Konrad Lorenz

in: Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit

 

An den von uns hinzugefügten Überschriften können Sie ableiten, zu welchen Themen passend wir die Textstellen eingeordnet haben (sie sind auch bei diesen Themen im Archiv zu finden). Die Reihenfolge, in der sie im Buch angeordnet sind, wird nicht (unbedingt) eingehalten.

 

Staat

Man muss sich fragen, was der heutigen Menschheit größeren Schaden an ihrer Seele zufügt: die verblendende Geldgier oder die zermürbende Hast. Welches von beiden es auch sei, es liegt im Sinne der Machthabenden aller politischen Richtungen, beides zu fördern und jene Motivation bis zur Hypertrophie zu steigern, die den Menschen zum Wettbewerb antreiben...ich halte es aber für sehr wahrscheinlich, dass neben der Gier nach Besitz oder nach höherer Rangordnungs-Stellung, oder nach beidem, auch die Angst eine sehr wesentliche Rolle [für diese Motivation] spielt, Angst im Wettlauf überholt zu werden, Angst vor Verarmung, Angst, falsche Entscheidungen zu treffen und der ganzen aufreibenden Situation nicht oder nicht mehr gewachsen zu sein...Der hastende Mensch ist nicht nur von Gier gelockt, die stärksten Lockungen würden ihn nicht zu so energischer Selbstbeschädigung veranlassen können, er ist getrieben, und was ihn treibt, kann nur Angst sein.
Ängstliche Hast und hastende Angst tragen dazu bei, den Menschen seiner wesentlichsten Eigenschaften zu berauben. Eine von ihnen ist die Reflexion...

 

