zählt übrigens eine Liste von Wundern
auf, die uns der Flug zum Mond beschert hat und die das Leben
für uns arme Erdenwürmer, die wir zurückbleiben mußten, so
unendlich reicher und lohnender machen. Diese sind: ein neuer
Typ des Herzschrittmachers (um die am Leben zu halten, die
im Grunde genommen tot sein sollten), eine elektrische Kaffee- ~
136 ~

seymour macht sich an dieser stelle des buches über auszüge aus einer zeitschrift über technische "errungenschaften"... lustig:

"Das ist keinee Science-Fiction: Die Technologie für einen
Tunnel durch das ganze Land und einen magnetgetriebenen
Zug, der die Strecke New York -Los Angel~s in weniger als
einer Stunde zurücklegt, ist vorhanden. " -Aber warum zum
Teufel sollte irgend jemand von einem verschmutzten und
trostlosen Ort zu einem anderen verschmutzten und trostlosen
Ort in weniger als einer Stunde kommen wollen? Oder in ir-
gendeinem anderen Zeitraum?
Ja, ich glaube, daß der Homo exstinctor den Großen Gott
Wissenschaftler verehrt, und nicht nur sich selbst. O großer
und mächtiger Supermann in weißem Kittel und Brille -gib
uns, wir flehen dich an, einen Zug, der uns in einer Stunde von
New York nach Los Angeles bringt, und finde heraus, wie
unsere Augen funktionieren!
Die Menschheit hat zu allen Zeiten bewiesen, daß wir einen
Gott brauchen. Man betrachte jenes makabre Schauspiel auf
dem Roten Platz in Moskau, wo die Menschen in endlosen
Schlangen an einem konservierten Leichnam vorbeidefilieren
(und was haben sie mit Stalin gemacht, als er in Ungnade fiel?
Seinen Leichnam in die städtische Einäscherungsanlage gewor-
fen? Wir werden es nie erfahren). Man betrachte die Franzosen,
die in ihrem atheistischen Stadium nach der Revolution das
grauenhafte Pantheon errichtet haben, um dort die Asche der
138
 

~
glorreichen Toten aufzubewahren. Man betrachte die Ehrfurcht
und Ehrerbietung, die unsere Zeitgenossen den Wissenschaft-
lern erweisen. In meinem Kopf bewahre ich die Erinnerung an
eine Fotografie unserer derzeitigen, geliebten Premierministerin
in Großbritannien, die oben auf dem Gebäude eines Kernkraft-
werkes in die Knie geht. Angeblich beugte sie sich herunter, um
durch ein kleines Fenster einen Blick auf das tödliche Zeug
unter sich zu werfen. Tatsächlich kniete sie nieder, um dem
wahren Gott ihrer Religion zu huldigen. Vielleicht ist es be-
zeichnend, daß sein Name Pluto ist- der Gott der Unterwelt,
der Hölle.

