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Generation Maybe Or Generation Poor?

Im Welt-Artikel „Generation Maybe hat sich im Entweder-oder verrannt“ schreibt ein „Volontär an der Axel-Springer-Akademie“ (eine schöne Umschreibung für Gratis-Praktikant?)  auf geistreiche Weise (er zieht sogar Robert Musil vergleichend heran), dass die 20-30 Jährigen tendentiell mit zuvielen Optionen überfordert wären und deshalb in Untätigkeit verharren (und dabei „spießige Fernsehserien wie ‚Desperate Housewives‘ oder ‚How I Met Your Mother“ schauen) würden, anstatt ihr Leben und die Politik „erwachsen“ in die Hand zu nehmen.

„Das Unglück ist unser Stehenbleiben beim vorletzten Schritt!“
Robert Musil in Der Mann ohne Eigenschaften

Doch wird die junge Generation wirklich nur von zuvielen Möglichkeiten erdrückt, oder nicht stattdessen auch von prekären finanziellen, beruflichen und oft auch familiären, sozialen Verhältnissen? Man denke diesbezüglich beispielsweise an die „Generation Praktikum“, an überfüllte und schlecht ausgestattete Universitäten, an folglich verlängerte Studien- und Praktikazeiten (mit wenig Einkommen und Pensionsversicherungsbeiträgen), an (vermeintlich?) krisenbedingt verschlechterte Arbeitsbedingungen (schließlich können sich Unternehmen keine bessere Bezahlung leisten bzw. es gibt immer genug andere, die dasselbe gern sogar für weniger oder gar keine Bezahlung machen…).

Und man stelle sich auch die Frage, ob junge Menschen früher, beispielsweise den „Goldenen 70er Jahren“, weniger Möglichkeiten hatten (wie z.B. im Ausland zu studieren oder zu arbeiten), oder ob sie damals nur weniger gängig (und nur deshalb weniger genutzt) waren? Und noch eine Frage muss man stellen: ist es denn so schlecht, wie im genannten Artikel impliziert, nicht so schnell „erwachsen“ zu werden (einen Beruf auszuüben, Kinder zu kriegen, …) und stattdessen mit Möglichkeiten zu experimentieren, mit denen frühere Generationen teils schon experimentiert haben?

Ist dieses Streben nach einem noch besseren Leben nicht eigentlich ehrenwert, solange es nicht auf Kosten anderer, sondern höchstens auf Kosten konventioneller, traditioneller Verhaltensweisen (und ohnehin immer schwerer erreichbarem materiellem Luxus) geht?

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