Recht

Der Glaube an die Existenz eines von kulturgebundener Gesetzgebung unabhängigen Naturrechts ist aber offenbar von alters her mit der Vorstellung verbunden, dass dieses Recht außernatürlicher, unmittelbar göttlicher Herkunft sei.
...Struktur-Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Rechtssystemen der Welt...Für die tatsächlich relativ zahlreichen Übereinstimmungen wurden bisher hauptsächlich drei Erklärungen angeboten: eine metaphysisch-naturrechtliche [...], eine historische (Ideenaustausch durch Diffusion und Kontakt zwischen den verschiedenen Rechtssystemen, d.h. also durch Imitation erlerntes Verhalten) und eine ökologische (Anpassung an Umweltbedingungen bzw. Infrastruktur, d.h. also durch gemeinsame Erfahrung erlernte Verhaltensweisen). Dazu tritt nun in allerjüngster Zeit eine psychologische Erklärung des gemeinsamen "Rechtsgefühls" (Instinktbegriff!) aus typischen Kindheitserfahrungen, in direkter Berufung auf Freud...Wesentlich an dieser Neuorientierung ist die Erkenntnis, dass hier das soziale Phänomen "Recht" auf Individualstrukturen zurückgeführt wird, nicht umgekehrt wie in der traditionellen Rechtstheorie. Bedauerlich ist dagegen m.E. die fortdauernde Betonung erlernter Verhaltensweisen und die Vernachlässigung möglicher angeborener Verhaltensweisen im Recht. .. bin ich fest davon überzeugt, dass es sich bei diesem mysteriösen "Rechtsgefühl" (das Wort lässt sich übrigens weit in die ältere Rechtstheorie zurückverfolgen, aber ohne Erklärung) weitgehend um typisch angeborene Verhaltensweisen handelt.
...als wissenschaftlich feststehend können wir betrachten, dass die Art Homo sapiens über ein hochdifferenziertes System von Verhaltensweisen verfügt, das in durchaus analoger Weise wie das System der Antikörperbildung im Zellenstaat der Ausmerzung gemeinschaftsgefährdender Parasiten dient.
Auch in der modernen Kriminologie wird die Frage gestellt, welche Anteile kriminellen Verhaltens auf genetischen Ausfällen von angeborenen sozialen Verhaltens und Hemmungen beruhen und welche aus Störungen in der kulturellen Überlieferung sozialer Normen zu erklären sind...
Vor allem weiss die Kriminologie allzu gut, wie gering die Aussichten sind, sogenannte Gemütsarme zu sozialen Menschen zu machen. Dies gilt gleicherweise für gemütsarm geborene wie für solche Unglückliche, die nahezu dieselbe Störung durch Erziehungsmängel, vor allem durch Hostpitalisation erworben haben. Mangel an persönlichem sozialem Kontakt mit der Mutter während der frühesten Kindheit erzeugt - wenn er nicht noch Schlimmeres bewirkt - eine Unfähigkeit zu sozialer Bindung, deren Symptomatik äusserst ähnlich der einer angeborenen Gefühlsarmut ist...der alte Leitsatz des Arztes "Vorbeugen ist besser als heilen" gilt auch für seelische Störungen.
...ein geringer Schaden im Vergleich zu dem, den die Einstellung der heutigen öffentlichen Meinung zum Verbrechen schlechthin anrichtet: Die zur Religion gewordene Überzeugung, dass alle Menschen gleich geboren seien und dass alle sittlichen und moralischen Gebrechen des Verbrechers nur auf die Sünden zurückzuführen seine, die seine Erzieher an ihm begangen hätten, führt zur Vernichtung jedes natürlichen Rechtsgefühles, vor allem auch bei dem Ausfallbehafteten selbst, der sich voll Selbstbemitleidung als Opfer der Gesellschaft ansieht. 
Die öffentliche Meinung ist träge, sie reagiert erst nach langer "Totzeit" auf neue Einflüsse; außerdem liebt sie grobe Vereinfachungen, die meist Übertreibungen eines Tatbestandes sind. Deshalb ist die Opposition, die eine öffentliche Meinung kritisiert, dieser gegenüber so gut wie immer im Recht. Aber sie begibt sich, im Tauziehen der Meinungen, in extreme Positionen, die sie nie eingenommen hätte, wenn sie nicht die Gegenmeinung zu kompensieren getrachtet hätte. Bricht dann die bisher herrschenden Meinung zusammen, was sie ganz plötzlich zu tun pflegt, so schwingt das Pendel nach der ebenso Übertriebenen Extremstellung der bisherigen Opposition aus.
Zweifellos ist das "mysteriöse Rechtsgefühl", von dem P.H.Sand spricht, ein System genetisch verankerter Reaktionen, die uns gegen asoziales Verhalten von Artgenossen einzuschreiten veranlassen...Ganz zweifellos ist die Wahrscheinlichkeit krasser Fehlleistungen dieses unreflektierten Rechtsgefühles ebenso groß wie bei nur irgendeiner instinktiven Reaktionsweise.
Das "Mobbing", das so leicht zu Lynchjustiz führt, ist in der Tat eine der inhumansten Verhaltensweisen, zu denen normale moderne Menschen gebracht werden können. Es verursacht alle Grausamkeiten gegen die "Barbaren" außerhalb wie gegen die Minderheiten innerhalb der eigenen Sozietät, es verstärkt die Neigung zur Pseudo-Artenbildung im Sinne Eriksons und liegt sehr vielen anderen, der Sozialpsychologie wohlbekannten Projektionsphänomenen zugrunde, zum Beispiel der typischen Suche nach einem "Sündenbock" für eigenes Versagen, und noch vielen anderen, äußerst gefährlichen und unmoralischen Impulsen, die - für den Ungeübten intuitiv nicht unterscheidbar - in jenes globale Rechtsgefühl eingehen.
Die Ausschaltung des natürlichen Rechtsgefühls durch die heutige Tendenz zur absoluten Toleranz wird in ihrer gefährlichen Wirkung verstärkt durch die pseudodemokratische Doktrin, dass alles menschliche Verhalten erlernt sei. 
Wir wissen, dass das große Regulativ der verantwortlichen, kategorischen Frage sowohl erziehungsbedingte als auch genetische Unzulänglichkeiten sozialen Verhaltens nur innerhalb enger Grenzen zu kompensieren vermag. Wenn man biologisch denken gelernt hat und von der Macht instinktiver Antriebe ebenso weiß wie von der Ohnmacht aller verantwortlichen Moral und aller guten Vorsätze und wenn man zusätzlich noch einige psychiatrisch-tiefenpsychologische Einsicht in das Zustandekommen von Störungen sozialen Verhaltens hat, ist einem die Möglichkeit benommen, den "Delinquenten" mit jenem selbstgerechten Zorne zu verdammen, wie jeder gefühlsstarke Naive dies tut.

(Kapitel 6)

 