Und was erwarten wir vom großen Gott Wissenschaft als Gegengabe, wenn wir anhaltend zu ihm beten und ihm genügend Opfer bringen? Was er uns gibt: Freiheit von echter Arbeit (wenn auch nicht Freiheit vom endlosen Papierkrieg), jede Menge mit Fischmehl aufgepäppelte Brathühnchen (die Tatsache, dass diese Hühner ihr armseliges Leben in der Hölle verbringen, braucht uns nicht zu kümmern), ein Leben bei gleichbleibender Temperatur, so dass wir nie Hitze oder Kälte empfinden müssen, endlosen Sex ohne jegliche Verantwortung und die Möglichkeit, mit Schallgeschwindigkeit von einem trostlosen Platz zum anderen zu reisen. Was wollen wir mehr? Ist das nicht der Himmel auf Erden? So sicher, wie wir alle im Grunde unseres Herzens wissen, dass es keinen anderen Himmel gibt. Dank endlosen ökonomischen "Wachstums" werden wir alle reicher und können uns alle flambierte Delikatessen im Restaurant leisten, Vergnügungsflüge nach Korsika und nach Peru (um hier wie dort genau dasselbe vorzufinden wie in allen anderen Teilen der Welt - dasselbe Essen, dieselbe Musik, dieselbe "Kunst", dieselben Vergnügungsstätten), zwei Autos und eine Plastik-"Jacht", die wir auf einem Trailer hinterherziehen - wir alle können uns all diese Freuden leisten. Die Verehrung des goldenen Kalbes hat den Babyloniern nichts vergleichbares eingebracht. Wir können in jedem Raum, Lokus eingeschlossen, einen Farbfernseher haben.
Von allen Göttern, die die Menschheit seit ihrer Zeit auf Erden verehrt hat, ist die Wissenschaft der einzige, der uns das wahrhaft Gute bringt. Man muss nur an die armen Wilden in Neuguinea denken. Als Steinzeitmenschen haben sie den Cargo-Kult entwickelt. Unter unsäglichen Mühen schlagen sie Rollfelder in den Dschungel. Und dort halten sie in hölzernen Türmen Tag und Nacht Wache, unerschütterlich in ihrem rührenden Glauben, dass eines Tages ein Flugzeug landen wird, beladen mit all den schönen Dingen, nach denen sich ihr Herz sehnt. Aber o weh - es kommt kein Flugzeug. Sie warten vergebens. Aber unsere Flugzeuge kommen! Unsere Götter bringen uns, was das Herz begehrt! Vertraue auf den Mann im weißen Mantel und alles wird dir gegeben werden!
Unglücklicherweise trägt der Mann im weißen Mantel Scheuklappen. Er spezialisiert sich so sehr, um schwindelnde Höhen in seiner ganz speziellen Disziplin zu erklimmen, dass er in allen anderen Bereichen ein völliger Idiot ist. Zu seiner Religion gehört es, dass, was möglich ist, auch in die Tat umgesetzt wird. Wenn eines dieser Gewächse einen Weg findet, die Welt in die Luft zu jagen, dann wird er das auch tun, da habe ich nicht den geringsten Zweifel.
Natürlich gibt es so etwas wie echte Wissenschaft - die aufrichtige und ehrliche Suche nach dem Wesentlichen, die uns dem Thron Gottes (um dieses religiöse Bild noch einmal zu gebrauchen) wirklich näherbringt. Wir können nicht Einstein die Schuld dafür geben, dass er die Entwicklung der Atombombe ermöglicht hat;
immerhin hat er, nachdem Tausende und
Abertausende kleiner Kinder aufs grausamste verstümmelt
worden waren und, soweit sie überlebten, dazu verdammt wa-
ren, sich den Rest ihres Lebens in Schmerz und Elend dahinzu-
schleppen, gesagt, daß er, wenn er so etwas vorausgesehen hät-
te, Uhrmacher geworden wäre.
Jeden sensiblen Beobachter am Rand des Spielfeldes muss die atemberaubende Geschwindigkeit, mit der unser Leben auf seine Zerstörung zurast, anwidern und entsetzen. Bei seiner wahnsinnigen Jagd nach mehr und mehr Wachstum tilgt der Homo exstinctor eine Gattung der übrigen Lebensformen nach der anderen aus. Wessen Wachstum denn? Wachstum der unsterblichen Seele und des menschlichen Geistes? Ganz  sicher nicht. Wachstum der Anzahl von Farbfernsehern.
Aber warum sollten denn die Armen nicht so viele Güter
haben wie die Reichen? Warum sollte eigentlich nicht jeder
Russe und Chinese ein Auto und -letztendlich -ein Flugzeug
haben? Ich habe ein Auto. Und wenn irgend jemand meint,
andere sollten keines haben, weil die Rohstoffe dieses Planeten
dafür nicht ausreichen, würde die Antwort der Götzenanbeter
lauten: Die Wissenschaft wird uns die Rohstoffe schon ver-
schaffen. Das Öl geht zur Neige? Ach, sie werden schon wieder
welches finden. Auch das wird eines Tages erschöpft sein? Na
ja, dann gibt es ja noch Kohle. Ja, aber irgend jemand muß
hinuntergehen und sie holen! Aber durchaus nicht- die Wis-
senschaftler werden schon einen Weg finden, sie gleich da drun-
ten in Benzin zu verwandeln.
Und schließlich gibt es ja noch die allmächtige Nuklearenergie. Die hartnäckige Weigerung sowohl der Götzenanbeter als auch der Wissenschaftler zuzugeben, dass die Nuklearenergie völlig unökonomisch ist, nie ökonomisch sein kann und außerdem irrsinnig gefährlich ist, zeigt nur, wie gut sie wissen, dass ihr ganzer Zirkus ohne sie nicht weitergehen kann. Das Öl wird eines Tages erschöpft sein - auch wenn sie diese trostlose und schreckliche Erkenntnis verdrängen. Wir sollten beten, dass es so weit kommt, solange noch irgendwelches nicht-menschliches Leben auf diesem Planeten übrig ist. Denn genau dieses Öl verleiht dem Homo exstinctor seine scheinbar grenzenlose Macht. Niemals hat es etwas gegeben - und niemals wird es etwas geben -, was uns so gut wie umsonst mit Energie versorgt , wie jene Flüssigkeit, die in ungeheuren Mengen aus der Erde sprudelt, sobald irgend jemand an der richtigen Stelle ein Loch bohrt. Atomkraft kann niemals so billige Energie liefern. Aus Atomkraft gewonnene Elektrizität ist die teuerste, die je auf Erden gewonnen wurde. Bevor das Öl anfing knapp zu werden, war die aus Öl hergestellte Energie am billigsten. Was für einen Fehler hat die Lebenskraft da begangen, als sie diese schwarze Flüssigkeit unter der Erde gelagert hat.
Ich bete, dass es mit der Atomkraft nicht hinhauen wird - nicht, weil sie gefährlich und schlecht ist, uns Krankheit bringt und unseren Nachkommen Schaden zufügt, sondern weil die Macht, die sie uns in die Hände gibt, wenn sie funktioniert, uns erlauben wird, mit der Zerstörung unseres Planeten fortzufahren.
Sie zweifeln daran, daß wir unseren Planeten tatsächlich zer-
stören? Sehen Sie sich die Dschungel des Amazonas an, die von
gierigen Leuten in riesigem Ausmaß niedergebrannt werden, in
der Absicht, aus zehn J ahren Graswuchs auf dem dünnen Late-
ritboden, der nach der Zerstörung übrigbleibt, Profit zu schla-
gen. Sie wissen, daß der Boden innerhalb von zehn oder fünf-
zehn J ahren völlig erodiert. Aber zehn J ahre genügen, um ein
~ Vermögen zu machen -und was wünscht sich ein gieriger
f Mensch mehr als ein Vermögen? Wenn ich es nicht tue, dann tut
r es jemand anders, das ist ihr Standpunkt. Und wenn die Regie-
t rung es mir verbietet, dann werde ich sie eben bestechen. Sehr
1..
 (139 - 141)