Kapitalismusnahes System

Der Wettbewerb des Menschen mit dem Menschen wirkt, wie kein biologischer Faktor es vor ihm je getan hat, "der ewig regen, der heilsam schaffenden Gewalt" direkt entgegen und zerstört so ziemlich alle Werte, die sie schuf, mit kalter Teufelsfaust, deren Tun ausschließlich von wertblinden, kommerziellen Erwägungen bestimmt ist. 
Was für die Menschheit als Ganzes, ja selbst, was für den Einzelmenschen gut und nützlich ist, wurde unter dem Druck zwischenmenschlichen Wettbewerbs bereits völlig vergessen. Als Wert wird von der erdrückenden Mehrzahl der heute lebenden Menschen nur mehr das empfunden, was in der mitleidlosen Konkurrenz erfolgreich und geeignet ist, den Mitmenschen zu überflügeln...Geld ist ursprünglich ein Mittel...Wie viele Menschen gibt es heute noch, die einen überhaupt verstehen, wenn man ihnen erklären will, dass Geld an sich keinen Wert darstellt? Genau dasselbe gilt für die Zeit...
Man muss sich fragen, was der heutigen Menschheit größeren Schaden an ihrer Seele zufügt: die verblendende Geldgier oder die zermürbende Hast. Welches von beiden es auch sei, es liegt im Sinne der Machthabenden aller politischen Richtungen, beides zu fördern und jene Motivation bis zur Hypertrophie zu steigern, die den Menschen zum Wettbewerb antreiben...ich halte es aber für sehr wahrscheinlich, dass neben der Gier nach Besitz oder nach höherer Rangordnungs-Stellung, oder nach beidem, auch die Angst eine sehr wesentliche Rolle [für diese Motivation] spielt, Angst im Wettlauf überholt zu werden, Angst vor Verarmung, Angst, falsche Entscheidungen zu treffen und der ganzen aufreibenden Situation nicht oder nicht mehr gewachsen zu sein...Der hastende Mensch ist nicht nur von Gier gelockt, die stärksten Lockungen würden ihn nicht zu so energischer Selbstbeschädigung veranlassen können, er ist getrieben, und was ihn treibt, kann nur Angst sein.
Ängstliche Hast und hastende Angst tragen dazu bei, den Menschen seiner wesentlichsten Eigenschaften zu berauben. Eine von ihnen ist die Reflexion...
Eine der bösesten Auswirkungen der Hast oder vielleicht unmittelbar der Hast erzeugenden Angst ist die offenkundige Unfähigkeit moderner Menschen, auch nur kurze Zeit mit sich selbst allein zu sein. Sie vermeiden jede Möglichkeit der Selbstbesinnung und Einkehr mit einer ängstlichen Beflissenheit...Für die um sich greifende Sucht nach Lärm, die bei der sonstigen Neurasthenie moderner Menschen geradezu paradox ist, gibt es keine andere Erklärung als die, dass irgend etwas übertäubt werden muss...
Obwohl sie von frühester Kindheit an darauf dressiert werden, in allen wahnsinnigen Auswüchsen des Wettbewerbes Fortschritte zu sehen, schaut den gerade fortschrittlichsten unter ihnen die sie treibende Angst am deutlichsten aus den Augen und die tüchtigsten und am meisten "mit der Zeit gehenden" sterben besonders früh an Herzinfarkt...
Die große Masse der Konsumenten ist dumm genug, um sich die Lenkung mittels der durch Meinungs- und Werbungsforschung ausgearbeiteten Methoden gefallen zu lassen...
Die Luxusbildungen, die als Folge des Teufelskreises einer rückgekoppelten Produktions- und Bedürfnissteigerung auftreten, werden den westlichen Ländern, vor allem den USA, früher oder später dadurch zum Verderben werden, dass ihre Bevölkerung gegen die weniger verwöhnte und gesündere der östlichen Länder nicht mehr konkurrenzfähig sein wird. Seitens kapitalistischer Machthaber ist es daher äußerst kurzsichtig, das bisherige Verfahren beizubehalten, das darin besteht, den Konsumenten durch Erhöhung seines "Lebensstandards" dafür zu belohnen und so darauf zu "konditionieren", dass er in seinem blutdruckerhöhenden, nervenzermürbenden Wettlauf mit seinem Nächsten fortfährt.

Das Wegschmeißen kaum angebrauchter Güter zwecks Erwerbung neuer, das lawinenartige Anwachsen von Produktion und Verbrauch aber ist nachweislich und zweifellos ebenso dumm wie schlecht – im ethischen Sinne diese Wortes. In dem Maße, in dem das Handwerk durch die Konkurrenz der Industrie ausgerottet wird und in dem der kleinere Unternehmer, einschließlich des Bauern, existenzunfähig wird, sind wir alle gezwungen, uns in unserer Lebensführung den Wünschen der Großproduzenten zu fügen, die Nahrungsmittel zu fressen und die Kleidungsstücke anzuziehen, die sie für uns für gut befinden, und was das Allerschlimmste ist, wir merken kraft der uns zuteil gewordenen Konditionierung gar nicht, dass sie dies tun.

 

Rebellion

So energisch ich im Folgenden den gefährlichen Irrtümern entgegentreten werde, denen sie [die rebellierenden Jugendlichen, Anm.] sich hingeben, so unmissverständlich sei hier festgestellt, dass sie keineswegs an einem Mangel an sozialen und moralischen Empfindens und noch weniger an Wertblindheit leiden. Ganz im Gegenteil: Sie haben ein ungemein richtiges Empfinden dafür, dass nicht nur etwas faul ist im Staate Dänemark, sondern dass in sehr viel größeren Staaten sehr vieles faul ist.

...ganz eindeutig mit der Absicht, die Mitglieder der anderen ethnischen Gruppen zu ärgern. Genau dies tun sehr viele selbstkonstituierte Gruppen rebellierender Jugendlicher, wobei es ganz erstaunlich ist, wie sehr sich bei ihnen – trotz angeblicher größter Ablehnung alles Militärischen – der Drang zur Uniformierung durchsetzt. (73)

Während dieser Phase (Pubertätszeit) beginnt sich der junge Mensch von den Traditionen des Elternhauses zu lösen, sie kritisch zu prüfen und Umschau nach neuen Idealen zu halten, nach einer neuen Gruppe, der er sich anschließen und deren Sache er zu der seinen machen kann. Der instinktive Wunsch, für eine gute Sache auch kämpfen zu können, ist für die Objektwahl ausschlaggebend, besonders bei jungen Männern. In dieser Phase erscheint das Altüberkommene langweilig und alles Neue anziehend, man könnte von einer physiologischen Neophilie sprechen.

Ohne allen Zweifel hat dieser Vorgang einen hohen Arterhaltungswert, um dessentwillen er in das phylogenetisch entstandene Programm menschlicher Verhaltensweisen aufgenommen wurde. [...] Wie bei allen festen Strukturen, muss auch bei der kulturellen Überlieferung die unentbehrliche Stützfunktion durch den Verlust von Freiheitsgraden erkauft werden, und wie bei allen anderen bringt der Abbau, der um jeder Umkonstruktion willen nötig wird, bestimmte Gefahren mit sich, da zwischen Ab- und Neuaufbau notwendigerweise eine Periode der Halt- und Schutzlosigkeit liegt. Dies ist beim sich häutenden Krebs und beim pubertierenden Menschen in analoger Weise der Fall.

 Normalerweise folgt auf die Periode der physiologischen Neophilie ein Wiederaufleben der Liebe zum Althergebrachten. Das kann ganz allmählich vor sich gehen, die meisten von uns Älteren können Zeugnis davon ablegen, dass man mit Sechzig eine weit höhere Meinung von vielen Anschauungen seines Vaters hat als mit Achtzehn. A. Mitscherlich nennt dieses Phänomen treffend den „späten Gehorsam“. Die physiologische Neophilie und der späte Gehorsam bilden zusammen ein System, dessen systemerhaltende Leistung darin liegt, ausgesprochen veraltete und neuer Entwicklung hinderliche Elemente der überlieferten Kultur auszumerzen, ihre wesentliche und unentbehrliche Struktur indessen weiter zu bewahren. (75)

Das Entwicklungstempo, das der heutigen Kultur von ihrer Technologie aufgezwungen wird, hat zur Folge, dass von dem, was eine Generation an traditionellem Gut noch besitzt, ein sehr beträchtlicher Teil von der kritischen Jugend mit Recht als obsolet erkannt wird.  ...Irrglaube, der Mensche könne eine neue Kultur willkürlich und rational aus dem Boden stampfen... (77)

Anerkennung rangordnungsmäßiger Überlegenheit ist kein Hindernis für Liebe. Die Erinnerung sollte jedem Menschen sagen, dass er als Kind solche Menschen, zu denen er emporsah und denen er sich eindeutig unterwarf, nicht weniger, sondern mehr geliebt hat als Gleichrangige oder Untergeordnete. [..] Es ist eines der größten Verbrechen der pseudodemokratischen Doktrin, das Bestehen einer natürlichen Rangordnung zwischen zwei Menschen als frustrierendes Hindernis für alle wärmeren Gefühle zu erklären. (78)

Wie ich schon .. auseinandergesetzt habe, befindet sich das Kind (einer „Non-frustration“-Erziehung) in einer der Rangordnung entbehrenden Gruppe in einer durchaus unnatürlichen Situation. Da es nämlich sein eigenes, instinktmäßig programmiertes Streben nach hoher Rangstellung nicht unterdrücken kann und selbstverständlich die widerstandslosen Eltern tyrannisiert, sieht es sich in die Rolle des Gruppenführers gedrängt, in der ihm gar nicht wohl ist. Ohne einen stärkeren „Vorgesetzten“ fühlt es sich schutzlos in einer durchaus feindseligen Welt...

Nur wenn man einen Menschen aus tiefstem Seelengrunde liebt und gleichzeitig zu ihm aufblickt, ist man überhaupt imstande, seine kulturelle Tradition zu seiner eigenen zu machen. Eine solche „Vaterfigur“ fehlt nun ganz offensichtlich einer erschreckenden Mehrzahl der heute aufwachsenden jungen Menschen. Der leibliche Vater versagt allzu oft, und der Massenbetrieb an Schulen und Universitäten verhindert es, dass ein verehrter Lehrer ihn ersetzt.

Zu diesen rein ethologischen Gründen, die elterliche Kultur abzulehnen, kommen nun aber bei vielen intelligenten Jugendlichen auch echt ethische. An unserer heutigen westlichen Kultur mit ihrer Vermassung, ihrer Verwüstung der Natur, ihrem wertblind-geldgierigen Wettlauf mit sich selbst, ihrer erschreckenden Gefühls-Verarmung und ihrer Verdummung durch Indoktrination ist fürwahr das Nicht-Nachahmenswerte so augenfällig, dass es allzu leicht den Gehalt an tiefer Wahrheit und Weisheit vergessen lässt, der auch unserer Kultur innewohnt. Die Jugend hat in der Tat triftige und rationale Gründe, sämtlichen „Establishments“ den Kampf anzusagen...Leider sind die nachdenklichen und aus rationalen Motiven handelnden jungen Leute die weniger gewalttätigen...Aus einer falsch verstandenen Loyalität sind die vernünftigen Jugendlichen offenbar nicht imstande, sich von den triebmäßig handelnden zu distanzieren. (80)