Aber die großen Bosse versuchen alles, um Gorch aufzuhalten :
Nicht einmal vor einem Mordversuch schrecken sie zurück.
Warum? Weil der kurzfristige Profit geringer ist, obwohl die
Erträge auf lange Sicht bei dieser Methode weitaus größer sind
als beim Abbrennen. Die Gutsbesitzer wollen vermeiden, daß
die Regierung zu der Überzeugung gelangt, sein Vorgehen sei
das richtige, und ein Gesetz erläßt, das dem derzeit üblichen
radikalen Niederbrennen Einhalt gebietet. Denn schließlich sind
die wohlhabenden Gutsbesitzer ja nicht am Profit auf lange Sicht
interessiert. Sie wollen ihren Profit jetzt, so daß sie ihn verpras-
sen können. Warum also sollten sie warten? Warum sollten sie
auch nur eine Minute warten? Und welche Rolle spielt es schon,
daß jedesmal, wenn sie wieder ein großes Waldstück in Brand
s,etzen, ein ganzes Ökosystem, das über Billionen J ahre hinweg
entstanden ist, in Staub und Asche verwandelt wird? Was macht
es schon, wenn mehr und mehr Indianer immer weiter in den
Dschungel hinein fliehen müssen, wo sie verhungern und durch
Krankheit sterben!
Klimaforscher machen sich Sorgen, daß die Zerstörung der
Wälder zu einem Mangel an Sauerstoff in unserer Atmosphäre
führt? Glaubt ihnen kein Wort, sagen die Farmer -sie sind
Spinner und Schwarzmaler, der typische Mann im weißen Kittel
wird nie etwas sagen, was der Profitmacherei der Industriellen in
die Quere kommt. Denn wer zahlt ihn schließlich? Er mag ein
Gott sein -aber nur, solange er mit den richtigen Ergebnissen
aufwartet. Betrachten Sie nur, wie Physiker, die sich gegen die
Entwicklung der Atomkraft äußern, sofort verleumdet werden.
142