Es liegt im tiefsten Wesen des Menschen als des natürlichen Kulturwesens begründet, dass er eine voll befriedigende Identifizierung nur in und mit einer zu finden vermag. ...Objektwahl, die nach einer Gruppenzugehörigkeit lechzende Jugendliche nicht selten treffen. Alles ist besser, als gar keiner Gruppe anzugehören... (81)

Die gefühlsmäßige Erregung hemmt die rationale Leistung...Hass macht nicht nur blind und taub, er macht auch unglaublich dumm...Es wird schwer sein, ihnen beizubringen, dass das in der kulturellen Entwicklung Entstandene ebenso unersetzlich und ehrfurchtgebietend ist wie das in der Stammesgeschichte Gewordene, es wird schwer sein, ihnen beizubringen, dass eine Kultur ausgelöscht werden kann wie eine Kerzenflamme. (82)

 

Wissenschaft, Forschung und Technik

Wir mögen uns noch so eifrig vor Augen halten, dass all unser Wissen, alles, was unsere Wahrnehmung uns von der außersubjektiven Wirklichkeit mitteilt, nur ein grob vereinfachendes, annäherungsweises Bild des an sich Bestehenden darstellt, wir können doch nicht verhindern, dass wir gewisse Dinge einfach für wahr halten und von der absoluten Richtigkeit dieses Wissens überzeugt sind. Diese Überzeugung ist, wenn man sie psychologisch und vor allem phänomenologisch richtig betrachtet, einem Glauben in jedem Sinne dieses Wortes gleichzusetzen. (86)

So glaube ich zum Beispiel, dass das Universum von einem einzigen Satz von untereinander widerspruchsfreien Naturgesetzen regiert wird, die nie durchbrochen werden. Diese Überzeugung, .., schließt außernatürliche Geschehnisse aus, mit anderen Worten, ich halte alle von den Parapsychologen und von den Spiritisten beschriebenen Erscheinungen für Selbsttäuschung. Diese Meinung ist völlig unwissenschaftlich, außernatürliche Vorgänge könnten ja erstens sehr selten und zweitens von geringem Ausmaße sein, und die Tatsache, dass ich derlei nie zu Gesicht bekommen habe, berechtigt mich selbstverständlich zu keiner Aussage über ihre Existenz oder Nichtexistenz. Es ist eingestandenermaßen mein rein religiöser Glaube, dass es nur ein großes Wunder und keine Wunder im Plural gibt oder, .. , dass Gott es nicht nötig hat, Wunder zu tun...Um seinem Erkenntnisstreben auch nur eine scheinbar feste Basis zu verleihen, kann der Mensch gar nicht anders, als gewisse Tatsachen als feststehend anzunehmen und sie seinen Schlussfolgerungen als archimedische Punkte zu „unterstellen“. Bei der Hypothesenbildung fingiert man bewusst die Sicherheit einer solchen Unterstellung, man „tut, als ob“ sie wahr wäre...Je länger man dann auf solchen fiktiven archimedischen Punkten weitergebaut hat, ohne dass das Gebäude in sich widerspruchsvoll wird und zusammenbricht, desto wahrscheinlicher wird nach dem Prinzip der gegenseitigen Erhellung die ursprünglich tollkühne Annahme, dass die hypothetisch unterstellten archimedischen Punkte wirkliche seien. Die hypothetische Annahme, dass gewisse Dinge einfach wahr seien, gehört also zu den unentbehrlichen Verfahren menschlichen Erkenntnisstrebens. Ebenso gehört es zu der motivationsmäßigen Voraussetzung menschlichen Forschens, dass man hofft, die Annahme sei wahr, die Hypothese sei richtig...Die meisten von uns – dessen müssen wir uns bewusst sein – lieben ihre Hypothesen, und es ist, wie ich einmal sagte, eine zwar schmerzhafte, aber jung und gesund erhaltende Turnübung, täglich, gewissermaßen als Frühsport, eine Lieblingshypothese über Bord zu werfen...Denkgewohnheiten werden genauso leicht zu „lieben“ Gewohnheiten wie irgendwelche anderen. Besonders aber tun sie das, wenn man sie nicht selbst geschaffen, sondern von einem großen Lehrer übernommen hat. Wenn dieser Entdecker eines neuen Erklärungsprinzips gewesen war und daher viele Schüler hatte, so gesellt sich zu dieser Anfänglichkeit noch die Massenwirkung einer von vielen Menschen geteilten Meinung.(88)

Nicht nur die öffentliche Meinung über die Wissenschaft, sondern auch die Meinung innerhalb der Wissenschaften neigt ganz zweifellos dazu, diejenigen für die wichtigsten zu halten, die es nur vom Standpunkt einer zur Masse degradierten, naturentfremdeten, nur an kommerzielle Werte glaubenden, gefühlsarmen, verhaustierten und der kulturellen Tradition verlustigten Menschheit aus zu scheinen. (98)

„Big Science“ ist keineswegs etwa die Wissenschaft von den größten und höchsten Dingen auf unserem Planeten, ist keineswegs die Wissenschaft von der menschlichen Seele und dem menschlichen Geiste, sondern vielmehr ausschließlich das, was viel Geld oder große Energiemengen einbringt oder aber große Macht verleiht, und sei es auch nur die Macht, alles wahrhaft Große und Schöne zu vernichten. (99)

Bekannte Aussprüche, wie etwa der, dass jede Naturforschung so weit Wissenschaft sei, als sie Mathematik enthalte, oder dass Wissenschaft darin bestehe, „zu messen, was messbar ist, und messbar zu machen, was nicht messbar ist“, sind erkenntnistheoretisch wie menschlich der größte Unsinn, der je von den Lippen derer kam, die es besser hätten wissen können. (100)

Die modische Neigung, die Forschung auf niedrigeren Integrationsebenen für die „wissenschaftlichere“ zu halten, führt dann allzu leicht zum Atomismus, d.h. zu Teiluntersuchungen untergeordneter Systeme ohne die obligate Berücksichtigung der Art und Weise, in der diese dem Aufbau der Ganzheit eingefügt sind. ...der methodische Fehler, den wir als Reduktionismus bezeichnen, liegt darin, bei diesem Erklärungsversuche die unermesslich komplexe Struktur außer acht zu lassen, in der sich die Untersysteme zusammenfügen und aus der allein die Systemeigenschaften des Ganzen verständlich gemacht werden können. (102)

Wenn jemand das eigene subjektive Erleben zum Gegenstand der Untersuchung macht, fällt er als subjektivistisch der größten Verachtung anheim, erst recht, wenn er es wagt, die Isomorphie psychologischer und physiologischer Vorgänge als Wissensquelle zum Verständnis der letzteren auszuschöpfen. Die Doktrinäre der pseudodemokratischen Doktrin haben die „Psychologie ohne Seele“ offen auf ihre Banner geschrieben, wobei sie völlig vergessen, dass sie selbst ja bei ihren „objektivsten“ Forschungen nur auf dem Wege ihres eigenen subjektiven Erlebens von den zu erforschenden Objekten Kenntnis haben. (104)

Die Überbevölkerung mit ihrer unvermeidlichen Entindividualisierung und Uniformierung, die Naturentfremdung mit dem Verlust der Fähigkeit zur Ehrfurcht, der kommerzielle Wettlauf der Menschheit mit sich selbst, der in utilitaristischer Denkungsart das Mittel zum Selbstzweck macht und das ursprüngliche Ziel vergessen lässt, und nicht zuletzt die allgemeine Verflachung des Gefühls, sie alle finden in den die Wissenschaften betreffenden Dehumanisationserscheinungen ihren Niederschlag, sie sind deren Ursache und nicht deren Folge. (105)

Der Wettlauf der Menschheit mit sich selbst, der die Entwicklung der Technologie zu unserem Verderben immer rascher vorantreibt, die Menschen blind für alle wahren Werte macht und ihnen die Zeit nimmt, der wahrhaft menschlichen Tätigkeit der Reflexion zu obliegen. (aus der Zusammenfassung der Bedrohungen der Menschheit im Buch, 107)

 

Manipulation

Denkgewohnheiten werden genauso leicht zu „lieben“ Gewohnheiten wie irgendwelche anderen. Besonders aber tun sie das, wenn man sie nicht selbst geschaffen, sondern von einem großen Lehrer übernommen hat. Wenn dieser Entdecker eines neuen Erklärungsprinzips gewesen war und daher viele Schüler hatte, so gesellt sich zu dieser Anfänglichkeit noch die Massenwirkung einer von vielen Menschen geteilten Meinung.

Das große Genie, das ein neues Erklärungsprinzip entdeckt hat, neigt erfahrungsgemäß dazu, dessen Geltungsbereich zu überschätzen... Wenn dann noch hinzukommt, dass die Theorie allzu plastisch ist und wenig zu Falsifikation anreizt, dann kann dies im Verein mit der Verehrung für den Meister dazu führen, dass die Schüler zu Jüngern werden und die Schule zu einer Religion und einem Kult, wie dies so mancherorts mit der Lehre Sigmund Freuds passiert ist.

...Die Doktrin wird nun mit derselben Zähigkeit und derselben Affektbetontheit verteidigt, die am Platz wäre, wenn es gälte, die wohlerprobten Weisheiten, das durch Selektion geklärte Wissen einer alten Kultur, vor der Vernichtung zu bewahren. Wer mit der Meinung nicht konform geht, wird als Ketzer gebrandmarkt, verleumdet und nach Möglichkeit diskreditiert. Die höchst spezielle Reaktion des „Mobbing“, des sozialen Hasses, wird auf ihn entladen.