Homo exstinctor oder Tyrannohomo rex? Welches ist die -,
passende Bezeichnung? Unsere Art wütet auf dem Planeten wie
eine Pest -wie eine riesige Bestie. Jede andere Lebensform
würde, wenn sie denken könnte, sich von uns tödlich bedroht
fühlen. Wo immer der westliche Mensch hinkommt (und in
zunehmendem Maß auch der südliche und östliche Mensch -sie
lernen schnell), sät er Verderben und Verwüstung. Man denke
nur an die unglaublich seelenlose Grausamkeit, Atomversuche
auf den Pazifischen Inseln anzustellen -Inseln voller üppigem
tierischem und pflanzlichem Leben, auf denen Millionen Arten
von Lebewesen existieren! Wenn die Menschen je wieder zur
Vernunft kommen, werden sie voller Abscheu und Entsetzen
daran zurückdenken. Was immer in Zukunft geschieht, der
Mensch sollte, falls er überhaupt überlebt, bis in alle Ewigkeit c~
sein Haupt beschämt zu Boden senken.
143

 

Einleitendes Zitat zu Kapitel 14: Was also sollen wir tun?

Das Werk zu tun sei dein Beruf,
Nicht kümmre dich's, ob es gelang,
Begehre nie der Taten Frucht,
Doch fröne nicht dem Müßiggang.
Erhaben über alles Tun
Für immer die Erkenntnis bleibt.
In der Erkenntnis suche Schutz;
Verächtlich ist, wen Lohnsucht treibt.

Bhagavadgita 2. 47, 49

 

Textstelle aus Kapitel 15: Ich kam in eine Stadt

 

Der Mensch ist entweder ein Vizekönig oder ein Tier, das kraft seiner Schlauheit und der verschlingenden Leistungsfähigkeit seiner durch technologisches Instrumentarium geschärften Zähne besondere Rechte in Anspruch nimmt, ein Tier, dessen Zeit abgelaufen ist. Ist er so ein Tier, dann hat er keinerlei Rechte - denn er ist nicht mehr und nich tweniger als  ein Stück Fleisch, und die Elefanten und Löwen, Kaninchen und Mäuse müssen in einem düsteren Schlupfwinkel ihres Lebensraumes jubilieren, wenn sie sehen, dass der Usurpator die Mittel zu seiner eigenen Zerstörung schafft. Ist er jedoch ein Vizekönig, dann muss man alle Zerstörung und alle Probleme in der geschaffenen Welt, die ihn umgibt, in gewissem Maß ihm zur Last legen ...
Wenn er wirklich das ist, wofür er sich bis vor kurzem gehalten hat, dann trägt er auf seinem schwachen Rücken die Last der Schöpfung ...