Eine solche, zur allumfassenden Religion gewordene Doktrin gewährt ihren Anhängern die subjektive Befriedigung einer endgültigen Erkenntnis von Offenbarungscharakter. Alle Tatsachen, die ihr widersprechen, werden geleugnet, ignoriert oder aber, was am häufigsten vorkommt, im Sinne Sigmund Freuds verdrängt, d.h. unter die Schwelle des Bewusstseins verbannt. Der Verdrängende setzt jedem Versuch, das Verdrängt wieder bewusst zu machen, einen erbitterten, aufs äußerste affektbesetzten Widerstand entgegen, der um so größer ist, je größer die Änderung wäre, die dies in seinen Anschauungen erheischen würde, vor allem jenen, die er über sich selbst gebildet hat.

..Wirklich satanisch aber wirkt sich die Indoktrinierung erst dann aus, wenn sie ganz große Menschenmengen, ganze Kontinente, ja vielleicht sogar die ganze Menschheit in einem einzigen, bösen Irrglauben vereinigt. Eben diese Gefahr aber droht uns jetzt.

Die orthodoxen Anhänger der Lehre behaupten klipp und klar, dass der Mensch als ein unbeschriebenes Blatt geboren werde und dass alles, was er denkt, fühlt, weiß und glaubt, das Resultat seiner „Konditionierung“ sei...fand diese Meinung allgemeinen Anklang. Selbst religiöse Menschen konnten zu ihr bekehrt werden, denn wenn das Kind als „tabula rasa“ geboren wird, kommt jedem Gläubigen die Pflicht zu, dafür zu sorgen, dass es – und wenn möglich alle anderen Kinder auch – in seiner eigenen, einzig wahren Glaubenslehre erzogen werde...Es ist eine unbezweifelbare ethische Wahrheit, dass alle Menschen das Recht auf gleiche Entwicklungsmöglichkeiten besitzen. Allzuleicht aber lässt sich diese Wahrheit in die Unwahrheit verdrehen, dass alle Menschen potentiell gleichwertig seien. Die behavioristische Doktrin geht noch einen Schritt weiter, indem sie behauptet, alle Menschen würden einander gleich werden, wenn sie sich unter gleichen äußeren Bedingungen entwickeln könnten, und zwar würden sie zu ganz idealen Menschen werden, wenn nur diese Bedingungen ideal wären. Daher können oder, besser gesagt: dürfen die Menschen keinerlei ererbte Eigenschaften besitzen, vor allem aber keine solchen, die ihr soziales Verhalten und ihre sozialen Bedürfnisse bestimmen. Die Machthabenden Amerikas, Chinas und der Sowjetunion sind heute in dem einen Punkte durchaus gleicher Meinung, dass unbegrenzte Konditionierbarkeit des Menschen in höchstem Grade wünschenswert sei. Ihr Glaube an die pseudodemokratische Doktrin ist – wie Wylie behauptet – von dem Wunsche getragen, dass sie wahr sei, denn diese Manipulanten sind keineswegs etwa satanisch kluge Übermenschen, sondern selbst allzu menschliche Opfer der eigenen unmenschlichen Doktrin. Dieser aber ist alles spezifisch Menschliche unwillkommen, alle in dieser Abhandlung besprochenen Erscheinungen, die zum Verlust des Menschentums beitragen, sind im Interesse besserer Manipulierbarkeit der Massen außerordentlich erwünscht. „Fluch der Individualität“ ist die Parole. Dem kapitalistischen Großproduzenten wie dem sowjetischen Funktionär muss gleicherweise daran gelegen sein, die Menschen zu möglichst uniformen, ideal widerstandslosen Untertanen zu konditionieren, gar nicht viel anders als es Aldous Huxley in seinem so schauerlichen Zukunftsroman ‚Brave New World’ dargestellt hat. Der Irrglaube, dass man dem Menschen, richtige „Konditionierung“ vorausgesetzt, schlechterdings alles zumuten, schlechterdings alles aus ihm machen kann, liegt den vielen Todsünden zugrunde, welche die zivilisierte Menschheit gegen die Natur, auch gegen die Natur des Menschen und gegen die Menschlichkeit begeht. Es muss eben übelste Auswirkungen haben, wenn eine weltumfassende Ideologie samt der sich aus ihr ergebenden Politik auf einer Lüge begründet ist.

„Wir dürfen doch keineswegs annehmen, die Menschen seien in unserer Zeit mehr durch ein ausgeklügeltes System von Manipulation an ihrer individuellen Realisierung gehindert als in früherer Zeit.“, sagt Mitscherlich merkwürdigerweise. Ich bin völlig davon überzeugt, dass sie das sind! Noch nie waren so große Menschenmassen auf wenige ethnische Gruppen verteilt, noch nie war Massensuggestion so wirksam, noch nie hatten die Manipulanten eine so gute, auf wissenschaftlichem Experimentieren aufgebaute Werbetechnik, noch nie verfügten sie über so eindringliche „Massenmedien“ wie heute.

Aus der Zusammenfassung der Bedrohungen der Menschheit: Die Zunahme der Indoktrinierbarkeit der Menschheit. Die Vermehrung der Zahl der in einer einzigen Kulturgruppe vereinigten Menschen führt im Verein mit der Vervollkommnung technischer Mittel zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung zu einer Uniformierung der Anschauungen, wie sie zu keinem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte bestanden hat. Dazu kommt, dass die suggestive Wirkung einer fest geglaubten Doktrin mit der Zahl ihrer Anhänger wächst, vielleicht sogar in geometrischer Proportion. Schon heute wird mancherorts ein Individuum, das sich der Wirkung der Massenmedien, z.B. des Fernsehens, bewusst entzieht, als pathologisch betrachtet. Die ent-individualisierten Effekte sind allen jenen willkommen, die große Menschenmassen manipulieren wollen. Meinungsforschung, Werbetechnik und geschickt gesteuerte Mode helfen..zu gleichartiger Macht über die Massen.

 

Medien

Der entscheidende Schritt zur Bildung einer Doktrin im engeren Sinne des Wortes aber besteht darin, dass zu den beiden eben besprochenen, die Theorie zur Überzeugung festigenden Faktoren noch die allzu große Zahl ihrer Anhänger kommt. Die Verbreitungsmöglichkeit, die heute einer solchen Lehre durch die sogenannten Massenmedien: Zeitung, Radio und Fernsehen, geboten ist, führt sehr leicht dazu, dass eine Lehre, die nicht mehr als eine unverifizierte wissenschaftliche Hypothese ist, nicht nur zur allgemeinen wissenschaftlichen, sondern überhaupt zur öffentlichen Meinung wird...Die Doktrin wird nun mit derselben Zähigkeit und derselben Affektbetontheit verteidigt, die am Platz wäre, wenn es gälte, die wohlerprobten Weisheiten, das durch Selektion geklärte Wissen einer alten Kultur, vor der Vernichtung zu bewahren. Wer mit der Meinung nicht konform geht, wird als Ketzer gebrandmarkt, verleumdet und nach Möglichkeit diskreditiert. Die höchst spezielle Reaktion des „Mobbing“, des sozialen Hasses, wird auf ihn entladen. (90)

Eine solche, zur allumfassenden Religion gewordene Doktrin gewährt ihren Anhängern die subjektive Befriedigung einer endgültigen Erkenntnis von Offenbarungscharakter. Alle Tatsachen, die ihr widersprechen, werden geleugnet, ignoriert oder aber, was am häufigsten vorkommt, im Sinne Sigmund Freuds verdrängt, d.h. unter die Schwelle des Bewusstseins verbannt. Der Verdrängende setzt jedem Versuch, das Verdrängt wieder bewusst zu machen, einen erbitterten, aufs äußerste affektbesetzten Widerstand entgegen, der um so größer ist, je größer die Änderung wäre, die dies in seinen Anschauungen erheischen würde, vor allem jenen, die er über sich selbst gebildet hat.

..Wirklich satanisch aber wirkt sich die Indoktrinierung erst dann aus, wenn sie ganz große Menschenmengen, ganze Kontinente, ja vielleicht sogar die ganze Menschheit in einem einzigen, bösen Irrglauben vereinigt. Eben diese Gefahr aber droht uns jetzt. (91)

„Wir dürfen doch keineswegs annehmen, die Menschen seien in unserer Zeit mehr durch ein ausgeklügeltes System von Manipulation an ihrer individuellen Realisierung gehindert als in früherer Zeit.“, sagt Mitscherlich merkwürdigerweise. Ich bin völlig davon überzeugt, dass sie das sind! Noch nie waren so große Menschenmassen auf wenige ethnische Gruppen verteilt, noch nie war Massensuggestion so wirksam, noch nie hatten die Manipulanten eine so gute, auf wissenschaftlichem Experimentieren aufgebaute Werbetechnik, noch nie verfügten sie über so eindringliche „Massenmedien“ wie heute.(95) „

 

Anstößiges

Der größte Schaden, den die Bedrohung durch die Kernwaffen der Menschheit heute schon und auch im günstigsten Falle zufügt, besteht darin, dass sie eine allgemeine „Weltuntergangsstimmung“ erzeugt. Die Erscheinungen eines unverantwortlichen und infantilistischen Strebens nach sofortiger Befriedigung primitiver Wünsche und einer entsprechenden Unfähigkeit, sich für etwas verantwortlich zu fühlen, was in der fernen Zukunft liegt, hängt ganz sicher damit zusammen, dass unterbewusst allen Entscheidungen die bange Frage zugrunde liegt, wie lange die Welt noch steht. (Konrad Lorenz)

 

Konrad Lorenz in: Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit, 1973 (Angebot: Buch - dasselbe, aus dem die Auszüge stammen)

 

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