Aus >King of the Castle< von Gai Eaton

vergraben oder in unsere Meere zu werfen. Wir werden den
GroßindustrielIen klarmachen, daß ,wir ihre schmutzigen Pro-
dukte nicht wollen -wir werden zu einem bescheidenen Leben
und zur Bedürfnislosigkeit zurückkehren. Diese Leute sprechen
andauernd von " Wachstum«. Wessen Wachstum? Das Wachs-
tum des menschlichen Geistes -oder der menschlichen Seele ?
Wir müssen zurückkehren zu unserem Erbe, unserem Ge-
burtsrecht, unserer wirklichen Aufgabe -dem Land. Wir müssen
darauf bestehen, daß man uns unsere Pflicht erfüllen läßt, näm-
lich wieder Landwirt zu sein; liebevoll für den Boden zu sorgen,
aus dem alles irdische Leben kommt und zu dem es zurückkehrt.
Wir müssen diese aufgedunsenen Städtehaufen verlassen, die
unseren Planeten entstellen und eine Schande für die Menschheit
darstellen.
Ich kam in eine Stadt. Eine Stadt, die schön und organisch in
einer fruchtbaren, besiedelten Ebene gewachsen ist, in der Kin-
der spielten und lachten und in Grotten, Obsthainen und Gärten
sangen, in der Männer und Frauen hart und freudig arbeiteten,
um den Boden zu bestellen. Die Stadt entstand unmittelbar aus
der Landschaft -ohne häßliche, seelenlose Vororte. Und als ich
in die Stadt hineinkam, erschauerte ich vor Ehrfurcht über ihre
Schönheit, denn die Stadt war zum Ruhme Gottes erbaut
worden.
Wenn das Öl zu Ende ist, wird auch die Zeit der geschwürartig
wuchernden Ballungsgebiete (ich wage nicht, in diesem Zusam-
menhang das schöne Wort Stadt zu benützen) zur Neige gehen.
Nein, nein- die Atomkraft wird sie nicht retten. Sie ist zu teuer,
es gibt zu wenig und es ist zu spät. Wenn die Atomrechnung am
Ende bezahlt werden muß -wenn die letzte Mahnung kommt -,
dann wird sich herausstellen, daß dazu noch die Kosten für
Entwicklung, Lagerung und Verarbeitung von Atommüll, Ent-
schädigung für Krebsfälle (British Nuclear Fuels mußte dem
,Daily Telegraph( vom 9. Juni 1981 zufolge 9600 Pfund als Ent-
schädigung für drei Krebsfälle in Windscale ausspucken und es
werden noch mehr nachfolgen), umfangreiche Schutzmaßnah-
men, besonders ausgerüstete Polizeieinheiten und was weiß ich
noch kommen. Alle diese Kosten sind bisher von der Buchfüh-
rung der Atomindustrie sorgfältig ausgeschlossen worden -aber
die Rechnungen dafür kommen noch! Man kann die Bücher
fälschen, die Rechnungen muß man trotzdem bezahlen.
Nein, nein. Die Atomkraft wird die Städtehaufen nicht ver-
schonen. Nichts, gar nichts, wird den Platz einer Energie einneh-
181
 

men, die aus der Erde hervorströmt, sobald irgend jemand an
der richtigen Stelle ein Loch bohrt.
Und wenn es dann kein oder nur noch extrem teures Öl und
keine Petrochemikalien mehr gibt, müssen die Farmer ungeheu-
re Mengen Nahrungsmittel so gut wie ohne Arbeitskräfte pro-
duzieren, weil die Kosten für Arbeit inzwischen astronomisch
hoch sind, und die Lebensmittel müssen über riesige Entfer-
nungen -oft um die halbe Welt -transportiert werden, müssen
haltbar gemacht, gelagert und an hundert Milliarden parasitärer
Städter verteilt werden, die nichts von Wert dagegen einzutau-
schenhaben.
Nein, Homo exstinctor, die ganze Angelegenheit muß früher
oder später zusammenkrachen und noch so viele Männer in
weißen Kitteln werden das nicht verhindern -auch wenn sie
noch so viel Geld bekommen, um es an diese Probleme zu
verschwenden.
Wir müssen jetzt mit der Arbeit an einer neuen, organischen
Ordnung, einer neuen Harmonie, einem neuen Traum begin-
nen. »Die Welt ist ein Traum, der im Sterben liegt, oder einer,
der erst geboren wird.«
D. H. Lawrence hat einmal geschrieben, die Menschheit sei
wie ein riesiger, entwurzelter Baum, dessen Wurzeln in die Luft
ragen. Auch wir müssen wieder auf die Beine kommen und
unsere Wurzeln in den Boden strecken. Wir müssen uns selbst
wieder im Universum einpflanzen-
Fast hat es den Anschein, als würde die Menschheit in zwei
Spezies aufsplittern. Iiomo exstinctor und Homo. ..was ? Der
Mensch -der Bauer reicht mir völlig. Sapiens ist viel zu arro-
gant und zu weit von der Wahrheit entfernt. Der Mensch als
Bauer -und das Ganze auf Latein.
Und wir müssen wieder ganze Menschen werden.
Wir müssen uns von dem Macho-Traum losreißen -er hat
sich als Alptraum erwiesen.

Frauen sollten Frauen sein und frauliche Qualitäten besitzen, und Männer sollten Männer sein, aber beide sollten sich gegenseitig ergänzen und kein Geschlecht sollte das andere dominieren. Die Menschen beider Geschlechter sollten ihre Klugheit, Intuition und ihre jeweiligen Stärken in die große Aufgabe einbringen, der Lebenskraft zu dienen. Und die Lebenskraft - oder Gott, wenn Sie so wollen - ist weder männlich noch weiblich.
Keine anständige Frau würde atomare Vernichtungswaffen bauen oder sich Maschinen ausdenken, um irgendwelche Wesen zu den Sternen zu befördern. Das sind die verrückten und krankhaften Träume arroganter Männer. Was - Sie wollen ausziehen und andere Sterne verschmutzen, nachdem wir aus diesem hier so einen Saustall gemacht haben? Sie wollen erst diesen zerstören, um einen Vorwand zu haben, sich aufzumachen und die anderen zerstören zu können?
Nein, Frauen und Männer, lasst uns demütig und bedachtsam damit beginnen, diesen Planeten in den Garten zu verwandeln, der er, wie die Bibel berichtet, vor dem Fall war, als "Gott den Mann und die Frau in den Garten setzte, auf dass sie ihn hegten und pflegten".
Die Welt als Garten - das ist, glaube ich, der Wunsch, den die Lebenskraft an uns hat.
Auf diesem Planeten beginnt das neue Kurukshetra -der
Kampf zwischen Gott und dem Bösen -, und mein Herz sagt
mir, daß die Kräfte des Lebens ihn gegen alle Angreifer gewin-
nen werden. Zweifellos wird der Feind, wenn die große ZerstÖ-
rung beginnt, eine Menge Leben mit sich reißen, und eine Men-
ge Leben auf unserem Planeten wird zerstört werden; aber mein
Herz sagt mir, auch wenn mein Kopf dem widerspricht, daß
etwas Leben überleben wird -und vielleicht sogar etwas von
unserer Lebensform.
Leben ist zäh und nicht unterzukriegen und hat bereits große Verwüstungen überstanden. Ich weiß, dass es Leben auf anderen - vielen Millionen anderen - Planeten geben muss. Wahrscheinlich spielt eine dünne, durstige grüne Schicht um diesen kleinen Globus vom Kosmos aus gesehen nur eine sehr geringe Rolle.
Aber für mich spielt sie eine Rolle, und - Schwester, Bruder - er spielt eine Rolle für dich, Schwester Zaunkönig, Bruder Wal, Schwester Gras, Bruder Wurm, Mutter Fels. (182-183, Ende des Buches)

 

 

 

 


wenn sie nach dem lesen dieser seite das (natürliche) bedürfnis empfinden, uns etwas gutes tun zu wollen oder wenn sie einfach gerne menschen eine freude bereiten, können sie für einige ihrer konsumtätigkeiten die links zu diversen konsummöglichkeiten unter www.diedenker.org/bereichern benutzen. damit können sie uns (nicht auf Ihre Kosten versteht sich, denn wozu gibt es denn reiche anbieter, die ihre einnahmen mit uns teilen wollen?) und gleichzeitig sich selbst materiell bereichern.